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Briefe von Robert Browning und

Elizabeth Barrett Barrett

Ins Deutsche übertragen

von Felix Paul Greve

Berlin 1905

S. Fischer, Verlage

VCRBEMERKUNG DES HERAUSGEBERS

Literatur oder des Lebens solcher Menschen, die der Literstur angehören, eine Auswahl zu treffen, begeht eine Tat, die unter die \' Kompetenz des literarischen Kriminalgerichtes fällt. Glücklich der, der sich wenigstens von den Kapital- verbrechen reinzuwaschen vermag. Das Schlimmste ist, dass die Verteidigung nicht das letzte Wort in der Ver- handlung hat, sondern das erste. Ich werde versuchen, in Kürze diejenigen Prinzipien klarzulegen, auf Grund deren ich eine Besprechung erhofte.

Es galt, aus einer Briefsammlung zweier bedeutender Menschen etwa (und zwar höchstens) die Hälfte aus- zuwählen. Die Briefe sind aber mehr als die blossen Begleiter einer Reihe von Lebensjahren. Sie sind die hauptsächlichsten Träger der Mitteilung für zwei Menschen, zwischen denen sich ein Schicksal abspielt. Der erste Brief ist ein erstes Wort eines Dichters an eine ihm persönlich fremde Dichterin. Der letzte Brief ist der Brief einer Frau, die im Begriffe steht, unter den schwie- rigsten Verhältnissen ihrem Manne ins Leben und aus dem Lande zu folgen. Dazwischen liegt eine leiden- schaftliche, immer wiederholte, nie ebbende Werbung des Mannes und sein Sieg, der ihm die Krone seines Lebens gibt. Aber auf der Seite der Frau ist etwas viel Grösseres, Merkwürdigeres, Ergreifenderes vor sich gegangen. Da ist ein Mensch in seinen tiefsten Tiefen erwacht: da ist ein ganz neues Leben angesponnen. Die Liebe dieses Mannes ist in ein Zimmer getreten, wo eine Scheintote

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sass, die alle Funktionen des Lebens hatte und die sogar intellektuelle Arbeit weit über dem Durchschnitt leistete. Und sie erwachte: Ein Wesen, das vorher mit grosser Fertigkeit reimte und Empfindungen von mittlerer Glut in Verse brachte, wird plötzlich zur grössten Dichterin neuerer Zeit und schöpft vierundvierzig Sonette aus einer Tiefe des Herzens und der Leidenschaft heraus, die selbst dem sonst als Dichter unvergleichlich bedeutenderen Manne stets unerreichbar geblieben ist.

Diese Entwicklung ist ein Roman. Ihn galt es dar- zustellen, und das Material der Darstellung waren die Briefe. Aus der Art dieser Aufgabe ergab sich eins: der Herausgeber konnte nicht dabei stehen bleiben, dass er unter den Briefen als solchen wählte: er musste aus den Briefen herausschneiden, musste Brieffragmente geben. Damit ist prinzipiell alles gesagt, was der Herausgeber zu seiner »Verteidigung« zu sagen hat. Im einzelnen wäre folgendes zu konstatieren: nachdem der allererste Anfang vollständig gegeben ist, wird die Auslese spärlicher, um erst mit dem eigentlichen Anfang des Romans, das heisst, mit der Begegnung zwischen Browning und Miss Barrett einigermassen gleichmässig einzusetzen. Inhaltlich ist etwas über die Hälfte hinaus alles Aussere mehr in den Hintergrund geschoben; alles, was gegeben ist, soll nur dieLeidenschaft und ihreEntwicklung schildern während gegen den Schluss hin das äussere Leben namentlich der Miss Barrett (Fortschritt ihrer Gesundung, Ausfahrten, Besuche, Reisepläne etc.) und die Verhältnisse im Haus auf der Wimpole Street mehr Raum gewinnen, weil sich der Roman, wie natürlich, von innen nach aussen ent- wickelt: den Empfindungen folgen Taten.

Die Methode des Herausgebers könnte man etwa der der Pointillisten in der Malerei vergleichen. Es werden oft was wohl natürlich ist, wenn man aus Briefen auswählt die Zusammenhänge zerrissen: Punkt wird neben Punkt gesetzt. Häufig wird der Leser eine Antwort, eine Ausserung über einen in einem Brief berührten Gegenstand auch von der andern Seite erwarten und nicht

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finden: ein genaueres Zusehn, glaube ich, wird ihm in jedem derartigen Falle zeigen, dass sich alles Notwendige aus der einen Darstellung entnehm :n lässt. Ein Beispiel dafür ist der Brief der Miss Barrett vom 3. September 1846 über ihren Hund Flush, wo sich alles von einem Brief Brownings Wissenswerte aus Miss Barretts Brief ergibt: nnd die panze Episode des Hundediebstahls ist nur wegen der sich an sie anknüpfenden Erörterungen über die Unter- schiede in den Charakteren der Briefschreiber gegeben. Einigemale, namentlich im Anfang, nd Stellen über ganz irrelevante Dinge, Verspätung eines Briefes, Ver- schiebung eines Besuchs etc. gegeben, weil sie die Tonart des Verhältnisses in dem betreffend“ Moment mit grosser Reinheit wiedergeben. Mitunter, ebenfai's hauptsächlich im Anfang, wird die Zusammenhangslosigkeit der zitierten Briefe durch die Art der Auswahl noch betont, um der Möglichkeit vorzubeugen, dass sich der Leser falsche Zu- sammenhänge bildet. Wenn der Herausgeber an zwei oder drei Stellen seinem eigentlichen Plan, streng alles auszuschliessen, was nicht auf sein Thema Bezug hat, untreu geworden ist und zum Beispiel eine Bemerkung iiber Murillo nicht gestrichen hat, so wird man ihm, hoffe ich, verzeihen: die Stellen sprechen zu lebhaft für ihn, so aphoristisch sie sich in diesem Buche ausnehmen mögen.

Schliesslich sei noch über einige äusserliche Punkte bemerkt: das Datutiı des Poststempels ist immer gegeben, einerlei, ob der Anfang des Briefes aufgenommen wurde oder nicht: die Unterschrift, d. h. der Schluss des Briefes, so oft wie möglich; Auslassung®n sind durch drei Punkte ausser dem laufı..deri Interpunktionszeichen markiert; zwei Punkte hintereinander sind etwa gleichbedeutend mit einem Gedankenstrich: die Beibehaltung dieses Inter- punktionszeichens war geboten, sobald m: wo irgend möglich, den oft ausserordentlich verwickh .n Satzbau bewahren wollte, was zu tun, der Übersetzer stets be- strebt war.

er:

BRIEFE VON ROBERT BROWNING UND ELIZABETH BARRETT BARRETT

R.B. an E.B.B.

New Cross, Hatcham, Surrey. (Poststempel: 10. Januar 1845.)

Ich liebe Ihre Verse von ganzem Herzen, liebe Miss Barrett und dies ist kein aus dem Stegreif hin- geworfener Brief, umIhnen Komplimente zu machen was er auch sonst sei: keine prompte und selbstverständliche Anerkennung Ihres Genies, womit alles am anmutigen und natürlichen Ende wäre. Seit dem Tage der vorigen Woche, an dem ich Ihre Gedichte zum ersten Male gelesen habe ich muss lachen, wenn ich daran denke, wie ich im Geist hin und her überlegt habe, was ich Ihnen von ihrer Wirkung auf mich zu erzählen imstande sein dürfte, denn in der ersten Aufwallung des Entzückens dachte ich, ich wolle dies eine Mal meine Gewohnheit bloss passiven Geniessens aufgeben und meineBewunderung von Grund aus rechtfertigen vielleicht selbst, wie ein rechtschaffener Kunstgenosse es tun sollte, zu tadeln ver- suchen und so ein klein wenig Gutes zu tun, um nachher darauf stolz zu sein! aber aus all dem wird nichts so ist sie in mich gegangen, so ist sie ein Teil von mir

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geworden, diese Ihre grosse, lebendige Poesie, von der keine Blume nicht Wurzel schlug und wuchs o, wie anders ist das, als getrocknet und gepresst und hoch- geschätzt dazuliegen, mit einer Bemerkung oben und einer Bemerkung unten in ein Buch gelegt und zugeklappt und weggestellt zu werden .. . wenn das Buch obendrein noch »Flora« heisst! Schliesslich brauche ich den Ge- danken nicht aufzugeben, das auch noch einmal zu tun; denn schon jetzt kann ich im Gespräch mit jedem, der es wert ist, einen Grund für meinen Glauben an divse oder jene Vortrefflichkeit, die frische, seltsame Musik, die Ihnen zuströmende Sprache, das hohe Pathes und die wahren, neuen, tüchtigen Gedanken anführen; aber da ich mich nun so an Sie selber wende an Ihr eigenes Selbst, und zum ersten Mal, überkommt mich mein Gefühl. Ich liebe, wie ich sagte, diese Bücher von ganzem Herzen und ich liebe auch Sie. Wissen Sie, dass ich einmal nahe daran war, Sie zu sehen Sie wirklich zu sehen? Mr. Kenyon sagte eines Morgens zu mir: »Würde es Ihnen Vergnügen machen, Miss Barrett zu sehen Dann ging er fort, um mich anzumelden und dann kam er zurück... Sie waren zu krank: und jetzt ist es Jahre her, und mir ist es wie ein widriges Ereignis auf meinen Reisen, als sei ich nahe, so nahe! bei irgend einem Weltenwunder, in einer Kapelle oder Krypte, ge- wesen nur ein Vorhang bei Seite zu ziehen, und ich hätte eintreten können aber es war ein leichtes, so scheint es jetzt, ein leichtes Hindernis da, das den Zutritt hemmte, und die halbgeöffnete Tür schloss sich, und ich ging nach Hause, meine Tausende von Meilen, und das Gesicht sollte niemals wieder kommen.

Nun, diese Gedichte sollten kommen, und diese echte dankbare Freude, mit der ich mich fühle als immer

In Treue der Ihre

ROBERT BROWNING.

= TE E.B.B. an R.B.

50. Wimpole Street: ı1. Januar 1845.

Ich danke Ihnen vom Grunde meines Herzens, lieber Mr. Browning. Sie wollten mir mit Ihrem Briefe Freude machen und selbst, wenn Sie Ihren Zweck nicht erreicht hätten, müsste ich Ihnen dennoch danken. Aber Sie haben ihn vollkommen erreicht. Ein solcher Brief von solcher Hand! Sympathie ist mir teuer sehr teuer: aber die Sympathie eines Dichters, eines solchen Dichters, ist die Quintessenz der Sympathie für mich! Wollen Sie dagegen meine Dankbarkeit annehmen? und zugeben, dass von allem Handel in der Welt, von Tyrus bis Karthago, der Austausch von Sympathie gegen Dankbarkeit der fürstlichste ist?

Im übrigen reissen Sie mich mit Ihrer Güte fort. Es ist schwer, Leute los zu werden, wenn man ihnen einmal zu viel Freude gemacht hat das ist eine Tat- sache, und wir wollen uns nicht bei ihrer Moral auf- halten. Was ich nach ein wenig natürlichem Zögern sagen wollte, ist dies, dass wenn Sie jemals ohne übergrosse Anstrengung aus Ihrem »passiven Zustand« auftauchen und mir solche Fehler, die an die Oberfläche dringen und Ihnen in meinen Gedichten als wesentlich auffallen (denn natürlich denke ich nicht daran, Ihnen mit Kritik im einzeinen lästig zu fallen) nennen möchten, Sie mir eine dauernde Verpflichtung auferlegen würden, und zwar eine, die ich so hoch schätze, dass ich mich aus der Ferne nach ihr sehne. Ich posiere nicht auf ungewöhnliche Demut unter der Kritik, und es ist mög- lich genug, dass ich auch gegen die Ihre nicht unbe- dingt gehorsam sein würde. Aber bei meiner hohen Achtung vor Ihrer Gewalt in Ihrer Kunst und vor Ihrer Erfahrung als Künstler könnte ich ganz unmöglich eine allgemeine Beobachtung von Ihnen über die Dinge an-

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hören, die Ihnen als meine Hauptfehler erscheinen, ohne in irgend einer Weise daraus für die Zukunft Nutzen zu ziehen. Ich bitte nur um ein oder zwei Sätze allge- meiner Beobachtung und ich bitte auch darum nicht, wenn ich Ihnen lästig falle sondern mit der demütigen und leisen Stimme, die Frauen so ausgezeichnet steht besonders wenn sie betteln gehen! Die häufigste allge- meine Kritik, die ich höre, richtet sich, glaube ich, gegen den Stil »wenn ich doch nur meinen Stil ändern wollte!« Aber das ist ein Einwand (nicht wahr?) gegen die Dichterin als solche? Buffon sagt, und jeder ursprüng- liche Schriftsteller muss es empfinden, »Ze style cest !hommes«; eine Tatsache, die jedoch kaum geeignet scheint, den Einwand bei gewissen Kritikern minder häufig zu machen.

Ist es wirklich wahr, dass ich dem Vergnügen und der Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen, so nahe war? Und ist es möglich, dass Sie mit irgend welchem Be- dauern auf die verlorene Gelegenheit zurücksehen? Jedoch Sie wissen wenn Sie die »Krypte« betreten hätten, hätten Sie sich erkälten oder todınüde werden und sich »tausend Meilen fort« wünschen können; und das wäre schlimmer gewesen als sie zu durchreisen. Es ist a!» nicht mein Interesse, Ihnen solche Gedanken in den Kopf zu setzen, dass »alles zum besten seic; und ich sollte lieber hoffen (und ich tue es), dass ich, was ich bei einer Gelegenheit verloren habe, bei einer zukünftigen wiedergewinnen möge. Der Winter schliesst mich ein wie einen Siebenschläfer; wir werden sehen: im Frühling: und mir ist so viel besser, dass es scheint, ich wende mich der Aussenwelt wieder zu. Und in- zwischen habe ich Ihre Stimme kennen gelernt, nicht nur aus der Poesie, sondern aus der Güte in ihr. Mr. Kenyon spricht oft von Ihnen der gute Mr. Kenyon, der ganz unsäglich oder säglich nur mit

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Tränen in meinen Augen mein Freund und Helfer gewesen ist. und meiner Bücher Freund und Helfer! Kritiker und Mitfühlender, ein teurer Freund in allen Stunden! Sie kennen ihn gut genug, denke ich, um zu verstehen, dass ich ihm dankbar sein ı.uss.

Ich schreibe zu viel und obgleich ich zu viel schreibe, will ich doch von noch etwas schreiben. Ich will Ihnen sagen, dass ich Ihre Schuldnerin bin, nicht nur für diesen herzlichen Brief und für all die Freude, die mit ihm kam, sondern auch noch durch andere Dinge, und zwar die höchsten ; und ich will sagen, dass ich, solange ich als Jüngerin dieser göttlichen Kunst der Dichtung lebe, im Verhältnis meiner Liebe zu ihr und meiner Hingabe an sie, eine andächtige Bewunderin und lernende Leserin Ihrer Werke sein muss. Ihnen das zu sagen, drängt mich mein Herz und so sage ich es.

Und im übrigen bleibe ich mit Stolz

Ihre zu Dank verpflich'.te und ergebene

ELIZABETH B. BARRETT.

RB: an E/B:B.

New Cross, Hatcham, Surrey. (13. Januar 1845.)

Liebe Miss Barrett ich werde nur eben, in so wenig Worten ich kann, sagen, dass Sie mich sehr glücklich machen und dass ich jetzt, da der Anfang vorüber ist, mich zu bessırn gedenke: denn mein armes Lob, Nummer eins, ist beinahe so glücklich ausgefallen, wie ein Tribut an keine geringere Persönlichkeit als Tasso, über den ich mich vor einigen Wochen in Rom amüsierte, wo ich auf der Gipswand bei seinem Grabe in Sant Onofrio eine saubere Schrift fand: .. Ada cara memoria di (bitte stellen Sie sich feierliche Zwischen-

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räume und ernste Kapitalien bei den neuen Zeilen vor) di Torquato Tasso il Dottore Bernardini ofriva Ü sequente Carme O tu und weiter nichts der gute Mann war, so mocht? es scheinen, hier vor dem Übermass seiner Liebe zusamr *ngebrochen! Und mein... O tu kam von Herzen; nd jetzt, da Sie es gnädig hingenommen haben, wird das übrige alles kommen. Nur und eben deshalb schreibe ich jetzt scheint es, als habe ich irgend eine Phrase über »Ihre Fehler« mit so viel Geschick eingeflochten, dass ich genau das Gegenteil dessen ausdrückte, was ich meinte und das war, dass ich mir in meinem ersten Eifer vor- genommen hatte, Ihnen von allem zu sprechen, was mir in Ihren Versen Eindruck gemacht hatte, bis hinunter zu dem, was ich vielleicht zu tadeln finden würde eine gute Gewähr, wenn ich "is zu dem gekommen wäre, dass ich dazwischen nicht viel ausgelassen hätte wie wenn irgend ein Herr X. in seiner ersten überströmenden Begeisterung schriebe: »Ich will Ihnen das ganze äussere Leben und die Sitten dieser Lykier schildern, bis hinunter zu ihren Sandalenriemen,« und sein Korrespondent er- widerte: »Also nächste Woct* soll ich Ihre Abhandlung über Sandalenriemen bekom:nen?« Ja! und ein wenig über die »Olvmpischen Rosse« und göttlichen Wagen- lenker dazu!

Was mir als Fehler auffiel, das waren nicht Dinge, nach deren Beseitigung man Poesie oder hohe Poesie haben sollte, sondern die höchste Poesie, so schien es mir, und zwar zu allgemeiner Erkenntnis. Für mich oder irgend einen Künstler gäbe es ir: vielen der Fälle einer positiven Zeitverlust, den besonderen Genuss des Künst- lers denn das geübte Auge licpr es, zu sehen, wo der Pinsel zweimal in leuchtende Farbe getaucht ist, wo er zäh auf einem Lieblingsumriss beharrte, wo er liebevoll in einem gewaltigen Schatten verweilte; denn diese

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»Zu-viels« für das Jedermannes-Bild siad so viele Hülfen für die Vollendung eines Bildes des wirklichen Malers, wie er es in seinem Geiste hatte. Und die ganze neapolitanische Magdalena Titians muss einst in ge- wissem Grade golden gewesen sein, um jenen .i„ufen

Haars in ihren Händen zu rechtfertigen das einzige Gold, das jetzt ausgeführt ist. Aber davon bald denn die Nacht bricht herein,

und ich gehe aus und kann es doch nicht mit ruhigem Gewissen, ehe ich nicht wiederholt habe (das heisst, für mich, denn ich denke, ich habe es Ihnen nie gesagt), dass Ihre Poesie mir unendlich viel mehr sein muss, als Ihnen meine denn Sie tun, was ich immer zu tun wünschte, hoffte, und was zu tun, ich jetzt zum ersten Male Aussicht habe. Sie reden, Sie ich lasse immer nur Männer und Frauen reden gebe Ihnen in pris- matische Farben gebrrchene Wahrheit und fürchte das reine, weisse Licht, selbst wenn es in mir ist; doch ich will versuchen; und so wird es kein kleiner Trost sein, gerade jetzt Ihre Gesellschaft zu haben; denn wenn man besagte Männer und Frauen hat, so ist man mit ihnen beschäftigt, wogegen es kalte, melancholische Arkzit ist, zu den Winden zu reden (denn ich habe begonnen) aber ich glaube, ich werd 3ie doch schliesslich all die wilden Sachen nicht hören lassen, die ich über Päpste und imaginäre Religionen zu sagen habe.

Sehen Sie, wie ich bei Ihnen weiter und weiter rede, ich. der, wenn er hie und da einmal bei Haupt und Haaren zum Briefeschreiben herbeigezerrt wird, mühsam eine oder zwei Zeilen zustande bringt, wie ein mit Stock und Strick getriebenes Geschöpf, und dann »klapp« in den süssen Hafen Seite eins, letzte Zeile fällt, heiter wie der Schlaf der Gerechten! Sie werden, so hoffe ich, nie wieder von der »Ehre meiner Bekanntschaft: reden, aber ıı1 werde freudig auf den Genuss Ihre:

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Freundschaft und den Frühling und meine endliche Be- sichtigung der Kapelle warten! Für immer aufrichtig der Ihre

ROBERT BROWNING.

EB. BEB. an RB:

50. Wimpole Street: ı5. Januar 1845.

Lieber Mr. Browning, es war ohne Frage meine Schuld und nicht Ihre.

Als ich vor Jahren einen italienischen Lehrer hatte, sagte er einmal zu mir, es gäbe ein unaussprechbares englisches Wort, das mich genau ausdrückte, und da er es in meiner Sprache nicht sagen könne, so wolle er es in seiner tun: „Zesza Zunga“. Natürlich meinte der signore „headlong“! und jetzt habe ich genug er- fahren, was mich hätte zihmen können, und man könnte wohl von mir erwarten, dass ich in meinem Stall stille stände. Aber Sie sehen, ich tue es nicht. Ungestüm war ich stets und ungestüm bleibe ich und unbesonnen stürze ich durch jede Art von Nesseln und Dornen hin, anstatt auf dem Weg zu bleiben; errate die Bedeutung unbekannter Worte, statt in das Diktionär zu sehen reisse die Briefe auf und löse nie die Knoten eines Bind- fadens und erwarte, dass alles in einer Minute ge- schehe und dass der Donner so schnell wie der Blitz sei. Und so flog ich bei Ihrem halben Wort auf das Ganze mit allen möglichen Folgen los und schrieb, was een Ich verstehe aber, dass es nicht gut tut, wenn man in der Kunst ungestüm ist; da gilt es Geduld und Fleiss und meine Liebe ist stark genug, selbst die Natur zu überwinden. Ich verstehe, was Sie mit der Kritik meinen, die Sie nur gerade andeuten, und ich werde es immer wieder im Geist bedenken, bis ich

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ihm einigen praktischen Nutzen abgewinne. Was kein blosser Kritiker sieht, was aber Sie, ein Künstler, kennen, das ist der Unterschied zwischen dem Gewollten und dem Erreichten, zwischen der Idee im Geiste des Dichters und dem eiöwiov, das in seinem Werk zustande kommt.

All die Anstrengung die Beschleunigung des Atems und das Pochen des Herzens auf der Verfolgung, was der allgemeinen Wirkung einer Dichtung schädlich ist und sie stört; alles, was Sie »das Beharren« nennen und was in gewissem Sinne überflüssig ist das können Sie verzeihen, weil Sie verstehen. Der grosse Abgrund zwischen dem, was ich sage, und dem, was ich sagen wollte, würde mich trotz solcher Freundlichkeiten wie die Ihren völlig entmutigen, wenn nicht der Wunsch über die Verzweiflung Herr würde. »O, nur ein Flügelross!« Es ist unrecht von mir, so über mich zu schreiben nur legen Sie den Finger an die Wurzel eines Fehlers, der meiner Meinung nach ein wenig missverstanden worden ist. Ich sage nicht alles, was ich denke (wie Meisterkritiker von mir behauptet haben), sondern ich ergreife jedes Mittel, um auszudrücken, was ich denke und das ist etwas anderes! oder ich bilde es mir ein!

In einem aber haben Sie Unrecht! Warum sollten Sie das volle Mass meines Genusses und des Nutzens, den ich aus Ihren Werken ziehe, verleugnen? Ich könnte Ihnen sagen, warum Sie es nicht tun sollten. Sie haben zwei Welten in Ihrer Vision, oder, um die Sprache der Schulen des Tages zu gebrauchen, Sie sind in Ihrer geistigen Konstitution sowohl subjektiv wie objektiv. Sie können im leidenschaftlichsten Sinne sowohl den ab- strakten Gedanken, wie die Leidenschaften der Menschen behandeln. Daher haben Sie einen ungeheuren Macht- bereich in der Kunst; und niemand, der überhaupt ihre gewöhnlichen Formen zu betrachten gewohnt ist, kann der allmählichen Entfaltung Ihrer Kräfte anders als mit

Briefe Browning-Barrett. 3

Bu al ar

Ehrfurcht und Freude zusehn. Dann sind Sie im höchsten Sinne »männlich« und ich habe, als eine Frau, einige Ihrer Gesten in Sprache und Intonation aufmerksam als etwas studiert, was weit über meine Fähigkeiten hinaus- geht und darum um so bewundernswerter ist.

Von Ihrem neuen Werk höre ich mit Vergnügen. Wie gut von Ihnen, mir davon zu sagen. Und ich soll verstehen, es ist nicht dramatisch im strengen Sinne (verstene ich recht so?) und Sie sprechen in eigener Person »zu den Winden«? nein sondern zu den tausend lebendigen Sympathien, die erwachen werden, ur Sie zu hören. Eine grosse dramatische Kraft kan ı sich anderweitig entwickeln, als im formellen Drama; und ich bin schon vor dieser Stunde (aus Gründen, die ich Ihnen nach diesem langweiligen Brief nicht mehr aufladen will) des Wunsches schuldig gewesen, Sie möchten dem Publikum einmal eine Dichtung geben, die weder direkt noch indirekt mit der Bühne zu tun hat, um es mit dem Herzen des Volkes zu versuchen. Ich verehre das Drama, doch

Doch ich unterbreche mich selbst aus Rücksicht auf Sie. Sie werden denken, ich hätte es längst tun können. Ich störe Ihren »heiteren Schlaf der Gerechten« wie ein Alp. Sagen Sie nicht »nein«! Ich weiss, ich tue es. Was die eitle Rede der Welt angeht, so sprach ich von der »Ehre Ihrer Bekanntschaft« nicht ohne die wirkliche Empfindung einer Ehre; aber ich will das alles gern (und zwar jetzt, bitte, aus Furcht vor der Wandel- barkeit der Welt) gegen das »Vergnügen Ihrer Freund- schaft« eintauschen.

Glauben Sie mir also, lieber Mr. Browning.

Aufrichtig und dankbar die Ihre

ELIZABETH B. BARRETT.

19 R.B.an E.B.B.

New Cross, Hatcham, Montag Abend. (Poststempel: 28. Januar 1845.)

Liebe Miss Barrett, Ihre Bücher liegen hier in Armeslänge von mir auf meinem Tisch, in diesem alten Zimmer, wo ich den ganzen Tag lang sitze: und wenn mein Kopf schmerzt oder wandert oder Feierabend macht, wie er hin und wieder tut, dann nehme ich meine Zuflucht zu einem der beiden grünen Bände, als wären sie gerade so viel frischer Klee, den ich um diese Winters- zeit in meinen Händen fühlte und ich drehe mich um, stütze entschlossen den Ellbogen auf drei bis vier halbfertige »Bells<«!), lese, lese, lese, und gerade wenn ich das Buch geschlossen habe und ans Fenster getreten bin, fällt mir ein, dass Sie wünschten, ich solle dort Fehler finden, und dass ich mich in einer unklugen Stunde dazu verpflichtet habe. Unterdessen gehen die Tage hin (das Weisskehlchen ist gekommen und singt eben), und da ich nicht möchte, dass Sie von »Ihren weissen Höhen« auf mich als einen, der Versprechen bricht oder Ausflüchte macht oder vergesslich ist, herabsehen, wenn ich es ändern kann: und da Sie, wenn ich sehr aufrichtig und zerknirscht bin, Ihr Herz treiben mag, ı.ir wieder zu schreiben wer weiss? so will ich gleich hinzufügen, dass besagte Fehler nicht verloren gegangen sein können, dass sie irgendwo sein müssen und Ihnen getreulich gebracht werden sollen, sobald sie wieder auftauchen wie man es von vermissten Gegenständen sagt. Ich selbst bin gegen mein sanftmütiges Auditorium ziemlich anspruchs- voll und sage gehässige Dinge darüber, wenn es in ihrem Zoll der Würdigung rückständig ist aber

!) Browning veröffentlichte in der Zeit von 1841 bis 1846 aile seine Werke in billigen Ausgaben unter dem Gesamttitel: „Bells and Pomegranates“.

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wirklich, wirklich könnte ich ganz sicher sein, dass irgend jemand, der so gut ist wie ich vermute, ich muss fortfahren und sage also der so gut ist wie ich, gegen mich aufrichtig die gleichen Empfindungen hegte, wie ich sie gegen die Dichterin der »Bertha« und des »Dramas« und der »Herzogin« und des »Pagen« und der ganzen zwei Bände hege, so weiss ich, ich wäre gewissermassen bezahlt... .

Und sehen Sie nun, jener »Freundschaft« (und hier steigen mir Julias Worte auf die Lippen) fühle ich mich sofort und auf immer sicher. Ich bin schon, wie ich sehe, in diese meine (und niemandes sonst) kleine Lieblings-Handschrift verfallen, die dahin kritzelt, als gäbe es keine Theaterkopisten (weh mir!) und "einen Lektoren bei BRADBURY AND EVANS! Aber wenn Sie Geduld mit mir haben wollen, so sollen Sie eines Tages etwas besseres als diesen Unsinn bekommen und doch kaum etwas besseres, weil mir, so zu schreiben, wirklich wohl tut, wirkliche Erleichterung gibt. Im Grunde wissen Sie ja nichts, so gut wie nichts von mir, und das lässt mich einhalten. Aber der Frühling kommt!

Wenn Sie es hassen, mir zu schreiben, wie ich hasse, beinahe an irgendwen zu schreiben. so bitte ich Sie, schreiben Sie mir nie wenn Sie sich, wie Sie sagen, aus irgend etwas, was von mir kam, etwas machen. Ich will Ihnen ganz einfach versichern, dass ich jetzt, wo ich in tiefem Ernst mit der Arbeit zu beginnen gedenke,

zu beginnen, ohne Affektation, das weiss Gott dass ich jetzt nicht weiss, was mir mehr helfen könnte, als von Ihnen zu hören und also weiss ich, wenn Sie

es nicht sehr hassen, werde ich von Ihnen hören und nichts mehr davon, dass Sie »mich ermüden«.

Aufrichtig der Ihre

ROBERT BROWNING.

), dass e, ich ie ich, hegte, ıd des < und wäre

1 hier e ich wie kleine ; gäbe toren eduld etwas kaum wohl n Sie mich

> ich ® ich > Sie -hen.

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E.B.B. an R.B.

50. Wimpole Street: 3. Fepruar 1845.

O, wie könnte ich es hassen, Ihnen zu schreiben, lieber Mr. Browning? Konnten Sie so etwas glauben? Wenn auch niemand gern an jedermann schreibt (aus- genommen solche professionellen Briefschreiber, wie Sie und ich es nicht sind), so schreibt doch jedermann gern an jemanden, und es wäre seltsam und ein Widerspruch, wenn ich nicht jederzeit mit Vergnügen von Ihnen hörte und an Sie schriebe; denn diese Unterhaltung auf dem Papier ist als geselliges Vergnügen so gut wie jedes andere, wenn unsere Mittel ein wenig beschränkt sind. Ich selber habe in den letzten Jahren den grössten Teil meiner Unterhaltung durch die Post geführt so wie in Kerker eingeschlossene Leute darauf verfallen, auf die Wände zu kritzeln.... Ich kann jedes MS. lesen, ausser der Schrift auf den Pyramiden. Und wenn Sie mir versprechen wollen, mich ohne Rücksicht auf die Förmlichkeiten von »meinen Damen und Herrn« ex» don camarade zu behandeln, auf Ihre Sätze (und auf meine) keinen Gedanken zu verschwenden, noch auch auf Ihre Klexe (wie auf meine), und sich nicht an plumper Rede (bei Ihnen od:r mir) noch auch an schlächter Orthogravie (bei Ihnen oder mir) zu stossen, und wenn Sie ein- verstanden sind, mir einen beklexten Gedanken zu schicken, so oft Sie dazu in der Stimmung sind, und so wenig zeremoniell und weniger lesbar, als Sie es bei Ihrem Setzer für nötig halten würden -- ja, dann bin ich bereit, den Kontrakt zu unterschreiben und zu siegeln, und mich zu freuen, wenn ich als Ihre Korrespondentin »eingetragen« werde. Nur, bitte keinen Zwang, keine Zeremonie! Bitte, sein Sie nicht höflich gegen mich, wenn Sie unhöflich sein möchten und reden Sie nicht, wenn Sie schweigen möchten und geben Sie

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nicht äusserlich nach, wenn Sie innerlich widerspenstig sind. Sehn Sie, wie »ausser der Welt« ich bin! Lassen Sie mich in dem einen nutzbaren Umstand Nutzen davon haben, und lassen Sie uns alle Verbeugungen und Knixe bei Seite lassen, Sie und ich. Sie und ich. Sie werden im Grossen und Ganzen einen ehrlichen Menschen in mir finden, wenn er auch etwas hastig ist und schnell aburteilt, was schlimmsten Falles etwas anderes ist, als Vorurteile haben. Und wir haben grosse Sympathien gemeinsam, und ich bin geneigt, in vielen Dingen zu Ihnen emporzusehen und von allem so viel zu lernen, wie Sie mich lehren wollen. Andererseits müssen Sie sich darauf vorbereiten, zu vergeben und sich zu gedulden wollen Sie das? Wenn ich die Zeremonie abwerfe, halte ich die Güte um so fester.

Ist es wahr, dass ich, wie Sie sagen, so wenig von Ihnen weiss? Und ist es wahr, wie andere sagen, dass die Werke eines Künstlers an seinem wahren Wesen keinen Teil haben? .. dass in kleinerem Massstabe der Mensch nicht nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde? Es ist nach meiner Meinung nicht wahr und also ist es nicht wahr, dass ich wenig von Ihnen weiss nur insofern, als es wahr ist (was ich glaube), dass Ihre grössten Werke noch kommen sollen. Brauche ich Ihnen zu versichern, dass ich stets nit dem tiefsten Interesse jedes Wort vernehmen werde, as Sie mir über Ihr Tun oder Planen sagen wollen? Ich höre von dem »alten Zimmer« und den » Bells, die um Sie liegen«, mit einem Interesse, das Sie vielleicht erraten können. Und wenn Sie mir ausserdem erzählen, dass meine Gedichte dort liegen und dass Sie an ihnen so weit über die Flutmarke meiner Hoffnungen hinaus Interesse nehmen, so wird das Ver- gnügen zu einem Zauber und hindert seinen eigenen Ausdruck. Diese herzliche Sympathie freut mich im höchsten Grade doch ich fühle, es ist besser, wenn

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ich sie durch zukünftige Arbeit zu rechtfertigen versuche, als wenn ich Ihnen jetzt dafür danke. Ich glaube wenn ich mich in Bezug auf die Poesie neben Ihnen nennen darf dass wir beide hohe Begriffe von der Kunst haben, der wir folgen, und dass wir ein festes Ziel in ihr verfolgen und beide nicht leicht durch irgend einen Atalanta-Ball rascher Popularität aus unserem Lauf gelockt werden können. Aber ich weiss nicht, ich kann nicht erraten, ob harte Kritik und kalte Vernachlässigung, denen originale Natı ren wie Sie nur zu oft ausgesetzt sind, Sie tief zu schmerzen imstande sind oder ob Ihnen die Liebe zur Kunst genügt und die Ausübung der Kunst die Ihr Leben füllende Freude ist. Nicht dass das Lob dem Künstler nicht notwendig und immer angenehm sein müsste, sondern dass es für seine Zufriedenheit überflüssig sein kann: Meinen Sie? oder nicht? Mir eint, Dichter, die wie Keats sehr empfindlich gegen Kritik sind, müssen in ihrer eigenen Person auf die zukünftige Ehrung ihrer Werke eifersüchtig sein. Denn wenn ein Werk es wert ist. muss ihm Ehre folgen, wenn es der Schöpfer auch nicht mehr erlebt. Ist es nun nicht genug, dass das Werk geehrt wird genug, meine ich, für den Schöpfer? Und genügt es nicht, eines Dichters gewöhnliche, er- müdende Ängste niederzuhalten, dass er denken kann, wenn sein Werk es wert ist, wird es geehrt werden, und wenn nicht, so muss »Sparta edlere Söhne haben« als ihn? Ich schreibe nichts, wie ich sehe, was auf irgend eine vorliegende Frage Bezug hat, aber wenn man in einen Lieblingsgedankengang gerät, so lässt man sich gehn und folgt seinen Gedanken. Ich begann damit, darüber nachzudenken und mich zu fragen, welcher Art Ihre künstlerische Konstitution sei, denn wie Sie (mit einem sarkastischen Lächeln über die Impertinenz) bemerken werden, bin ich entschlossen, sofort so viel wie möglich über Sie zu erfahren. Dann sprachen Sie von Ihrem

»sanftmütigen Auditorium« (Sie haben angefangen), und ich, die ich weiss, dass Sie nicht einen, sondern tausend

begeisterte Bewunderer haben die Wenigen und Wesentlichen im strengsten Sinne nicht jedoch den weiten Ruhm, der Ihnen bald zufallen wird ich

schrieb am Rande des Gegenstandes weiter, bis ich ganz davon abgekommen bin. Aber schliesslich sind wir ja bei dem richtigen Gegenstand: der Sympathie. Und ist nicht schliesslich, nach allem, was über die »natürlichen Übel«, die Ängste und die Ermattung, die der wahre Künstler erfährt, gesagt und gedacht ist ist nicht das Gute unermesslich viel grösser als das Üble? Ist es nicht grosses Gut und grosse Freude? Ich meinesteils wundere mich bisweilen ich ertappe mich dabei, dass ich mich wundere wie Menschen ohne ein solches Ziel im Leben das Leben überhaupt des Lebens wert erachten können. Und Glück ja, mein einziges Ideal des Glücks, so weit mein persönliches Gewissen in Betracht kommt (doch bin ich in mancher Hinsicht und im Ver- gleich mit der Majorität der Lebenden ein wenig zu kurz gekommen) liegt tief in der Poesie und dem, was mit ihr zusammenhängt. Und dann die Flucht aus den Qualen des Herzens und körperlicher Schwäche —- wenn man sich selber abwirft was man als sich selbst empfindet in eine andere Atmosphäre und in andere Beziehungen, wo das Leben seine Schwirgen neu entfalten kann, und auf jeder einzelnen Feder einen Glanz von der Sonnen Sonne empfangen! Ist es möglich, dass die Dichter so gern ihr eigenes Schicksal herabwürdigen und beklagen? Möglich, gewiss aber vernünftig, keines- wegs und dankbar am allerwenigsten.

Meine Fehler, meine Fehler soll ich Ihnen helfen: Ah Sie sehen sie nur zu gut, fürchte ich. Und wissen Sie, dass auch ich etwas von Ihrer Empfindung habe, als wolle ich »beginnen«, sonst würde ich Sie darum

und ısend und den ich ganz ir ja d ist chen ahre das t es teils dass ches wert deal ıcht Ver-

preisen mögen. Aber bei Ihnen ist es anders bei Ihnen ist es eine Tugend. Als Prometheus eine lange Liste von Leiden aufgezählt hatte, die Io erdulden sollte, und schliesslich erklärte, er sei pnöinw &v rponting, da brach die arme Io in Weinen aus. Und wenn der Autor des „Paracelsus“ und der „Bells and Pomegr ınates“ sagt, er wolle erst gerade beginnen, so können wir wohl (um den entgegengesetzten Gedanken aufzunehmen) uns freuen und in die Hände klatschen. Doch ich glaube, was sie auch bisher geschaffen haben mögen, Sie werden Grösseres schaffen. Es ist mein Glaube für Sie.

Und wie gern e führe ich, welche Dichter Ihre Tauf- zeugen waren, für Die »zu versprechen und zu geloben« und ob Sie frühen Neigungen treu geblieben oder heftig von ihnen abgewichen sind, und was für Bücher Sie lesen und in welchen Stunden Sie schreiben. Wie neugierig könnte ich mich zeigen! (wenn ich es nicht schon gezeigt habe).

Aber dies ist wirklich zuviel, unerträglich, fürchte ich. Nun, wenn ich Ihnen jemals wieder schreibe ich meine, wenn Sie es wünschen so könnte es ja im anderen Extrem der Kürze sein. Halten Sie mich also nicht für eine geborene Heldin Richardsons, und glauben Sie nicht, dass ich mich immer bis zu dieser Länge versündige, sonst möchten Sie wirklich Ihr Zitat aus Julia küssen das ich sofort erriet es ist natürlich:

Ich traue nicht dem Bunde dieses Tages! Es ist zu unbedacht, zu rasch, zu plötzlich.

Stets aufrichtig die Ihre

ELIZABETH B. BARRETT.

6 R.B. an E.B.B.

Hatchanı, Dienstag. (Poststempel: 11. Februar 184;.)

Liebe Miss Barrett die Menschen würden schwerlich je die Unwahrheit über irgend etwas sagen, wenn man sie hätte von Anfang an die Wahrheit sagen lassen, denn es ist schwer, sein innerstes Selbst zu profanieren, und niemand, der zum Beispiel einer Mutter oder einem Vater gegenüber gewisse Worte oder Wendungen gebraucht hat, könnte sie, selbst wenn er mit des Teufels Hülfe wollte, gegen einen anderen, der zu gewinnen wäre, mit irgend welchem Erfolge wiederholen oder nachsprechen und wenn so das »Ich liebe Sie« immer ausgesprochen würde, wenn es ginge, so denke ich, wäre nicht zu fürchten, dass es jemals später entweiht würde... Aber wirklich was ich gedruckt habe, gibt keinen Eindruck von mir es zeugt für Fähigkeiten verschiedener Art, wenn Sie wollen und für ein dramatisches Mitempfinden gewisser Modi- fikationen der Leidenschaft ... . das glaube ich Aber ich habe noch nicht einmal begonnen, w.s ich, wie ich hoffe, zu beginn‘ und zu beenden geboren bin »R. B., eine Dichtung« und ferner, wenn ich rede (und, das weiss Gott, empfinde), als ob, was Sie gelesen haben, traurig unvollkommene Demonstrationen blosser Geschicklich- keiten sind, so geschieht das nicht aus absurder Eitelkeit, obgleich es so scheinen könnte diese Szenen und Liederbrocken sind nichts als solche blosse Ausfälle meiner inneren Kraft, die in mir lebt, wie das Licht in jenen gebrechlichen Leuchttürmen des Mittelmeers, die ich auf See beobachtet habe, in denen das Licht strahlend und lebendig immer hinter eine dunkle Galerie zurück- fällt, und nur nach müden Zwischenriumen auf einen Moment aus dem einen schmalen Spaut herausblitzt, und dann liegt wieder die blinde Mauer zwischen ihm und

uns; und natürlich macht sich der arme Kerl, der das l.euchtfeuer unterhält, genau in dem Moment höchst geschäftig daran, den Docht zu putzen denn glauben Sie nicht, ich wolle sagen, ich hätte nicht hart gearbeitet (dieser mein Kopf weiss es besser) aber die Arbeit ist drinnen gewesen, und nicht, wenn ich zu bestimmten Zeiten mein Licht für Sie emporhielt und dass ich mich darin nicht selber täusche, das wollte ich Ihnen (und niemandem sonst) beweisen, indem ich eben dies Pult öffnete, auf dem ich schreibe, und zeigte, mit was für Zeug ich statt mit Holz ein grosses Freudenfeuer machen könnte, wenn ich nur die ganze plumpe Spitze meines Turms abschlagen dürfte! Natürlich sagt jeder, der schreibt, das gleiche, und so gewinne ich nichts durch das Geständnis; aber wenn ich bedenke, wie ich gemacht habe, was veröffentlicht ist, und halb gemacht, was nie ver- öffentlicht werden wird, so sage ich mit einigem Recht, dass Sie nur wenig von mir wissen können .....

R.B. an E. B. B.

Mittwoch Morgen Frühling! (Poststempel: 26. Februar 1845.)

Wirklicher, warmer Frühling, liebe Miss Barrett, und die Vögel wissen es; und im Frühling werde ich Sie sehen, werde ich Sie sicher sehen denn wann hätte ich einmal nicht bekommen, worauf ich mein Herz gesetzt hatte? So frage ich mich bisweilen mit einer seltsamen Angst.

Ich nahm dies Papier auf, um eine Menge zu schreiben -- jetzt glaube ich nicht mehr, dass ich viel schreiben werde »Ich werde Sie sehen«, sage ich! ....

- 28

E.B.B.an R.b. 50, Wimpole Street: 27. Februar 1845.

Ja, aber, lieber Mr. Browning, ich wünsche den Frühling nach dem »neuen Stile (meinem) und nicht nach dem alten, Ihrem und dem der übrigen Dichter. Für mich ist die Schneeschmelze leider ziemlich dasselbe wie der Schnee sie ist ebenso fusskalt und ich bin skeptisch geworden gegen »die Stimme der Tauben«: die Ostwinde blasen so laut. April ist ein Parther mit einem Wurfspeer, und der Mai (wenigstens seine erste Hälfte) ein Spion im Lager. Das ist meine Ansicht von dem, was Sie Frühling nennen; meiner, im neuen Stil: ein wenig später kommt mein Frühling; und nach so strengem Wetter, dem ich kaum mit dem Leben ent- gangen bin, muss ich noch dankbar sein, wenn er über- haupt kommt. Wie glücklich sind Sie, dass Sie den Vögeln ohne den Kommentar des Ostwinds lauschen können, denn wie andere Kommentare verdirbt er die Musik. Und wie glücklich bin ich, dass ich Ihnen lauschen kann, wenn Sie mir solche freundlichen, offenherzigen Briefe schreiben! ....

Aber wie ich wandere! Ich wollte sagen und will darauf zurückkommen, dass ich hoffe und glaube, der Frühling werde wirklich eines Tages kommen und mit ihm das warme, stetige Wetter; und dass ich dann wahr- scheinlich für gewisse Genüsse empfänglicher sein werde, als ich selbst mir erscheinen kann...

Ist es wahr, dass Ihre Wünsche sich erfüllen? und wenn ja, sind sie Ihrem Gaumen nicht bitter wünschen Sie sie nicht unerfüllt? O, dies Leben, dies Leben! Es gibt Trost in ihm, sagt man, und ich glaube es fest aber der hellste Platz im Hause, der ist, wo man sich zum Fenster hinauslehnt wenigstens für mich.

Natürlich sind Sie bewusst wie wren Sie sonst ein Dichter? Erzählen Sie mir....

ES

R.B. an E.B.B.

Samstag Abend, ı. März.

Liebe Miss Barrett Es scheint, ich finde plötzlich sicher wusste ich es schon zuvor einerlei, ich finde jetzt, dass mit den vielen Oktaven von ganz neuen, soldenen Saiten, um die Sie den Umfang meiner Lebens- harfe vermehrt haben, auch eine so tragische Saite hin- zugekommen ist! die, welche Sie im Anfang des Briefes, den ich heute Morgen erhielt, so leise berührten: »kaum entgangen« u. s. w. Aber wenn meine tiefsten Herzens- wünsche Erfolg haben, wie sie ihn bisher gehabt haben, so sollen Sie noch der Ostwinde lachen wie ich! Nun sehen Sie, dieses traurige Gefühl ist mir so fremd, dass ich es aus mir herausschreiben muss, muss; und Sie könnten mir grosse, die grösste Freude machen, auf Jahre hinaus, und mich doch so passiv finden, wie einen Stein, der zum Opfer mit Wein begossen wird, und ebenso bereit, meine Empfindungen darüber auszusprechen; aber wenn ich Schmerz empfinde, so finde ich die alte Theorie von der Nutzlosigkeit jeder Mitteilung über seine Umstände merkwürdig unhaltbar. Ich bin in dieser Welt »verzogen« worden und zwar bis zu solchem Grade, dass ich mir oft ausrechne mir selber klar mache ich könnte nunmehr ungefährdet, soweit ich selber in Betracht komme, jeden Schritt tun, der mein ganzes zukünftiges Glück in Frage stellt denn das Vergangene ist gewonnen, sicher und verzeichnet; und sollte auch keiner der alten Tage mehr über mir dämmern, ich werde mein Leben nicht verloren haben, nein! Aus all dem sollen Sie bitte wenn Sie können, eine Art Sinn herauslesen, der ausdrückt, dass es tiefen Eindruck auf mich gemacht hat, als ich einen neuen, wirklichen, unverkennbaren Gram in diesen ebenso wirklichen, aber nicht so neuen Freuden fand, die Sie mir gegeben haben....

ver

... Sind Sie nicht schon meine liebe Freundin, und soll ich Sie nicht benutzen? Und ich bitte Sie, lehnen Sie sich nicht »zum Fenster hinaus«, solange mein Fuss erst auf der Treppe ist; warten Sie ein wenig auf

den Ihren für immer,

ROBERT BROWNING.

PrBEBr ONE BD:

5. März 1845.

Aber ich wollte keine »tragische Saite« anschlagen; ich tat es auch nicht! Bisweilen will unsere Melancholie obenauf sein, bisweilen unsere Heiterkeit die Welt geht rund, Sie wissen ja— und vermutlich war in meinem Briefe die Melancholie an der Reihe. Und »gerade mit meinem Leben entgangen«e das war nur so eine Phrase wenigstens sollte es nicht mehr bedeuten, als dass bei mir die Empfindung des Sterblichseins und ihr Unbehagen besonders stark ist, wenn Östwinde wehen und das Wasser gefriert. Im übrigen bin ich wesentlich besser und bin es seit mehreren Wintern gewesen; und ich habe ein Gefühl, als sei es mir bestimmt, zu leben, und nicht zu sterben, und ich bin mit dem Gefühl versöhnt. Ja! ich bin es zufrieden, es wieder mit den blinden Hoffnungen aufzunehmen und sie bei mir im Hause zu haben, obgleich ich am Fenster sitze. Nebenbei legt der Chor Hohn in das y:y wp&Anpa?!) Ich glaube nicht. Es ist gut, dem Lichte zuzufliegen, wenn man auch gegen die Fensterscheiben flattert und seine Flügel ein wenig verletzt, nicht wahr?....

!) Bezieht sich auf eine Stelle bei Äschylus: Prometheus v. 247251, wo die Hoffnung »eine grosse Hülfe« genannt wird. Browning hatte sie in seinem letzten Brief erwähnt.

1845. gen; 1olie Welt nem

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Aber um auf die Anschauung von dem Leben mit den blinden Hoffnungen zurückzukommen, so müssen Sie ni kt meinen was ich auch geschrieben oder an edeutet haben mag dass ich zu der Philosophie oc.r der Affektruon neige, die die Welt durch Dunkel an:ieht, statt derch Licht, und in Klagen von ihr redet. Ve:nüte Ct. dass es so mit mir stände. Ich bin von Natur nicht verzweifelt und aus einem Leben bitterer geistiger Zucht und langer körperlicher Abgeschlossenheit komme ich heraus und habe zwei Dinge gelernt (wie ich bisweilen sage und öfter fühle): die Weisheit der Heiterkeit und die Pflicht gesellschaftlichen Verkehrs. Die Not hat mich die Freude gelehrt und die Einsamkeit Geselligkeit; das ist eine gesunde und nicht unnatürliche Reaktion gewesen. Und im ganzen kann ich sagen, die Erde sieht mich im Verhältnis meiner Entbehrungen um so strahlender an. Die Goldregenbäume und Rosenbäume sind mit ihren Wurzeln herausgerissen aber der Sonnenschein ruht auf den Orten, wo sie standen, und die Wurzel des Sonnenscheins liegt über den Stürmen. Was wir das Leben nennen, ist eine Verfassung der Seele, und die Seele wächst in Glück und Weisheit, wenn sie es nicht durch eigene Schuld verwirkt. Diese Tränen in unseren Augen, diese Schwäche des Fleisches werden solches Wachstum nicht hindern.

Und ich freue mich, wenn ich Zeugnisse höre, wie Ihres, Zeugnisse des Glücks, und ich fühle, dass sie von höherer Art sind als die alltäglichen. Doch es ist auch klar, dass Ihnen bis zum heutigen Tage die grossen natürlichen Betrübnisse erspart geblieben sind, gegen die wir fast alle früher oder später zu kämpfen und zu ringen aufgerufen werden sonst wäre ihr Schritt »auf der Treppe« nicht ganz so leicht. Und so, lieber Mr. Browning, wenden wir uns an Sie um Trost und freundliche Er- munterung! Vergessen Sie nicht, wie Sie Ihre unversehrte

Freude Gott verdanken, so sollten Sie sie auch Seiner Welt zurückzahlen. Und ich danke Ihnen schon jetzt dafür.

Und da ich von Freund zu Freund schreihe Sie sagen mit Recht, dass wir das sind so sollte ich auch bekennen, dass ich von einer Klasse von Leiden (die man noch dazu die bittersten genannt hat) so wenig weiss wie Sie. Die Grausamkeit der Welt und ihr Verrat die Unwürdigkeit der Teuersten: von solchem Kummer habe ich spärlicheKenntnis. Mir scheintnachmeiner persönlichen Erfahrung, dass Wohlwollen in wechselnden Graden überall vorhanden ist, und mehr Güte und Herzenszartheit, als wir bei den Moralisten lesen. Gegen mich sind die Menschen wohlwollend gewesen, ohne mich zu verstehen, und sie haben Mitleid mit mir gehabt, ohne mich zu billigen: ja, haben nicht selbst die Kritiker ihr Bärentum für mich gezähmt und meinethalb zart wie Tauben gebrüllt? Ich kann von Ihrer Welt nichts Böses sagen, obgleich ich nicht von ihr bin, wie Sie sehen. Und ich habe ihren Cröine und noch ein wenig mehr in Ihrer Freund- schaft, und ich beneide nicht sonderlich die, welche die Kühe melken.

Wie gut Sie sind! wie gut und sanft Sie mit mir reden! Einiges, was Sie sagen, ist sehr rührend, und einiges überraschend; und obgleich ich wohl sehe, dass Sie unbewusst übertreiben, was ich Ihnen sein kann, so ist es doch köstlich, in vollem Wachen an Sie als an meinen Freund zu denken,

Behüte Sie Gott!

Aufrichtig die Ihre

ELIZABETH B. BARRETT.

iner jetzt

Sie uch man wie die 1abe

R.B. an E.B.B.

Dienstag Morgen. (Poststempel: ı2. März, 1845.)

Brief hat mich so glücklich gemacht, liebe Miss Barrett, dass ich mich all die Zeit ruhig verhalten hate; ist es zu schändlich, wenn ich anfange, nach mehr guten Nachrichten von Ihnen zu verlangen und es Ihnen sage? Weil die ganze Zeit her ein bitterer Wind geweht hat! Wollen Sie mir einen grossen Gefallen tun? So oft Sie mir schreiben, auch wenn Sie von Ihren eigenen Arbeiten schreiben und nicht nur von griechischen Dramen, schieben Sie immer eine kleine offizielle Bulletin-Zeile ein, die mir sagt: »mir ist besser« oder »noch besser«, ja? Das also ist getan und jetzt, was will ich Ihnen zuerst

... Sie meinen denn ich muss zulhnen kommen dass ich »unbewusst übertreibe«, was Sie mir sind. Aber Sie können nicht wissen, was das ist, und ich kann es Ihnen auch nicht gut sagen, weil die Sprache, in der ich "it mir über diese Dinge rede, geistige "ttisch ist und Kontraktionen liebt, wie die Grammatike. : gen; aber ich selbst lese sie und weiss recht gut, was sie bedeutet, deshalb sagte ich Ihnen, ich sei bewusst ich meinte, dass ich noch niemals meine eigenen Gefühle verkannt habe eins für das andere dal Wozu nützt Reden? Bleiben Sie nur diese wenigen kurzen Jahre mit mir »im Hause«. Glauben Sie, dass ich Sie in zwei Monaten, drei Monaten sehen werde? Ich reise vielleicht. So also haben Sie die Gesellschaft lieben gelernt und würden Sie geniessen, meinen Sie? Ich habe sie stets gehasst habe mich nun seit sechs oder sieben Jahren mit ihr ab- gefunden, um mir nicht, wenn ich mich ihrer enthielte, ein unbekanntes Gut zu seiner rechten Zeit entgehen zu lassen und meinen Fehler erst zu spät zu entdecken; und

Briefe Browning-Barrett. 3

Te

Mn

jetzt, da ich fast alles getan habe, was man tun kann jedes Stübchen in einem Gurkengarten für mich! Mir liegt selbst am Lesen nichts mehr, jetzt die Welt und Bilder von ihr, statt Reden über die Welt! Aber mau muss Bücher lesen, um Worte und Formen für »das

Publikum« zu finden, wenn mar reibt, und das muss man unbedingt, wenn man :»ot' fürchtet. Ich selber habe keine Freude am Schreiven keine, am blossen

Akt wenn auch alle Freude in dem Gefühl der Pflicht- erfüllung, und daraus beurteilen Sie, wie herzzerbrechend es sein muss, wenn ich wirklich mein bestes getan habe, mich von Kritiker Eins und Bekanntschaft Zwei einen armen Kerl nennen zu lassen. Aber ich glaube, Sie lieben die Beschäftigung des Schreibens, wie ich die des Malens oder Musil machens lieben würde, nicht wahr? Im Grunde ist im Herzen der Dinge viel Freude; und die Gewohn- heit und Überlegung haben mich so weit gebracht, dass ich zu jeder Zeit bereit bin, mich an die Arbeit zu machen aber ich weiss nicht, warum mir sinkt das Herz, so oft ich dies Pult öffne, und es steigt, so oft ich es schliesse. Und doch, wäre es nicht um das, was ich geschrieben habe, so hätten Sie nie von mir gehört, und durch das, was Sie geschrieben haben, nicht eigentlich um es, liebe ich Sie und will ich Ihnen wohl! Und jetzt, wollen Sie an das denken, was ich am Anfang meines Briefes sagte wie Sie versprochen haben, mich wissen zu lassen, ob meine Wünsche wirken und Sie sich weiter wohl befinden? Und selbst das... (da wir in Grossherzigkeit Gelehrte sind) sagen Sie mir selbst das nicht, noch irgend etwas sonst, wenn esIhnen lästig fällt— sondern warten Sie auf Ihre eigene gute Stunde, und kennen Sie mich als... wären nur diese Worte meine eigenen und frisch für dieses Augenblicks Gebrauch gemünzt! .. stets aufrichtig den Ihren ROBERT BROWNING.

1 Mir und manı »das nuss ber ssen icht- ıend ‚abe, inen eben lens ınde ohn- dass chen

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Sie ir in icht, dern ı Sie und

E.B.B. an R. B.

50. Winpole Street: 20. März 1845.

So oft ich es aufschiebe, lieber Mr. Browning, an Sie zu schreiben, so geschieht es nicht, seien Sie ver- sichert, weil ich »meine eigene gute Stunde« wähle, sondern weil ich mich meiner schlimmen Stunde unter- werfe. Es war freundlich von Ihnen, di.ss Sie zu wissen wünschten, wie ich mich befand, und sicht unfreundlich von mir, wenn ich meine Antwort auf Ihre Frage hinaus- schob denn ich habe mich wirklich nicht sehr wohl befunden und nicht viel Mut gehabt, es zu sagen. Dieses unerbittliche Wetter! Dieser Ostwind, der durch Sonne und Mond zu blasen scheint! wer kann sich bei solchem Wind wohl befinden? Aber ich sollte nicht murren. Es ist nicht so sehr schlimm mit mir gewesen, wie es sonst wohl war ich werde nur schwächer als gewöhnlich und lerne meine Lehre, dass ich sterblich bin, in einem Winkel und dann muss all das ein Ende nehmen! Der April kommt heran. Es wird ein Mai und ein Juni kommen, wenn wir solche Dinge erleben; und schliesslich können wir es vielleicht. Und was das angeht, dass ich Sie sehn werde, so bemerke ich, dass Sie mir misstrauen und dass Sie vielleicht meine Krankhaftigkeit durchschauen und erraten, wie ich, wenn der Moment kommt, ein lebendes menschliches Gesicht zu sehen, an das ich nicht gewöhnt bin, wie ich dann zurückschrecke und im Geist erbleiche. Ja? Sie haben Erfahrung in der Natur der Menschen, und Sie wissen, welche Folgen ein so ab- geschlossenes Leben wi. meines hat trotz all meiner schönen Philosophie über soziale Pflichten und dergleichen mehr nun ob Sie solch Wissen haben oder nicht, kann ich nicht sagen, aber ich sage, dass ich Sie wirklich empfangen will, wenn das warme Wetter mich wieder ein wenig belebt und die Erde zu ihrem Recht verholfen

3"

hat, so dass derartige Vergnügungen möglich werden. Denn wenn Sie meinen, ich möchte Sie nicht sehen, so sind Sie trotz all Ihrer Erfahrung im Unrecht. Aber ich werde mich anfangs fürchten obgleich ich es jetzt nicht tue, da ich dies schreibe, Sie sind Paracelsus, und ich bin eine Einsiedlerin mit Nerven, die alle auf der Folter gebrochen sind und jetzt lose hängen und bei jedem Schritt und Atemzug beben.

Und was Sie von der Gesellschaft sagen, das bringt mich auf manche Gedanken, die Ihr Leben und meins vergleichen. Sie scheinen vom vollen Becher des Lebens getrunken zu haben, während die Sonne daraufschien. Ich habe nur innerlich gelebt; oder mit dem Leiden als starker Erregung. Vor dieser Abgeschlossenheit durch meine Krankheit war ich auch abgeschlossen, und wohl nur wenige der jüngsten Frauen der Welt haben nicht mehr von der Geselischaft gesehen, gehört und kennen gelernt als ich, die kaum noch jung zu nennen ist, Ich bin auf dem Lande aufgewachsen hatte keine gesell- schaftlichen Verbindungen, hatte mein Herz in Büchern und Poesie und meine Erfahrung in Träumen. Meine Sympathien fielen wie eine unbefestigte Geissblattranke zu Boden und wäre nicht einer in meinem eigenen Hause doch davon kann ich nicht reden ). Es war ein einsames Leben, grün wie das Gras ringsum, Bücher und Träume darin lebte ich und das häusliche Leben schien nur leise ringsum zu summen, wie die Bienen um das Gras. Und so verstrich und verstrich die Zeit, und später, als meine Krankheit kanı, und es war, als ob ich am Rande der Welt stände und alles sei abgetan, und keine Aussicht vorhanden (so schien es eine Zeit lang), je wieder die Schwelle eines Zimmers zu über.

!) Siehe den Brief vom 25. August über den Tod ihres ältesten Bruders Edward, der auf einer Ruderpartic bei Torquay im Meer ertrank.

2;

schreiten; ja, da kam ich wohl dazu, mit einiger Bitterkeit daran zu denken (nachdem mir der grösste Kummer meines Lebens Raum und Zeit zum Atmen gegeben hatte), dass ich blind in diesem Teınpel stand, den ich verlassen wollte dass ich kein menschliches Wesen gesehen hatte dass meine Brüder und Schwestern von der Erde mir Namen waren, dass ich keinen grossen Berg oder Fluss, ja, nichts gesehen hatte. Ich war wie ein Sterbender, der Shakespeare nicht gelesen hat, und es war zu spät! verstehen Sie? Und wissen Sie auch, was für ein Nachteil diese Unwissenheit für meine Kunst ist? Ei, wenn ich weiterlebe und nicht aus dieser Abgeschlossenheit heraus- komme, sehen Sie nicht, dass ich unter entscheidender Ungunst leide, dass ich in gewissem Sinne ein blinder Dichter bin? Sicherlich ist bis zu einem bestimmten Grade eine Entschädigung vorhanden. Ich habe viel inneres Leben gehabt, und aus der Gewohnheit der Selbst- beobachtung und Selbstanalyse heraus errate ich vieles von der Natur der Menschen im allgemeinen. Aber wie gern würde ich als Dichterin ein wenig von diesem schwer- fälligen, ungeschlachten, hülflosen Wissen aus Büchern gegen einige konkrete Erfahrung vom Leben und von den Menschen eintauschen, gegen einige...

Doch alles Murren ist verächtlich. Wir alle sollten Gott für unser Mass des Lebens danken und es für jeden von uns als genügend erachten. Ich schreibe das, damit Sie nicht missverstehen, was ich vorher in bezug auf die Gesellschaft schrieb, obgleich Sie nicht von meinem Gesichtspunkt aus sehen; und damit Sie verstehen, was ich ganz so meine, dass ich alle meine hauptsächlichen Freuden, ja fast alle Gefühle, die warm unter jenem Namen gehen und mit mir persönlich zu tun haben, in derDichtung, und nur in der Dichtung erlebt habe. Schreibe ich gern? Natürlich, natürlich. Mir ist, als lebte ich, wenn ich schreibe es ist fir mich das Leben. Was heisst denn

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Leben? Nicht essen und trinken und atmen sondern jeidenschaftlich und freudig in allen Fiebern des Daseins in sich das Leben fühlen. Und so lebt man s cherlich beim Dichten nicht immer aber wenn das Rad sich dreht und der Fortgang ununterbrochen ist. Ist es bei Ihnen nicht so? 0, es muss so sein. Im übrigen kommt natürlich eine Reaktion; und in meinen: besonderen Fall ist die Reaktion, sobald ich ein Gedicht von mir im Druck sehe, oder sauber abgeschrieben, höchst schmerzlich. Das Vergnügen, das Gefühl der Macht, ohne das ich keine Zeile schreiben könnte, ist im Moment vergangen, und nichts bleibt als Inttäuschung und Demütigung. Ich habe noch kein Gedicht geschrieben, das man mich nicht in Stücke zu reissen "hätte überreden können, wenn man mich im rechten Moment gefasst hätte. Ich leide an zeitweiliger Demut, versichere ich Sie.

Wie amüsant, von sich zu reden; da Sie aber smich versucht haben, und ich ass,« so bitte ich um Ihre Langmut ob meiner Sünde, und ah! wenn Sie doch dafür wieder sündigen möchten! Sie und ich, wir scheinen uns in einer milden Widerstreitsharmonie zu begegnen... wie in dem „sz %0, si »0“ eines italienischen Duetts. Ich möchte mehr von den Menschen sehen, und Sie haben zu viel von ihnen gesehen, sagen Sie. Ich bin unwissend, Sie gesättigt. »Sie machen sich selbst aus dem Lesen nichts mehr?« Ist es möglich? Und ich bin so »frisch« darauf wie je solange ich aus dem Schatten von Diktionären und theologischen Streitschriften und der- gleichen mehr fortbleibe. Soll ich es Ihnen unter dem Gedächtnis der letzten Rose des letzten Sommers zuflüstern ? Ich liebe Romane über die Massen; ja! und ich lese sie nicht nur, wie es einige kluge Leute tun, wegen der Beredsamkeit hier und um der Empfindung dort, sondern um der Geschichte wilien! wie kleine Kinder, die auf Papas Knieen sitzen. Meine kindliche Vorliebe für Ge-

schichten ist nicht mit meiner Liebe zu Plumcake ge- schwunden, und noch jetzt ist kein Loch in ihr. Ich mache es mir beinahe zur Regel, alle Romane zu lesen, die andere so freundlich sind, zu schreiben und wehe dem elenden Wicht, der mir sagt, wie der dritte Band endet! Lebt auch in Ihnen irgend eine solche Unschuld fort? oder nennen Sie das Stumpfsinn? Wenn ja, so ver- zuihe ich Ihnen und lächle nur ich warne Sie mit einem Lächeln überlegenen Genusses vor mich hin! Mr. Charley machte mich neulich ordentlich iachen, als er mir Mary Howitts »Iniprovisatore« mit einer Art entschuldigenden Hinweises auf die Schilderungen in dem Buch empfahl, als hätte ich noch niemals einen Roman gelesen ich! Ich schrieb ihm ein Bekenntnis zurück, das ihn vielleicht veranlasste, den Kopf zu schütteln, und jetzt bekenne ich mich Ihnen unprovoziert. Ich bin eine, die die Pest hätte vergessen können, indem

sie Boccaccios Erzählungen lauschte; und ich schäme mich nicht. Ich »sehe nicht einmal, was man besseres tun könnte,« ich bin so närrisch......

R.B. an E.B.B.

Montag Morgen. (Poststempel: 31. März 1845.)

.... Dieser sonnige Morgen ist, als hätte ich ihn für Sie gewünscht 10 schlägt die Uhr jetzt sagen Sie mir, ob Sie um ıo Uhr heut Morgen irgend welch Gutes von meinen Herzenswünschen für Sie empfinden ich würde Ihnen alles, was Sie brauchen, aus meinem eigenen Leben und meiner Frohheit geben, und doch noch zweimal soviel behalten, als von rechtswegen dem dünnen weissen Gesicht genügt hätte, das dort im Spiegel bei dem Ge- danken lacht, es könne irgend jemandem bange machen...

40 _—

und jetzt mit einer anderen Art Lachen bei dem Gedanken, dass wenn sein Eigentümer das nächste Mal reist, er Miss Barrett... zu Hause lassen muss meliora piis, und unter ihnen

dem Ihnen überall und zu allen Zeiten ergebenen

ROBERT BROWNING.

EBB an RB:

Donnerstag. (Poststempel: ı6. Mai 1845.)

... Nun! aber dies soll beweisen, dass ich nicht misstrauisch bin, und sagen, dass wenn Ihnen daran liegt, mich zu sehen, Sie kommen können; und dass es mein Gewinn ist (so empfinde ich es) und nicht Ihrer, wenn Sie wirklich kommen. Ich weiss, Sie werden nachher nicht davon reden, dass Sie hier waren, weil ich trotz meines festen Versprechens diesen Sommer einen odeı zwei Menschen zu sehen (ausser Ihnen, den ich freiwillig und gern empfange), Besuche im allgemeinen nicht an- nehmen kann und ganz abgesehen von der Frage der Gesundheit wäre es unziemlich, hier auf dem Sofa zu liegen und aus meiner Gebrechlichkeit ein Schauspiel zu machen und einen Bettlerhut fürs Mitleid hinzuhalten. Ich würde es bei einer anderen Frau tadeln und dies Gefühl hat manchmal sein Gewicht bei mir.

Im übrigen wenn Sie schreiben, ich weiss nicht, wie sehr Sie schätzen würden, u. s. w. und Sie selber nicht einmal recht so berühren Sie die Wahrheit ziemlich genau, und so genau in der letzten Klausel, dass, als ich sie las, ich „zanz dient que mal!“ lächeln musste. Sicherlich können Sie nicht »recht wissen«, ob Sie auch nur eınen Strohhalm von Vergnügen davon haben werden, ‘venn Sie mich anders als auf diesem

1845.)

nicht liegt, mein venn hher trotz oder villig t an- : der ı zu | zu Iten. dies

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4 I

Papier kennen lernen und ich für mein Teil, lieber Mr. Browning, habe den Eindruck, dass Sie keins davon haben werde Es ist nichts an mir zu sehen, noch von mir zu hören ich habe nie plaudern gelernt, wie Sie in London, wenn ich auch den Glanz der geschnitzten Rede bei Mr. Kenyon und anderen bewundern kann. Wenn meine Dichtung für irgend ein Auge irgend etwas wert ist, so ist sie die Blume von mir. Ich habe am meisten in ihr gelebt und bin in ihr am glücklichsten vewesen; daher hat sie all meine Farben, was ich sonst bin, ist nichts als eine Wurzel, die in den Boden und das Dunkel gehört. Und wenn ich all diesen Egoismus schreibe, . . so geschieht es aus Scham, und weil ich mich schäme, soviel Aufhebens von etwas zu machen, was es nicht wert ist; und weil Sie überschwenglich sind, wenn Sie sich soviel aus einer Erlaubnis machen, die Ihnen nachher nichts sein wird. Nicht, als ob es mich nicht rührte, dass Sie sich überhaupt etwas daraus machen! Es rührt mich tief; und bald... werde ich verstehen. Kommen Sie also. Auf jeden Fall ist Wahrheit und Einfachheit für Sie da; und eine Freundin. Und antworten Sie nicht hierauf ich schreibe es nicht als eine Fliegenfaile für Komplimente. Ihre Spinne würde mich zu sehr darum verachten.

Und...das Wie und Wann! Sie befinden sich nicht gut, jetzt, und es kann Ihnen nicht bekommen, wenn Sie irgend etwas tun, als sich ruhig und still ver- halten, bis diese schreckliche musikalische Note aus Ihrem Kopf fortbleibt!). Ich bitte Sie, denken Sie nicht daran, zu kommen, bis all das zur Genüge zum Schweigen gebracht ist. Wenn das geschehen ist, so müssen Sie

!) In einem vorhergehenden Brief schrieb Browning: »mir ist beinahe wohl«e nur dass

ein kleines Rad in meinem Kopf summt:

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sich entscheiden, ob Sie lieber mit Mr. Kenyon kommen wollen oder allein und wenn Sie allein kommen wollen, so müssen Sie mir sagen, an welchem Tage, und ich will Sie an jedem Tage empfangen, wenn nicht ein unvorhergesehenes Hindernis eintritt, .. an jedem Tage nach zwei und vor sechs. . Und meine Schwester wird Sie die Treppen zu mir heraufbringen, und wir werden plaudern; oder Sie werden plaudern; und Sie werden versuchen, nachsichtig zu sein und mich so gern zu haben, wie Sie können. Wenn Sie aber lieber mit Mr. Kenyon kommen wollen, so müssen Sie, ich glaube

bis Juni, warten weil er Montag fortgeht und wahr- scheinlich nicht gleich zurückkommt nein, Samstag morgen.

Inzwischen warum Sie mir »danken« sollten, ist mir ein absolutes Geheimnis doch ich lasse es!

Sie sind grossmütig und ungestüm; das kann ich sehen und fühlen; und weit entfernt von jeder Neigung, Ihnen zu misstrauen oder an Ihnen zu zweifeln, versichere ich Sie, dass ich vielmehr so sehr an Ihre Treue, reine Gesinnung glaube, als hätte ich Sie persönlich ebenso viele Jahre gekannt, wie ich Ihren Genius geschätzt habe. Glauben Sie das von mir denn es ist wahrhaft ge- sprochen.....

R.B. an E.B.B.

Freitag Abend. (Poststempel: 17. Mai 1845.) ... Liebe Miss Barrett, ich danke Ihnen für die Er- laubnis, die Sie mir geben, und für die unendlich freund- liche Art, wie Sie mir sie geben. Ich will Sie am

Dienstag um 2 besuchen nicht eher, damit Sie Zeit haben, mir zu schreiben, wenn irgend ein ungünstiger Umstand eintreten sollte... nicht als ob er Ihnen Un-

nen nen und ein age vird den den zu mit ube ıhr- tag

ist

ich ng, ere ine nso be. ge-

FE 43

oelegenheiten machen brauchte, denn... was ich Ihnen für jetzt und künftig noch ganz besonders sagen möchte - machen Sie sich nicht das geringste daraus, dass ich komme, sondern sollten Sie sich zum Beispiel nicht wohl befinden schicken Sie mir oder lassen Sie mir nur ein Wert herunter sagen, und ich komme wieder, und wieder, und wieder meine Zeit ist von keinerlei Bedeutung, und meine Bekanntschaften in der Nachbar- schaft sind dicht gesät.

Wenn ich Ihnen jetzt nicht dankbar genug erscheine, bin ich so sehr zu tadeln? Sie sehen, es ist hohe Zeit, dass Sie mich sehen, denn ich habe mich klärlich aus- oeschrieben!

Immer er Ihre ROBERT BROWNING.

R.B. an E.B.B.

Dienstag Abend!). (Poststempel: 21. Mai 1845.)

Ich vertraue Ihnen, dass Sie mir der Wahrheit gemäss berichten, wie Sie sich befinden ob Sie müde sind, ob nicht, ob ich irgend etwas verkehrt gemacht habe oder irgend etwas recht (nur kein Wort mehr über meine »Freundlichkeit«, die um sie abzutun, will ich es zugeben ausnahmsweise ist) sondern lassen Sie uns alles so einrichten, wenn es möglich ist und warum sollte es das nicht sein dass mein grosses Glück und das ist es, wenn ich Sie von Zeit zu Zeit wie heute sehen kann um den Aufwand von so wenig Unbequemlichkeit für Sie erreicht wird, wie wir es nur möglich machen können. Zum Beispiel was mir

5) Die erste Begegnung fand statt am Dienstag, den 20. Mai 1345, 3—4!/ Uhr nachmittags.

gerade einfällt alle hier behaupten, ich spreche sehr laut (eine schlechte Angewohnheit, die daher kommt, dass ich oft mit einem tauben Verwandten plaudern muss). Und bin ich zu lange geblieben?

Ich will Ihnen ohne Zögern solche corrigenda sagen ja, ich will es noch einmal sagen, demütigen Sie mich nicht bitte, nicht wieder indem Sie mich auf die Art »freundlich« nennen!

Ihre Freundschaft macht mich jetzt und immer stolz und glücklich. Möge Gott Sie behüten!

ROBERT BROWNING.

E.B.B. an R. B.

Mittwoch Morgen. (Poststempel: 22. Mai 1845.)

Wirklich nichts war verkehrt wie konnte es auch? Und alles war recht wie sollte es nicht? Und was das »laute Sprechen« angeht, so habe ich nichts davon gehört und anstatt mich schlechter zu befinden, sollte ich mich besser befinden, wegen der Ehre und des Glücks, die mir gestern (ob ich davon rede oder schweige) zuteil geworden sind.

Das erinnert mich, Sie beschränken unseren Wort- schatz so, dass es auf ein baldiges volles Schweigen schliessen lässt. Erst soll ein Wort nicht gesprochen werden, dann ein anderes. Und warum? Warum nur den Gebrauch von Worten versagen, denen natürliche Gefühle entsprechen? und wie kann ein solcher Gebrauch Sie »demütigen«? Wenn mein Herz offen vor Ihnen läge, könnten Sie in keinem Gedanken dort und in keiner Spur eines Gedankens, der dort gewesen ist, etwas Ihnen Feindliches finden aber es ist schwer für Sie, trotz all Ihrer Psychologie (und um mich an Sie zu erinnern,

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1845.)

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habe ich gerade in die Vorrede zu einigen Gedichten von einem Mr. Gurney geblickt, wo er von »der reflektierenden Weisheit eines Wordsworth und den tiefen psychologischen Äusserungen eines Browning« redet), es ist schwer für Sie, meine geistige Verfassung nach der besonderen Erfahrung, die ich durchgemacht habe, zu verstehen und was für eine x{ &unt xal oo! Empfindung in mir Ihnen gegenüber sich nicht unterdrücken lässt, wenn Sie von der Höhe Ihrer glänzenden, glücklichen Sphäre um persönlichen Verkehr mit mir bitten, wie Sie gebeten haben. Was für Worte als »Freundlichkeit« . . als »Dank- barkeit« doch ich will auf keinen Fall unfreundlich und undankbar sein und tun, was Ihnen unangenehm ist. Und lassen Sie uns beide das Thema der Worte verlassen, weil wir von verschiedenen Gesichtspunkten aus sehen; wir stehen je auf der schwarzen und weissen Seite des Schildes und können zu keinem Schluss konımen.

Aber Sie werden wirklich am Dienstag kommen und so oft Sie zugleich mögen und können, wieder uud es wird mir nicht unangenehmer sein, mir eine Freude machen zu lassen, als es den Leuten im all- gemeinen ist meinen Sie nicht auch? Ah wie verkehrt Sie urteilen! Es muss mir doch klärlich und natürlich ein Vergnügen sein, Sie hier zu empfangen, wenn Sie kommen mögen, und es kann nicht nötig sein. dass ich es erst in gesetzten Worten sage glauben Sie das

Ihrer Freundin

ELIZABETH B. BARRETT.

EEE: Freitag Abend. (Poststempel: 24. Mai 1845.)

Ich wollte Ihnen gestern abend und heute Morgen schreiben und konnte nicht Sie wissen nicht, was für

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Schmerz Sie mir bereiten, wenn Sie so wild reden'). Und wenn ich Ihnen, lieber Freund, nicht gehorche, und doch (ich für mein Teil) von Ihrem wilden Reden rede, so tue ich es nicht, um etwas zu tun, was Ihnen un- angenehm ist, sondern um in meinen eigenen Augen und vor Gott einer Grossherzigkeit ein wenig würdiger oder weniger unwürdig zu werden, vor der ich aus Instinkt und beim ersten Blick, aber entschieden zurück- schaudere, und weil mein Schweigen in Beziehung darauf das am wenigsten freundschaftliche Ausdrucksmittel wäre. Hören Sie mich also hierin an. Sie haben einige leiden- schaftliche Dinge gesagt . . . Einbildungen die Sie nicht wieder sagen noch auch widerrufen werden, sondern sogleich vergessen und für immer, dass Sie sie überhaupt gesagt haben; und so werden sie zwischen Ihnen und mir allein sterben, wie ein Druckfehler zwischen Thnen und dem Setzer. Und das werden Sie um meinet- willen tun, die ich Ihre Freundin bin (Sie haben keine wahrere) und ich bitte um dies, weil es eine für die zukünftige Freiheit unseres Verkehrs notwendige Bedingung ist. Sie denken daran sicherlich tun Sie es dass ich mich in der seltsams.en Ausnahmestellung befinde, und dass ich gerade deshalb Sie so empfangen kann. wie ich es Dienstag tat, und dass, »auf unbewusste ‚Über- treibungen« zu hören, sich für mich in meiner niedrigen Stellung so wenig passt, wie es (was wichtiger ist‘ “ir Ihre glückliche ungünstig wäre. Wenn Sie « Wort der Antwort hierauf versuchen sollten, od © .uf zurückkommen, so darf ich... so will ich Si, nt wiedersehen und Sie werden mir später in Ihrem Herzen recht geben. Also werden Sie es um meinet- willen nicht sagen ich glaube es und mir den

') Brownings Brief, auf den dieser antwortet, hat er selbst vernichtet. Er enthielt Brownings erste Erklärung.

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Kummer ersparen, einen Verkehr gerade da abbrechen zu müssen, wo er mir Vergnügen verspricht, mir, die so manchen Kummer und so wenig Vergnügen hat. Sie werden es nicht sagen! und ich brauche nicht unruhig, zu sein und ich werde Ihnen diese Ruhe als eine von vielen Gaben verdanken. Denn dass ich viel von Ihnen zu empfangen habe, in allen freien Gaben eines grossen denkenden und lehrenden Geistes... das weiss ich! ich lobe mich selbst, wenn ich Sie würdige, wie es keiner kann. Ihr Einfluss und Ihre Hülfe werden mir in der Dichtung viel Gutes und Freude bringen denn unter vielen in diesem Hause, die mich lieben, ist keiner... mehr, der mich beurteilen kann. Ihre Freundschaft und Ihre Sympathie werden mir mein Leben lang teuer und wertvoll sein, wenn Sie sie mir nur so lange oder so kurz nachlassen. Wo Sie sich in mir irren, worüber ich mich nicht irren kann (— und da haben Sie mich durch zu viel Ehre gedemütigt) das schiebe ich ruhig und mit dankbaren Tränen in den Augen bei Seite; weil all dieser Hagel Samen wie Blüten niederschlagen und ver- derben wird... .

R.B. an E. B.B.

Samstag Morgen. (Poststempel: 24. Mai 1845.)

Entsinnen Sie sich nicht, ich habe Ihnen einmal gesagt, Sie »wüssten nichts von mir?« wogegen Sie sich verwahrten aber ich meinte, was ich sagte, und wusste, dass es so war. Um in einem Gleichnis grossartig zu sein: auf jeden armen Fleck eines Vesuv oder Stromboli in meinem Mikrokosmus kommen ungeheure Eisschichten und Gruben voll schwarzen, kalten Wassers und ich nutze meine zwei oder drei Feueraugen aus, weil ich, leider, aus Erfahrung weiss, wie sehr sie zum Verlöschen

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EP RE

neigen und das Eis wächst und wächst und doch ist es ein echter Teil von mir, der bezeichnendste Teil. der beste Teil vielleicht, und ich verleugne nichts nur als Sie davon redeten, dass »Sie mich kennten«! Aber es ist mir im höchsten Grade ungewohnt, namentlich seit den letzten Jahren, davon auch nur im Traum einem anderen Menschen etwas mitzuteilen (denn alle meine Dichtung ist rein dramatisch, wie ich gern immer wieder sage), sodass, wenn ich auch nur den geringsten Versuch mache kein Wunder, wenn ich exemplarisch stüumpere und auch die »Sprache« ist ein Werkzeug, das nie in diesen meinen schweren, schweren Kopf hineingewollt hat. Werden Sie mich nicht für sehr brutal halten, wenn ich Ihnen sage, ich könnte beinahe über Ihr Missverstehen de:sen, was ich schreiben wollte, lächeln? Und doch wi.l ich es Ihnen sagen, weil es den schlechten Eindruck meiner Gedankenlosigkeit vernichten und zu gleicher Zeit den Punkt aufklären wird, den ich Ihnen die ganze Zeit her in ehrlichem Ernst ins rechte Licht habe stellen wollen... . nämlich meine wirkliche Unterlegenheit Ihnen gegenüber; gerade das und weiter nichts. Ich schrieb Ihnen in einem unklugen Moment und gedrängt, dadurch dass sie mir wieder »dankten«, und ich schrieb unkluger- weise, als ob ich vor mich hin dächte, sagte, was absurd genug ausgesehen haben muss, wenn man es ohne das furchtbare nie-zu-schreibende Gegengewicht in meinem übrigen Ich sah neben dem könnte es geschrieben und Ihnen anseinandergesetzt werden mein Brief zu seinem rechten und relativem Platz hinuntersinken und ein einfaches »Danke Ihnen« für Ihre gute Meinung werden würde und die ist, das versichere ich Ihnen, viel zu freigebig denn ich glaube wirklich, dass Sie mir in vieler Hinsicht überlegen sind, und ich fühle mich unbehaglich, bis auch Sie das einsehen da ich ja auf Ihre Sympathie und Hülfe hoffe, und Offenheit ist in

solchen Fällen alles. Ich versichere Sie, hätten Sie meinen Brief gelesen und nur soviel von mir »gekannt«, wie Sie kennen lernen würden, wenn Sie, zum Beispiel, bloss den Inhalt jenes verhängnisvollen und oft erwähnten »Portefeuilles« dort (Dii meliora Büs!) durchsähen, Sie würden darin (in dem Brief, nicht in dem Portefeuille) die sanfteste Äusserung sehen, die je ein milder Herr getan hat. Aber ich vergass, dass man an einem stillen Ort zu viel Lärm machen kann, wenn man die »ohr- durchdringende Pfeife« spielt, die in Othellos Regiments- kapelle von der »mut-weckenden Trommel« um vom Gong und Klapphorn ganz zu schweigen in gebührende Subordination gezwungen werden mag. Wollen Sie mir auf das Versprechen hin verzeihen, dass ich in Zukunft daran denken und bedachtsamer sein will? Nicht dass Sie mich zu sehr verachten dürften; das auch nicht; und vor allen Dingen dürfen Sie nicht meinen, ich posiere a la Byron, und gäbe Ihnen unaussprechbare Dinge zu verstehen, Sehnsüchte nach Lethe und all das weit entfernt! Ich habe niemals Morde begangen und schlafe den gesundesten Schlaf »aber das Herz ist verzweifelt böse«, das ist wahr, und wenn ich auch nicht zu sagen wage, ich »kenne« meins, so habe ich doch bedeutende Gelegenheiten gehabt, ich, der ich das Leben vom Anfıng anfing und nichts vergessen kann (Namen und das Datum der Schlacht von Waterloo ausgenommen), und ich habe gute und böse Männer und Frauen gekannt, habe Edmund Kean und Vater Mathew die Hand geschüttelt, Ihnen und ÖOttima! Und dann hatte ich schon vor vielen, vielen Jahren eine gewisse Kraft der Bewusstheit, über die JohnMill sich wunderte, und die mittlerweile gewachsen sein sollte, wenn beständige Übung überhaupt etwas nützt und da ich schliesslich im ganzen ein Dichter zu sein gedenke, wenn nicht der Dichter . , denn ich bin manche Abende eitel nd ruhmredig so lasse ich mir Gerechtig-

Briefe Browning-Burrett, 4

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keit angedeihen und wage «5, vor mir selber die Dinge bei ihrem Namen zu nennew, vr sıgs kühn, dies liebe ich, dies hasse ich, dies würde ich tun, dies würde ich nicht tun, unter allen möglichen Umständen und da ich in diesem Stil mit mir selber rede (denke), und da ich, wie zitternd auch und trotz der Schulderklärung in diesem Stil für mich selbst zu schreiben beginne oben auf dem Pult, das meine »Lieder der Dichter. No.I. M. P.« enthält, so schrieb ich was Sie, ich weiss! vergeben. Denn ich bedaure von Herzen, wenn ich Ihnen in einem törichten Anfall von Unbedachtsamkeit auch nur eine Minute lang Schmerz bereitet habe, Ihnen, für die ich auf jeden Fall jedes Wort licber »wie für einen Vogel glätten«e und mildern möchte....

R.B. an E.B.B.

(Poststempel: 14. Juni 1845.)

Ich weiss, ich bin stets auf meine eigene musikalische Begabung eifersüchtig gewesen (ich kann Musik schreiben). Jetzt, da ich die Nutzlosigkeit solcher Eifersucht ein- sehe und sie los und fahren lassen will, wird sie möglicher- weise geknickt werden. Ihre Musik klingt meinem Ohr mannigfaltiger und köstlicher als d.- irgend eines modernen Dichters sonst, Man sollte die mechanische Seite der Kunst studieren, denn sie ist ziemlich alles, was sich studieren lässt denn je länger man sich hinsetzt und über den Schöpfungsprozess nachdenkt, um so mehr bestätigt er sich als »Inspiration«, als nicht mehr und nicht weniger. Oder, schlimmsten Falles schreibt man alte Inspirationen hin, die man im Gedächtnis hat... aber damit fängt es an. »Reflektion« ist genau, was ihr Name ausdrückt eine Wieder-Darstellung in zer- streuten Strahlen von jeder Kante des Geschehens aus, eine Wiederdarstellung dessen, was zu allem Anfang in

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einem grossen Licht als Ganzes gegenwärtig wurde. Also sagen Sie mir, wie diese Lichter geboren werden, wenn Sie es können! Aber ich kann jedermann sagen, wie man melodische Verse macht also soll er es tun man sollte es von jedem Dichter fordern. Sie begreifen nicht, was für ein neues Gefühl es für mich ist, jemanden zu haben, dem meine Verse gefallen müssen, wenn sie mir nachher noch gefallen sollen. So ganz anders war früher meine Lage, dass ich vielmehr nach einem Gegenstand zu suchen pflegte, der bei den Leuten Anstoss erregen konnte, und hässliche Dinge schrieb, um die Missgünstigen und Furchtsamen von vornherein vor meinem Grund und Boden zu warnen. Wenigstens werde ich das nie wieder tun! Jetzt will ich alles bringen, was ich wage, in so grossen Mengen wie ich kann wenn nicht das nächste Mal, so doch darauf sicher. Ich muss ein Ende machen und in diesem Herbst meine vier letzten Bells drucken, Lyrica, Romanzen, »Die Tragödie« und »Lurca«, und dann mit ganzem Herzen an meine eigene Dichtung gehen ja, ich habe gerade beschlossen, nicht einmal ein neues Lied mehr zu beginnen, bis diese grosse Aufriumung vollzogen ist ich will die Tragödie abschreiben lassen, UMSIE 7

»Um sie« mitzubringen! Nächsten Mittwoch weı Sie wüssten, wie glücklich Sie mich machen! darf ich das nicht sagen, meine liebe Freundin, wenn ich es in meiner Seele fühle?

Ich danke Gott, dass es Ihnen besser geht, bitte, machen Sie frische Anstrengungen, diese teilweise Ruhe des Wetters auszunutzen! Alle um Sie müssen darauf dringen: aber sclbst aus meiner Ferne mögen solche Wünsche ein wenig wirken. Aber Ihnen ist besser schen Sie so aus und reden Sie so! Gott behüte Sie.

ROBERT BROWNING.

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E:BBuRDB.

Montag. (Poststempel: ı7. Juni 1845.)

Ja, ich glaube genau wie Sie, was man bei Kunst- werken den »Schöpfungsprozess« nennt, ist Inspiration und nichts weniger was vor noch nicht langer Zeit jemanden veranlasste, zu mir zu sagen: Also meinen Sie, Skakespeares »Othello« sei vom Ausfluss des Heiligen Geistes? ein etwas abschreckender Schluss . . nur nicht ganz so abschliessend, wie er manchen vielleicht erscheinen könnte. Wenigstens hindert er nicht, dass ich auch weiter Spiridions Ausspruch beistimme .. entsinnen Sie sich? . , »Tout ce que l’'homme appelle inspiration, je l’appelle aussi revelation« .. wenn es nicht im Grunde zu selbst- verständlich ist mein einziger Einwand! Und ist es nicht richtig, dass Ihre Unfähigkeit, den fraglichen Prozess zu analysieren, einer der Beweise für die Tatsache der Inspiration ist? wie man ehedem die Götter daran erkannte, dass man sie die Füsse nicht bewegen sah? sie kamen und gingen in gleichmässiger Strahlenflucht. - Und noch wundervoller als das erste flüchtige grosse Licht, von dem Sie reden ... und weit jenseits jeder Arbeit der Reflektion ausser im rein analytischen Sinne, in dem Sie das Wort brauchen... erscheint jenes Sammeln des Lichtes zum Licht auf besonderen Punkten, wenn man (bei der Komposition) Schritt für Schritt vordringt, bis man den Dingen intim nahe kommt und sie in einer Fülle und Klarheit sieht, und mit einem intensiven Ver- trauen auf ihre Wahrheit, wie man es in keinem Mittags- sonnenschein (den man wirklich nennt) hat; aber da hat man es.. und bis man um die Mitteilung ringt ein nutzloses Ringen bei den meisten Dichtern (oh, wie nutzlos!), und wenn erfolgreich, so ergibt sich »Poppa geht vorüber«, so ergeben sich andere Meisterwerke der

Welt. Sie werden mir genauer sagen, was Sie damit meinen, dass Sie auf Ihre eigene Musik eifersüchtig sind? Sie sagten mir einmal, Sie hätten einen falschen Begriff von der Musik gehabt, oder Sie hätten sie nach den falschen Begriffen anderer Leute ausgeübt: aber meinten Sie ausserdem, dass Sie je daran gedacht haben, die Musik überhaupt zu verachten? denn das der Versuch, es von Ihnen zu glauben, ist wahrlich schwer genug. Und dann können Sie meine Verse wegen ihrer Musik loben? Wissen Sie auch, dass man mich beständig wegen des Mangels an Harmonie tadelt Mr. Boyd!), der beständig über die schlechte Verfassung meiner Trochäen stöhnt.... und niemand geringeres als Mr. Tennyson, der zu jemandem gesagt hat, der es weiter sagte, in dem Mangel an Harmonie liege der Hauptfehler der Gedichte, »obgleich man ihm sicherlich abhelfen könnte, da er sich schon vorzustellen vermöchte, dass ich von Natur eir Ohr habe«.. Nun aber mir gefällt es, wenn Sie mich loben ob mit Recht oder Unrecht ich meine, ob ich Recht oder Unrecht habe, wenn es mir gefällt! und ich sage Ihnen das offen, obgleich ich glaube, dass Sie unter einem Gelübde an die Madonna von Loretto stehen, mit jeder Art von hohen Eitelkeiten einen Kopf schwindlig zu machen, der nicht zu stark, sondern zu niedrig für solche Dinge ist, ehe Sie die Stickerei auf Ihrem göttlichen Kleide wiedersehen. Nur geben Sie auch eine Schmeichelei, die weit über alles Lob hinausgeht... selbst über Ihr Lob wo Sie davon reden, dass »Ihre Verse gefallen« u. s. w., und davon, dass Sie glücklich sind, sie hierher mitzubringen .. das ist schwerlich eine erlaubte Waffe, und achten Sie darauf, ob Ihnen die Madonna das nicht anrechnet! Im Ernst, Sie werden

!) Ein blinder Gelehrter und Philologe, von dem Elizabeth B. Barrett ein gut Teil ihres Griechisch gelernt hatte.

sich nicht zu unbehaglich, oder überhaupt unbehaglich, mit dem Abschreiben eilen? Ein anderer Tag, das wissen Sie, tut es auch und Geduld ist etwas, was mir möglich ist, wenn auch nicht »dem Boden eingeboren«.

Auch benehme ich mich sehr gut, indem ich in den Lärm hinausgehe; noch nicht ganz zur Tür hinaus, wegen der Hitze und mir ist besser, wie Sie sagen, ohne jeden Zweifel, und ich bin stärker nur täuscht mein Aussehen ein wenig; und man sieht leicht in einer Stunde rot und erhitzt aus, um eine oder zwei Stunden darauf ein wenig gespenstischer auszusehen. Nicht als ob es nicht wahr wäre, dass mir besser ist, wohlgemerkt! denn ich bin es.

Die »Blume im Briefe war von einer meiner Schwestern von Arabel (....) und Ihre Rose kam ganz frisch und lebendig an, wenn sie auch anfıng, ihre schönen Blätter zu verlieren, weil sie zu mir kommen musste, anstatt in Ihrem Garten weiter zu leben, wie ihre Bestimmung war. Aber ich danke Ihnen für sie und alles, mein lieber Freund.

ELIZABETH B. SARRETT.

E.B.B.an RB, Dienstag Abend. (Poststempel: 25. Juni 1845.) Was werden Sie denken, wenn ich Sie bitte, morgen, Mittwoch, nicht zu kommen, sondern statt dessen... Freitag vielleicht? Aber hören Sie, wie es steht und urteilen Sie, ob es sich ändern lässt! ...

R.B. an E.B.B. ı2. Mittwoch. (Poststempel: 25. Juni 1845.) Granatäpfel kann man bis tief in die Mitte auf- schneiden und hineinsehen, aber Herzen nicht warum also soll ich zu reden versuchen?

Freitag ist der beste Tag, weil der nächste, aber Samstag ist der nächst beste er ist der nächst nahe, wissen Sie: und wenn ich also keine Note mehr bekomme, is: Freitag mein Tag.

Jetzt ist Postzeit das t fit sich gut.

Gott behüte Sie und Ihren

ROBERT BROWNING.

E.B.B. an R.B.

Donnerstag Abend. (Poststempel: 27. Juni 1845.) Schliesslich muss es doch Samstag sein, da.... Ich schreibe in der grössten Eile....und so müde! um Ihnen dies zu sagen, dass, wenn Sie am Samstag kommen können und wollen... oder wenn nicht, am

Montag oder Dienstag, kein Grund dagegen vorhanden ist. Ihre Freundin für immer

ELIZABETH B. BARRETT.

R.B. ax E.B.D2.

Freitag Morgen. (Poststempel: 27. Juni 1845.)

Lassen Sie mich eilen und Samstag, morgen, und nicht später, niederschreiben, damit nicht meine Selbst- sucht in ihrem Kampf mit dem besseren Gefühl unterliegt, das ı '- sagt, Sie müssen diese Woche viel zu müde für noch einen Besucher sein.

Wie soll ich entscheiden?

Doch Samstag ist gesagt aber ich will nicht ganz so lange bleiben und längst nicht so laut sprechen wie vor alters; und auch Sie werden, wenn Sie irgend etwas

von mir verstehen, nicht zögern, nur ein Wort hinunter zu schicken, wenn Sie sich etwa nicht woh! befinden. Ich würde nicht das Herz haben, an die Tür zu klopfen, wenn ich nicht wirklich glaubte, dass Sie das tun würden

er wenn ich das eine sage und gegen das andere vor-

soro®, so weiss ich wohl, dass das no: icht so viel wert ist, wie die Grossmut oder vielmehr Gerechtigkeit ‚rc, wenn ich ein oder zwei Tage ganz iortbliebe. Joch was können nicht ein oder zwei Tage bringen! ) en für Sie, Anderungen !ür mich £ nicht alles in mir kann ich ändern, Gott :

ut ımmer der Ihre

ROBERT BROWNING.

E.B.B. an R.A.

Montag. (Poststempel: 8. Iuli 1845.

Ja, ich bin wirklich aus gewesen, und bin noch am

Leben danach was noch erstaunlicher ist endi genug, meine ich, trotzdem heut Abend zu schreiben Aber vielleicht sage ich das nur deshalb mit ;serer Emphase, um mich dafür zu trösten, dass ich üı ' grossen Ehrgeiz, bis in den Park zu k Kenyons Tür zu erreichen, um ruhmred' m abzugeben, gescheitert bin... denn in den gescheitert, und ich musste an den Tore: ; Dei

Platzes umkehren. Das nächste Mal es vi besser gehen und auch diesmal! kan ne Ohnı

und nichts ging sehr verkehrt... . nicht einmal feig z: sich das Opfer (das se: berichtet!), den: eine meine:

Schwestern übernahm wie gewöhnlich der Befehl ınd ordnete ganz nach eigenr Klugheit und nicht nach meiv m

NG.

m E

BERN e nn:

Willen die Umkehr an. Nur werden Sie nicht wird menand von Ihnen allen von nr verlangen, dass ich bei sei ein Vergnügen gewesen an- ehr irbeit, als die Sie mir sın Somstag ersparen ten. ındem Sıe für Ihre Rosen sorgten! verlangen

Sie das sicht. und ich ill es gleich noch einmal ver-

ch : icl nen, diesen Iciı- und Mich-ismus Z reiben da abe re Güte es für wert hielt, darnach zu frızen f icht überklug un. schweigsam sein 2: R.B.

Samstag. (Poststempel: 28. Juli 7845.) ntag. So viel habe ich geste: geschrieben inc dann bin ich ausgewesen: ich wus= nicht recht, wie ich über einige Ihrer Ausdrück« nd über Ihr I sse an mir das mein Gefül rt was sonst von ihm zu sagen bleib den ode: eige sollte (ist es heute besser?'). > wissen, maci: n grosse Fehler: Schierling sta: hel, vier

tatt fünf Uhr, und andere Dinge für «ndere, wo es

ı grösseren Folgen ist; und Sie haben ausserdem ielleicht doch nicht ganz Recht damit, dass ich besser werde, wenn »ich nur will«!.. und das erinnert mich an etwas, was Papa bisweilen sagt, wenn er unerwartet mein Zimmer kommt und mich dabei ertappt, wenn trockenen Toast statt des Mittagessens habe, und er

.! Zorn erklärt, Widersetzlichkeit und trockener Toast 'itten mich zu meinem gegenwärtigen Zustand gebracht, und wenn ich nur statt dessen Porter und Beefsteaks nehmen wollte, so würde mir in einem Monat so wohl

sein, wie mir je gewesen ist!.. Aber warum braucht man darüber reden? Was ich gern sagen wollte, ist dies ob es besser wird oder schlimmer .. so lange ich lebe und bis zum letzten Moment meines Lebens werde ich mit einer Bewegung, deren Wesen sich nicht ändern kann, all des grossmütigen Interesses und Empfindens gedenken, das Sie an mich gewandt haben das Sie auf mich verschwendet haben, wollte ich schreiben, aber ich möchte keine Antwort provozieren und in einem, dem handgreiflichen, Sinne braucht es nicht so zu sein. Ich werde all das nie vergessen, liebster Freund, und auch nicht kühler daran denken. Guter Gott! ich glaube daran wie an seinen Sonnenschein hier der meinen Kopf ein wenig schmerzen macht, während er zum Fenster herein kommt, und der die meisten anderen Menschen froher macht er tut mir auch gut, aber auf andere Art. Und also möge Gott Sie segnen! und mich darin .. nur darin... dass ich niemals das Gefühl haben möge .. es ist im entferntesten Gedanken daran schon unerträglich .. als sei ich direkt oder indirekt ein Mittel, ihren glatten Weg auch nur durch einen meiner Kieselsteine zu rauh zu machen!....

R.B.an E.B.B.

(Poststempel: 28. Juli 1845.)

Wie muss ich mich fühlen, und was kann oder könnte ich sagen, selbst wenn Sie mich alles sagen liessen? Ich bin sehr dankbar, sehr glücklich sehr glücklich, komme, was da will!

Wollen Sie mich Ihre Note morgen zu beantworten versuchen lassen? vor Mittwoch, wo ich Sie sehen soli? Ich will Ihnen nicht verbergen, dass mein Kopf jetzt schmerzt, und ich habe die Stunden eine nach der anderen verstreichen lassen mir ist aber doch besser und

ich will schreiben, wie ich sage »Ist mir besser«, fragen Sie! Ich bin der Ihre, ewig der Ihre, meine liebe Freundin,

ROBERT BROWNING.

R.B.an E.B.B.

Donnerstag. (Poststempel: 31. Juli 1845.) Bei allem, was ich Ihnen sage, Ihnen schreibe, weiss ich wohl, dass ich darauf vertraue, dass Sie mich fast über das Mass menschlicher Fähigkeiten hinaus verstehen _ aber wie ich begonnen habe, so will ich enden. Ich werde glauben, dass Sie an das denken, woran ich denken muss Sie, die mir bei jeder nur möglichen Gelegenheit .“e überreichlichste Gerechtigkeit widerfahren lassen Sie werden nie ungerecht gegen mich sein, wenn ich bei Ihnen sitze und von Italien und dem übrigen rede. Heut kann ich nicht schreiben obgleich mir sonst ganz wohl ist aber ich werde bald meine alte Selbstbeherrschung wieder haben und mit soviel »kraft- losem Feuer« schreiben wie zuvor: aber inzwischen werden Sie mir schreiben, hoffe ich und mir sagen, wie Sie sich befinden? Ich kenne nur eine Freude in der Welt, die grösser ist, als von Ihnen zu hören. Gott behüte Sie, meine beste, teuerste Freundin denken Sie sich, was ich sagen möchte Ewig der Ihre

ROBERT BROWNING.

E.B.B. an R.B.

Freitag. (Poststempel: 8. August 1845.) Es ist sehr freundlich von Ihnen, diese Blumen zu schicken zu freundlich warum werden sie geschickt?

Sean

und ohne ein einziges Wort.. nd das ist sicherlich nicht zu freundlich. Ich habe in das Herz der Rosen hineingeblickt und die Nelken mit Gefahr für ihre Blätter um und um gewendet, und vergebens! Kein Wort verdiene ich heute, vermute ich! Und doch verdiente ich dann auch die Blumen nicht. Gleiche Gerechtigkeir, o Zeus, hätte mit der Wage meinen Vergehen zugewogen werden müssen! Schliesslich danke ich Ihnen trotzdem für diese Blumen und sie sind wundervoll und sie kamen gerade im rechten Moment, gerade als ich sie oder etwas Ähnliches brauchte also bekenne ich das demütig und danke Ihnen schliesslich doch, wie es meine Pflicht ist. Nur sollten Sie nicht alle Blumen Ihres Gartens mir geben; und Ihre Schwester denkt das auch, glauben Sie mir selbst wenn Sie es so stillschweigend tun, wie Sie es taten. Jetzt werde ich nichts mehr schreiben, da man mir nichts geschrieben hat. Und mit den Blumen von Mittwoch ee diesen können Sie sich vorstellen, wie ich in diesem Zimmer auf die Gärten von Damaskus herab- blicke, mag Ihr Jude von ihnen sagen, was er will und die Blumen von Mittwoch, muss ich erklären, sind noch ebenso frisch und schön wie die neuen. Sie waren ganz überflüssig ... die neuen... in dem Sinne, als es Blumen sind. Aber der Sinn von dem, was ich schreibe, scheint fragwürdig, nicht wahr? jedenfalls fragwürdiger als der Unsinn. Nicht ein Wort, nicht einmal unter den kleinen blauen Blumen! !! ELIZABETH B. BARRETT.

R.B. an E.B.B. Sonntag Nachmittag. (Poststempel: ı1. August 1845.) Wie gut Sie gegen das kleinste sind, was ich ver- suche und tue {um Ihnen zu zeigen, ich möchte

Zub

Ihnen gern für einen Augenblick eine Freude machen, wenn ich könnte, nicht aus irgend einer Hoffnung, solche Kleinigkeiten, auf die ich beschränkt bin, könnten oder müssten Ihnen gefallen). Und dass Ihnen an dem Brief lag, der nicht vorhanden war! Aber der Ruf, zu ver- siegeln und auszuliefern, überraschte mich, da Zeit und Träger drängten und so wagte ich beinahe zu erraten, ich würde mit unserer Mittagspost von Ihnen hören _—_ was zutraf und die Antwort darauf haben Sie Freitag Abend erhalten, nicht wahr?.... Diese kleine

ist mein Dank, liebe E. B. B. liebe Freundin.

In dem vorhergehenden Brief steht eine Phrase, für die ich nicht vergessen darf, Sie zur Rechenschaft zu ziehen die, wo es heisst, Sie hätten »einiges gemacht nur nichts, was der Rede wert sei.«e Nun sehn Sie wollen Sie zuerst und allein den Vertrag brechen? Und bitte, missverstehen Sie mich nicht, hier . . wie ich sagte, freue ich mich sehr, dass Sie jetzt ausgehen, »spazieren gehen«, und das Schreiben aufschieben, das dreimal so reichlich folgen wird, gerade weil Sie es unterbrechen, um Kräfte zu sammeln .. also brauche ich kein neues Wort, nicht zu sagen Gedicht, nicht zu sagen Roman- Gedicht lassen Sie »die Finken draussen im Gesträuch im Dunkeln rastlos werden«e ich bin drinnen mit den Lichtern und mit der Musik: doch was getan ist, ist getan, pas vrai? Und »wert«, meine liebe Freundin, verzeihen Sie mir, darüber zu entscheiden, steht doch nicht ganz in meiner Macht....

E.B.B. an R.B.

Mittwoch. (Poststempel: 25. August 1845.) Aber was habe ich getan, dass Sie mich fragen können, was Sie getan haben? Ich habe keinerlei An-

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klage gebracht, wie?... nein, und auch sicherlich keine gedacht und es war nur das »Güte- und Rücksichts«- Argument, das unwiderstehlich zur Umkehrung reizte, als Ihr Dank so natürlich und genau am Rande einer Frage kam. Und dann, wissen Sie, ist es ernstlich wahr, ernsthaft wahr, traurig wahr, dass ich immer zu hören oder zu sehen erwarte, wie müde Sie meiner endlich sind! früher oder später, wissen Sie! Aber ich meinte keinerlei Ernsthaftigkeit in jenem Brief. Nein, noch auch meinte ich... (um zu einer anderen Frage zu kommen) . . Sie zu dem Mister Hayley... so sind Sie..

Antwortskompliment zu provozieren. Alles, was ich über Sie bemerkte, war die Kombination denn keine Phrase der Chevalerie könnte sie als etwas mir und Ihnen Gemeinsames behandeln, insofern jedermann, der mich einen halben Tag gekannt hat, weiss, dass etwas Besonderes in mir steckt, so ist es meist ein ausser- gewöhnliches Ungenügen in dem und dem .. es ist unnötig zu schildern, worin. Nur Namen der striktesten Sekte von Nonnenorden sind in einigen Punkten ein wenig klüger und führen in anderen ein weniger beschränktes Leben als ich. Und wäre nicht mein »Teppichwerk« ge-

wesen Ja und wissen Sie, dass ich seit den letzten paar Jahren ganz dazu gekommen bin, das Bücherwissen und seine Wirkung auf den Geist zu verachten ich

meine, wenn die Leute davon leben, wie es die meisten berufsmässigen Leser tun .. wenn sie ihre Seelen unter diese aus Köpfen gemachten Dächer einklostern, während sie draussen unter dem Himmel sein könnten. Solche Leute werden trotz all ihrer Mühen dunkel und eng und niedrig.

Freitag. Sie sehen, ich habe geschrieben, ehe Sie kamen und jetzt fahre ich in Eile fort, um mir einige Dinge von der Seele zu reden, die auf ihr lasten. Zu-

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nächst... von Ihnen; wie ist es möglich, dass Ihnen wieder unwohl ist... und dass Sie davon reden können (und taten Sie es nicht? habe ich Sie das nicht sagen hören?), Sie seien »müde in Ihrer Seele« .. Sie? Was sollte Sie, teuerster Freund, in Ihrer Seele müde machen? oder auf irgend eine Art verstimmen? Bitte... sagen Sie es mir.. Ich wollte es ohne die Pause schreiben und fast könnte ich es, vielleicht . . genau wie einer von Ihren zweihundert Freunden . . beinahe könnte ich das »bitte, sagen Sie es mir« heraussagen. Oder ist es (was ich geneigt bin, für das wahrscheinlichste zu halten), dass Sie des gleichförmigen Lebens müde sind und eine Ver- änderung nötig haben? Das kann bisweilen jedem passieren und hängt nicht von Wahl und Wille ab, das wissen Sie und ich weiss es, und die ganze Welt weiss es: und wäre es also in dem Falle nicht klug von Ihnen, Ihr Leben neu zu halten und sofort ins Ausland zu gehen? Was Sie in Ihrer Seele müde macher kann, ist ein Problem für mich. Sie sind der letzte, von dem ich ein solches Wort erwartet hätte. Und Sie haben es gesagt, meine ich. Ich meine, dass ich mich nicht geirrt habe. Und Sie,... mit voller Freiheit, und die Welt für jed*s ihrer Ziele und jede ihrer Freuden in Ihrer Hand! Oder liegt es daran, dass Ihr Unwohlsein Ihren Mut beeinflusst? Aber dann ist Ihnen vielleicht weniger wohl als Sie zu- geben mögen. Und ich falle Ihnen lästig, indem ich davon rede... nicht wahr? und unangenehm sein ist erst ein Drittel des Wegs zum Nützlich-Sein, daran sollte man sich zur rechten Zeit erinnern.

Und dann das nächste, was ich mir von der Seele schreiben muss . . Sie dürfen, dürfen sich aus dem, was ich heute sagte, keine ungerechte Meinung bilden. Ich habe mich seitdem unbehaglich gefühlt, weil ich fürchtete, Sie könnten es und vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte es nicht auf die Art ausser jedem Zusammen-

hang gesagt; nur konnten Sie nicht lange mein Freund sein, ohne zu erfahren und zu sehen, was so an der Oberfläche liegt. Abe” d.ın wieder..so weit ich in betracht komme .. liegt niemandem weniger an einem »Willen« als mir (und das, obgleich ich nie einen gehabt habe... iı. offenbarem Widerspruch mit Ihrer Theorie, die trotzdem im allgemeinen stichhält), an einem Willen in den gewöhnlichen Dingen des Lebens. Hin und wieder gibt es natürlich ein kleines Durchkreuzen und ein wenig Ärger aber in seinen blossen Vergnügungen und Launen will man doch lieber ein bischen durchkreuzt und geärgert werden, als jemanden ärgern, den man liebt.. und es ist möglich, sich an den Harnisch zu gewöhnen und schliesslich ganz leicht hinein zu gleiten; und es gibt eine Seitenwelt, um seine Gedanken darin zu verbergen, und » Teppich-Werk«, um trotz Mrs. Jameson unmoralisch darauf zu sein... und das Wort »Literatur« hat für mich, wie Sie sehen müssen, ein gut Teil Freiheit verborgen .. wirkliche Freiheit, in die niemand hinein späht und ein Zufall (so weit irgend etwas Zufall ist) hat es während meines ganzen Lebens gewollt, dass mein eigenes Gefühl von Recht und Glück in allen wichtigen Punkten offenen Handelns niemals dem von mir ge- forderten Gehorsam entgegengelaufen ist... während ich und wir alle in nicht ganz öffentlichen Dingen bis- weilen dazu neigen, bis zur Grenze unseres Handlungs- vermögens bei geschlossenen Türen und Fenstern zu handeln, ohne auf Kenntnisnahme oder Erlaubnis zu warten. Ah und dies letzte ist vielleicht von allem das Schlimmste! zur Heimlichkeit vor dem Herzen ge- zwungen zu werden, das uns von Natur aus am nächsten steht; und von der natürlichen Quelle des Rates und der Kraft fortgezwungen zu werden! und dann, die Unredlichkeit die Feigheit die »Laster von Sklaven«! und jeder einzelne, sehen Sie... alle meine Brüder . . zu

absoluter Unterwerfung gezwungen, scheinbarer Unter- werfung wenigstens ... und zwar durch jenen schlimmsten und entehrendsten Zwang, den Zwang zu leben, da sie ausser mir in Geldangelegenheiten alle von dem unbeug- samen Willen abhängig sind ... verstehen Sie? Aber was Sie nicht sehen, was Sie nicht sehen könne s ist die tiefe und weiche Liebe hinter all diesen patriaı chen Ideen von Beherrschung erwachsener Kinder »a:.. dem Weg, den sie gehen müssen!« und es hat niemals (unter der Rinde) eine echtere Liebe in eines Vaters Herzen gegeben ... nein, und auch kein würdigeres Herz an sich . . ein treueres und reineres Herz, das mehr zu Dankbarkeit und Ehrfurcht zwang als seines, wie ich es sehe! Das Übel liegt im System und er hält es einfach für seine Pflicht, zu herrschen und nach seinen eigenen Ansichten vom rechten Glück glücklich zu machen er hält es für seine Pflicht, wie die Könige der Christenheit zu herrschen, nach göttlichen Recht. Aber er liebt uns durch das alles hindurch, und ich, wenigstens, liebe ihn! und als ich vor fünf Jahren verlor, was ich ohne Vergleich und Nebenbuhlerschaft auf der ganzen Welt am meisten veliebt hatte... viel mehr als er, und er wusste es.. denn jeder, der mich kannte, konnte gar nicht anders, als wissen, welches meine erste und grösste Liebe war .. als ich das verlor..da fühlte ich, dass er als nächster neben mir am geschlossenen Grabe stand... oder am nicht sich schliessenden Meer . . ich weiss nicht, welches von beiden und habe nie fragen können. Und ich will

Prüfen

Briefe Browning-Barreit 5

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und womit mich meine eigene Seele nicht verschont hat dass er nicht ein einziges Mal zu mir gesagt hat, weder damals noch seither, dass, wäre ich nicht gewesen, die Krone seines Hauses nicht gefallen wäre. Er hat es nie getan..und er hätte es sagen können und ich hätte nichts darauf antworten können. Nichts, ausser dass ich meinen eigenen Preis gezahlt hätte und dass der Preis, den ich gezahlt habe, grösser war als sein Verlust... seiner!! Denn hören Sie, wie es war, und wie ich »nicht mit der Hand, doch dem Herzen« die Ursache oder der Anlass zu jenem Elend wurde und wenn auch nicht mit der Absicht meines Herzens, sondern seiner Schwäche, so doch der Anlass, auf jeden Fall!

Man hatte mich nach Torquay hinunter geschickt Dr. Chambers hatte gesagt, ich könne einen Winter in London nicht überleben. Das Schlimmste was man

so das Schlimmste nennt wurde damals für mich ge- fürchtet. So also schickte man mich mit meiner Schwester dorthin zu einer Tante und er, mein Bruder, den ich

so sehr liebte, wurde auch mitgeschickt, um uns hin- zubringen und dann zurückzukehren. Und als die Zeit für ihn gekommen war, uns zu verlassen, da konnte ich, der er zugleich der liebste Freund und Bruder war.. der einzige meiner Familie, welcher ... aber ich kann von diesen Dingen nicht schreiben; und es genügt, wenn ich Ihnen sage, dass er über uns allen stand, dass er besser als wir alle war, und dass er gegen mich ohne Vergleich, ohne jeden Vergleich der beste, der edelste und mir der liebste war, wie iziı schon sagte und als für ihn die Zeit kam, mich zu verlassen, da konnte ich mich, von der Krankheit geschwächt, nicht beherre<hen, noch meine Tränen unterdrücken und meine 1.: : küsste sie fort, statt mich zu schelten, wie sie es hätte :un sollen, und sie sagte, sie wolle dafür sorgen, dass mir kein Schmerz widerführe ... sie! und sie setzte sich hin und schrieb

einen Brief an Papa und sagte ihm, er würde »mir das Herz brechen«, wenn er darauf bestände, dass mein Bruder zurückkäme. Als ob Herzen so gebrochen würden! Ich habe seitdem voll Bitterkeit daran gedacht, dass mir das Herz um ein gut Teil mehr als das nicht gebrochen ist! Und Papas Antwort war sie ist mir wie mit Feuer eingebrannt »unter solchen Umständen weigere er sich nicht, seinen Befehl aufzuheben, aber er erachte es als sehr unrecht von mir, so etwas zu fordern.« Also trennten wir uns damals nicht: und Monat nach Monat verstrich und mitunter war es besser und mitunter schlimmer mit mir und die Ärzte sagten immer wieder, sie könnten keine Gewähr für mein Leben leisten .. sie! wenn ich aufgeregt würde und so war von einer Trennung keine Rede mehr. Und einmal hielt er meine Hand... wie deutlich ich mich erinnere! und sagte mir, ser liebe mich mehr als sie alle und er wolle mich nicht verlassen... bis ich gesund wäre«, sagte er! wie ich mich dessen erinnere! Und zehn Tage darauf hatte das Boot die Küste verlassen, das nie zurückkehrte; nie __ und er hatte mich verlassen! fort! Drei Tage lang warteten wir und ich hoffte, solange ich konnte _ 0! die furchtbare Qual der drei Tage! Und die Sorne schien wie sie heute scheint, und es war nicht mehr Wind vorhanden als jetzt; und das Meer vor den Fenstern war wie dies Papier so glatt und meine Schwestern zogen die Gardinen zurück, damit ich selber sehen könnte, wie glatt dasMeer war, und wie es niemandem schaden könnte und andere Boote kamen zurück, eins nach dem andern. Denken Sie an das, was Sie in Ihrem »Gismond«

sagen:

What says the body when they spring

Some monstrous torture-engine’s whole

Strength on it? No more says the soul,

5*

u BE

und Sie haben nie etwas geschrieben, was mehr in mir gelebt hätte als das. Es ist eine so furchtbare Wahrheit. Aber ich hoffe, Sie erkannten es als Wahrheit durch Ihren Genius und nicht durch eine solche Prüfung wie ich ich, die weder reden noch eine Träne vergiessen konnte, sondern Wochen und Monate lang halb bewusst, halb unbewusst mit wanderndem Geist dalag, und Gott zu nahe, unter dem zermalmenden Druck Seiner Hand, um zu beten. Ich sühnte all meine früheren schwachen Tränen dadurch, dass ich nun keine einzige vergiessen konnte und doch schonten sie mich -— und keine Stimme sagte: »Das hast Du getan!«

Beachten Sie nicht, was ich Ihnen geschrieben habe, teuerster Freund. Ich habe noch keinem lebenden Wesen soviel davon gesagt ich habe nie davon reden oder schreiben können. Ich habe von dem Moment an, als meine letzte Hoffnung schwand, keine Frage mehr gefragt: und seither ist es mir unmöglich gewesen, zu sagen, was in mir war. Ich habe es über mich gewonnen, es heute und vor Ihnen zu tun, aber vielleicht, wenn Sie schreiben sollten also lassen Sie dies nicht wieder zwischen uns erwähnt werden bitte nicht! Und es ist auch nicht nötig! Ich mache mir nicht mehr mit so beissenden Gedanken Vorwürfe, wie ich sie einstmals hatte ich weiss, dass ich für ihn zehnmal gestorben wäre, und dass also, wenn es auch unrecht von mir war, schwach zu sein und ich dafür gelitten habe und dadurch lernen werde, wie ich hoffe, doch Gewissenspein nichteigentlich das Wort für mich ist wenigstens nicht in seinem vollen Sinne. Trotzdem werden Sie aus dem, was ich Ihnen erzählt habe, verstehen, wie damals die Feder des Lebens in mir zu brechen scheinen musste; und wie es für mich natürlich war, dass ich das Weiterleben ver- abscheute und den Glauben verlor (selbst ohne den Abscheu), dass ich den Glauben an mich verlor.. und

das habe ich in einigen Punkten gänzlich getan. Es ist nicht wegen der Krankheit nein. Und Sie werden auch begreifen, dass ich starken Grund habe, für die Schonung dankbar zu sein... Es wäre grausam gewesen, meinen Sie, mir Vorwürfe zu machen, Vielleicht! aber die Güte und die Geduld derer, die vom V orwurf abstehn, bleiben trotz alledem positive Dinge. ...

R.B. an E.B.B.

(Poststempel: 30. August 1845.)

Können Sie mich immer noch so verstehen, teuerste Ereundin? Sehen Sie wenn ich fort bin, oder bei Ihnen dass ich an Worten »Anstoss nehme«, »mich ärgere« über etwas, was Sie sagen oder tun, selbst wenn

ich es nicht sofort zu seiner Quelle, der vollen, reinen Güte. zurückverfolgen könnte, wie ich es bisher in i«dem kleinsten Falle getan habe?

Ich glaube absolut rückhaltlos an Sie ich glaube, als Sie mich damals schweigen hiessen da war das Ihr Geheiss und ich schwieg darf ich sagen, dass ich glaube, Sie wussten damals nicht, welche Gewalt ich über mich aufwendete, dass ich so sitzen und sprechen und hören konnte, wie ich es seither getan habe? Lassen Sie mich jetzt sagen dies eine Mal —, dass ich Sie von ganzer Seele liebte und Ihnen mein Leben gab, so viel Sie davon nehmen mochten und all das ist ge- schehen und lässt sich jetzt nicht ändern: es war der Natur seines Wesens nach völlig unabhängig von irgend einer Gegenneigung Ihrerseits. Ich will nicht an Extreme denken, zu denen Sie hätten greifen können; wie es jetzt steht, macht die Versicherung Ihrer Freundschaft, der vertrauliche Umgang, den Sie mir gewähren

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jetzt die wahrste, tiefste Freude meines Lebens aus eine Freude Cie ich nie für vergänglich halten kann, so lange wir ten, weil ich WEISS, dass ich wenigstens ich Sie willentlich nicht betrüben könnte und Sie dagegen, Ihre Güte und Ihr Verständnis werden stets iedem unfreiwilligen oder aus Unwissenheit begangenen Fehler auf den Grund sehen werden mir immer helfen, ihn wieder gut zu machen. Damit bin ich fertig. Wenn ich glaubte, Sie wären wie andere Frauen, die ich

gekannt habe, würde ich so vieles sagen! aber (mein erstes und letztes Wort ich glaube an Sie)

was Sie mir von Ihrer Zuneigung geben könnten und wollten, das würden Sie edel und einfach und als eine

Geberin geben Sie würden nicht nötig haben, dass ich Ihnen sage Ihnen sage! was für mich im noch so fernen Ausgang das höchste Glück sein würde.

Ich wiederhole.. Ich rufe Ihre Gerechtigkeit auf, sich zu erinnern, Ihren Verstand, zu glauben .. dass dies nichts weiter ist als eine genauere Konstatierung des ersten Gegenstandes, um jedem möglichen Missverstänünis ein Ende zu machen um zu verhindern, dass Sie in Zukunft glauben, weil ich nicht schreibe, wenn ich zu tief an Sie denke, sei ich beleidigt, verletzt u. s. f. Ich werde hierauf nie zurückkommen, und Sie sollen auch nicht den geringsten Unterschied in meinem Benehmen am nächsten Montag seben; es steht auch immer vor mir... wie ich nichts von Ihnen und dem Ihren weiss. Aber ich meine, ich musste reden, als ich es tat und zwar klar... oder klarer, was ich tue: wie es mein Stolz und meine Pflicht ist, jetzt auf das Gefühl zurückzu- kommen, mit dem ich inzwischen war der Ihre Gott behüte Sie

ROBERT BROWNING.

E.B.B. an R.B.

Sonntag. (Poststempel: 31. sugust 1845.)

Ich dachte nicht, dass Sie mir zürnten - das habe ich nie gesagt. Aber Sie konnten vernünftigerweise schon ein wenig verletzt sein, wenn Sie mich in Verdacht hatten, ich tadelte Sie wegen irgend etwas in Ihrem Benehn.c.; gegen mich; und das war es, was ich fürchtete

oder eher hoffte... da ich am meisten vermutete, Sie wären krank. Und doch glaubten Sie .. glauben Sie... auf irgend eine Art oder auf einen Moment hätte ich Sie getadelt, Ihnen misstraut, nicht geglaubt oder warum dieser Brief? Wie habe ich diesen Briet provoziert? Kann ich mir vergeben, wenn ich ihn auch nur scheinbar provoziert habe? und wollen Sie mir glauben, dass, wenn Sie ihn um der Vergangenheit willen schickten, er un- nötig war, und um der Zukunft willen, unerheblich? Ich sage das nicht aus Mangel an Empfänglichkeit für seine Worte, Ihre Worte machen sich immer fühlbar sondern mit ::: vollen Absicht, nicht zu dulden, dass Sie sich an Wü; 'ren, weil sie gesagt sind, noch sie sagen, als weit “ie durch sie gehalten scin. Und wenn Sie mir och teusend solcher Worte mehr sagten, wie könnten si: 4: 7.ukunft oder Gegenwärt beeinflussen, wenn ich die Absicht habe, die möglich“ Wiudlung Ihrer Gefühle als eine Wahrscheinlichkeit mir und Ihnen vor Augen zu halten? Können Sie mich hindern, mit allen Türen offen zu sitzen, wenn ich es für richtig halte? Ich versichere Sie —-- während ich Ihnen, wie Sie sehen müssen, in Wort und Tat traue, und während ich glaube, dass noch kein menschliches Wesen in den Augen eines anderen höher oder reiner dagestanden hat als Sie in meinen Sie werden .:»tzdem noch hoch stehen und unverändert mein Freur bleiben, wie in diesem

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Moment, wenn die betreffende Wahrscheinlichkeit zur Tatsache würde. Und dies muss ich sagen, weil Sie andere Ding. gesagt haben: und dies allein, was ich gesagt habe, daran erinnere ich Sie ernstlich, geht die Zukunft an.

Mein teuerster Freund, Sie sind in Ihrer ganzen Handlungsweise mir gegenüber den edelm ütigsten Impulsen gefolgt und ich habe jeden einzelnen in meinem Herzen erkannt und beim Namen genannt. Doch ich kann nicht umhin, hinzuzufügen, dass von uns beiden Ihre Rolle nicht die schwerere gewesen ist... ich meine, für eine grossherzige Natur wie Ihre, der jede Art des Edelmuts leicht wird. Die meine ist schwieriger gewesen und ich bin wieder und wieder unter ihrer Last zu- sammengesunken: und das Sinken und die Anstrengung, die Pflicht eine verlorene Position zurückzugewinnen, mögen mir den Anschein des Schwankens und einer Leichtfertigkeit gegeben haben, die wenigstens Ihrer, vielleicht unser beider unwürdig ist. Trotz dieses Anscheins war es recht und gerecht von Ihnen, wenn Sie an mich an meine Wahrhaftigkeit glaubten weil ich gegen Sie in ihr niemals gefehlt habe noch solchen Fehls fähig war: und bei Dingen, die ich nicht gesagt habe, hat das Schweigen seinen Grund anderswo gehabt, als wo Sie ihn suchten. Und das veranlasst mich, mich darüber zu beklagen, dass Sie, der Sie an mich zu glauben versichern, trotzdem offenbar der Meinung sind, ich habe von Ihnen bei jener Gelegenheit nichts als blosses Schweiger: ge- fordert und wenn ich »Ihre Gewalt über sich«e gekannt hätte, hätte ich keinen Anstoss genommen .. nein! Mit anderen Worten, Sie glauben, dass ich nur an mich dachte, an meine (wie soll ich es nennen, um ein Motiv zu haben, das niedrig und klein genug ist?) meine eigene Ängstlichkeit . . Freiheit von Fesseln! an mich, in meinem Geringsten, sagen wir, an das Binden meiner Schuh-

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riemen! so viel und mehr nicht! Aber das ist so verkehrt, dass es mich bisweilen ungeduldig macht, wenn ich fühle, es sei Ihr Eindruck; ich bat um Schweigen aber auch und hauptsächlich um Vergessen Ihrer ... Sie wissen recht gut, um was ich bat. Und das war auf- richtig gemeint, ich versichere Sie. Sie haben mir einmal geschrieben .. o, lange vor Mai und dem Tag, an dem wir uns sahen: Sie »seien so glücklich gewesen, dass Sie jetzt vor sich selber das Recht hätten, jeden Schritt zu tun, wenn er auch alles Glück Ihres Lebens aufs Spiel setztee aber wenn Sie auch das Recht hätten, könnte ich es darum rechtfertigen, wenn ich einem solchen Schritt Vorschub leistete dem Schritt, dass Sie in ge- wissem Sinne Ihre besten Gefühle verschwendeten .. dass Sie Ihre Wasserkrüge in den Sand entleerten? Was ich damals dachte, denke ich noch was jede dritte Person, die Sie kennt, denken würde, das denke und fühle ich. Ich glaubte im Anfang auch, das Gefühl Ihrer- seits sei nichts als eine grossmütige Aufwallung, die sich vielleicht schon in einer Woche iegen würde. Es rührt mich und hat mich tief gerührt, mehr als ich auszudrücken versuchen mag, dass Sie so beharren und wenn ich bisweilen gewissermassen instinktiv empfunden habe, dass Sie schliesslich doch einmal aufhören würden, darauf zu bestehen, und dass Sie sich vielleicht, ein wenig un- bewusst, über die Stärke Ihres eigenen Gefühls täuschten denn Sie sind ein Mensch, wie Sie wissen; so sollten Sie sich nicht wundern; denn ich fühlte, es sei für Sie vorteilhafter und glücklicher, wenn es so wäre In jedeni Falle werde ich meinen eigenen Anteil an den Freignissen dieses Sommers nie bereuen, und Ihre Freund- schift wird mir bis zum letzten teuer sein. Sie wissen, ich habe Ihnen das schon gesagt vor nicht so larser Zeit. Und was das angeht, was Sie gestern sagteı!, so haben Sie recht: ich würde nicht aus unwürdigen Motiven

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re nme Benusaeebneraet

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das zu sagen vermeiden, was Sie zu hören irgendwelchen Anspruch hätten. Aber was könnte ich sagen, das nicht ungerecht gegen Sie wäre? Ihr Leben! wenn Sie es mir gäben, und ich legte mein ganzes Herz hinein, was wäre es als Angst und grössere Traurigkeit, als Sie zu tragen geboren sind? Was könnte ich Ihnen geben, das zu geben nicht unedel wäre? Deshalb müssen wir diesen Gegen- stand verlassen und ich muss Ihnen trauen, dass Sie ihn ohne ein weiteres Wort verlassen; (zu viele sind schon gesagt aber ich konnte Ihren Brief nicht ganz mit Schweigen übergehen ... als hätte ich nichts zu tun, als alles nur so als etwas Selbstverständliches hinzunehmen und Sie können mir ganz vertrauen, dass ich mich bis zu meinem Lebensende als einer dankbaren Erinnerung des vollen Wertes Ihrer Freundschaft erinnern und ihn empfinden werde, wie die empfinden, welche das Leiden gekannt haben (denn wo diese Gräben gegraben sind, wird das Wasser stille stehn). Möge Gott Sie behüten, mein liebster Freund. Ich werde diesen Brief absenden, nachdem ich Sie gesehen habe, und hoffe, Sie haben nicht erwartet, früher von mir zu hören. Immer die Ihre

ELIZABETH B. BARRETT.

RB aRTEIBID

Freitag Nachmittag. (Poststempel: 5. September 1845.) Was Sie mir von Dr. Chambers sagen, »all das Gute«, das er von Ihnen gesagt hat, und alles, was ich daraus zu schliessen wage, macht mich äusserst glücklich und dankbar. Pflegen Sie unsere alten tvrAds &miöas (und die Art, sie einzuflössen) auf jene medizinische Kunst an- zuwenden, in der sich Prometheus als Meister rühmte? Ich hatte geglaubt, die Fakultät hege im Gegenteil Be-

fürchtungen und ängstige Sie zum Gehorsam: aber ich weiss fast alles über die Ärzte aus Moliere. Jedoch, die freudige Wahrheit ist muss sein, dass Sie besser sind, und wenn man Sie nur ruhig nach Pisa schaffen könnte, Ihnen alle Plagen ersparen —- was könnte man nicht erwarten!

Wenn ich Ihre eigenen Absichten Massnahmen sollte ich sagen in betreff Ihrer Reise kenne, werde ich Ihnen meine natürlich unterbreiten es handelt sich also um »welchen Tag im nächsten Monat?« nicht Woche, leider! ...

E.B.B. an R.B.

Samstag. (Poststempel: 8. September 1845.)

Ich bin in den grössten Schwierigkeiten wegen der Dampfer ...

Am 20. September fährt andererseits das Malta-Schiff; und ich höre, ich kann mit ihm bis Gibraltar fahren und finde dort einen französischen Dampfer zur Weiterfahrt. Gibt es dagegen einen Einwand ausser dem Wechsel der Dampfer .. dem wiederholten... denn ich muss naclı Southampton hinunter und dem sobaldigen Aufbruch aus England? Kann man irgend etwas Besseres tun? Bitte, denken Sie ein wenig für mich nach! Und jetzt, wo’ alles so nah kommt... und bei diesem tödlichen Schweigen Papas . . scheint alles unmöglich . . und mir ist, als sähe ich die Sterne sich gegen mich konstellieren, und ich sage es Ihnen als meine ernste Meinung, dass ich nicht fort- kommen werde. Jetzt, passen Sie aufl...

R.B.an E.B.B.

Samstag Morgen. (Poststempel: 13. September 1845.) Jetzt, Liebste, will ich versuchen, das wenige zu schreiben. was ich als Antwort auf Ihren Brief der vorigen

Woche werde schreiben können und vor allem andern muss ich Sie bitten, diesmal mehr als je, helfen Sie mir und erraten Sie aus den wenigen Worten die Gefühle hinter ihnen (ich glaube, reden könnte ich leichter

aber ich mag es nicht riskieren: und schliesslich weiss ich ja, Sie werden gerecht und freundlich sein, wo Sie es können). Ich habe Ihren Brief wieder und wieder gelesen. Ich will Ihnen sagen nein, nicht Ihnen, sondern irgend einem anderen imaginären Jemand, der hören sollte, was ich zu erklären im Begriffe stehe; ich würde diesem Menschen in vollster Aufrichtigkeit sagen, dass auch nicht ein Partikelchen von soll ich es Eitelkeit nennen? in dieser Erklärung ist, sein kann, da ich von Anfang an und bis zu diesem Moment mir niemals habe träumen lassen, Ihre Liebe zu gewinnen. Ich kann dies Wort kaum schreiben, so unanwendbar und unmöglich scheint es; einen solchen Wechsel unserer Stellungen schliesst es ein noch auch wollte ich, wenn ich es könnte eine Erwägung, die, wenn auch weit nach jener, so doch als die nächste nach ihr kam eine von all den Neigungen verdrängen, von denen ich weiss, dass Sie in Ihnen Wurzel gefasst haben jene grosse und feierliche zum Beispiel. Ich habe die Empfindung, dass selbst, wenn ich mich umschaffen könnte, wie wenn ich mich gleichsam in Gold verwandelte dass ich selbst dann nicht wünschen MÖCHTE, etwas anderes zu werden, als die Fassung zu jenem Diamanten, den Sie immer tragen müssen. Die Achtung und Freundschaft, die Sie mir jetzt, in diesem Briefe geben, und die ich an mein Herz presse und über die ich meinen Kopf beuge, sind alles, was ich nehmen kann, und sie bringen mich in Verlegenheit, wenn ich auch all meine Dankbarkeit aufwende, Und doch, trotz meines zufriedenen Stolzes darauf, dass ich unendlich Ihr Schuldner bin, dass ich für ewig Ihnen verpflichtet bin wenn ich Ihren Brief mit all dem entschiedenen

Wollen, gegen uns beide gerecht zu sein, lese, so wage ich nicht soweit auf das Licht zu verzichten, dessen ich Herr bin, dass ich nicht sehen wollte, dass alles, was Sie als einen Einwand gegen Ihre Macht, über dies mein Leben, das ich Ihnen geben wollte, zu verfügen, anführen, auf ein angebliches Gut in diesem Leben Bezug hat, das Ihre Annahme dieses Lebens zerstören würde (von dieser Einbildung werde ich gleich noch reden) ich sage, so sehr ich mich darüber wundern mag, ich kann nicht umhin, es dort zu lesen, gewiss nicht! Ich könnte Sie so wenig »durch Worte binden«, wie Sie mich Sie sagen es selbst gebunden haben —, aber wenn ich Sie missverstehe, so wird mir eine Versicherung in der Hinsicht nur zu verständlich sein jedoch, wie es steht, wird es mir schwer, mir vorzustellen, dass während einer von so vielen Gründen, die mir zu wiederholen ich nicht verpflichtet bin, doch die jeder leicht begreift; während ein jeder dieser Gründe mir für ewig Schweigen auferlegen würde (denn, wie ich bemerkte, liebe ich Sie, wie Sie jetzt sind, und möchte nicht eine der Zuneigungen verdrängen, die schon ein Teil von Ihnen sind) können Sie, wenn Sie so reden dürften, auch nur sagen, Sie wünschten nicht, mehr Traurigkeit in mein Leben zu bringen, »als ich zu tragen geboren sei?« Sie könnten mir »nur geben, was zu geben unedel wäre?«

Habe ich hier, was Sie meinen? Mit wenigen Worten, verlangen Sie um meinetwillen, dass ich »diesen Gegenstand verlasse? Ich denke, wenn es so wäre, so möchte ich wenigstens einmal meine Vorteile um mich ;ersammeln. Ich bin nicht, was Ihre grossmütige und ‚elbstvergessene Würdigung bisweilen aus mir machen möchte —; aber nicht erst seit gestern, oder seit zehn oder zwanzig Jahren, habe ich begonnen, mein eigenes Leben zu betrachten und sein Ziel und seine Erfordernisse ‚u studieren, und was ihm Gutes und was Verlust bringen

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würde und ich weiss, wenn man irgend etwas wissen kann, dass dieses Leben zu dem Ihren zu machen und es durch die Vereinigung mit Ihrem zu erhöhen, mich, wie ich sagte und sage und fühle, im höchsten Grade glücklich machen würde. Meine ganze Werbung um Sie ist in diesem Sinne selbstsüchtig nicht als ob ich nicht wüsste, Ihre Natur würde das Glück am sichersten finden, wenn Sie sich bewusst wären, dass Sie einen anderen glücklich machten aber jenes beste, allerbeste Emde würde wie alles andere von Ihnen selber kommen. wäre ein Abglanz Ihres eigenen Geschenkes.

Liebste, ich will hier aufhören Worte, Überredung, Argumente, ständen sie mir zu Diensten, ich würde sie nicht gebrauchen ich glaube an Sie, setze vollstes Ver- trauen auf Sie auf Sie. Ich will Sie nicht einmal in Gedanken durch den Versuch verletzen, Sie über einen Punkt aufzuklären, den gewisse Ausdrücke in Ihrenı Brief auf den ersten Blick anzudeuten scheinen Sie glauben doch nicht, dass ich lebe und mich mühe und schreibe (und nicht schreibe), um im Sinne der Welt Erfolg zu haben? Ich habe sogar die Leute hier davon überzeugt, welches meine wahrhaft »ehrenvolle Stellung in der Gesellschaft« etc. etc. ist, also werde ich Ihnen nicht erst sagen, dass ich sehr reich, sehr gross zu werden wünsche, nur nicht dadurch, dass ich mit dem guten törichten alten Basil Montagu gratis über das Recht lese, wie er mich hin und wieder zu tun quält; viel weniger dadurch genug von diesem Unsinn!

»Mir sagen, was zu hören ich Anspruch habe«: ich kann es hören und doch so dankbar bleiben, wie ich vorher war und jetzt bin Ihre Freundschaft ist mein Stolz und mein Glück. Wenn Sie mir sagten, Ihre Liebe sei anderweitig gebunden, und es stände in meiner Macht, Ihnen dort zu dienen Ihnen dort zu dienen bliebe doch mein Stolz und mein Glück. Ich sehe

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vorwärts und vorwärts über den Ausblick meiner Liebe es liegt alles vor mir und keine möglichen Formen der Lieblosigkeit.. ich muss lachen, wenn ich daran denke, wie sehr sie hinter mir liegen ... können uns mehr auf dem Wege, den wir wandern, begegnen! Ich unter- werfe mich Ihnen und gehorche Ihnen unbedingt gehorche allem, was ich von Ihrem geringsten Verlangen zu erfassen imstande bin, wie viel mehr Ihrem aus- gesprochenen Wunsch. Aber es war nötig, dass ich diese Erklärung machte, unter anderen Gründen auch aus einem, den selbst die Welt anerkennen würde. Mein ganzer Lebensplan (mit seinen Bedürfnissen, seinen materiellen Bedürfnissen wenigstens, eng umschnittene) war schon vor langer Zeit ausgerechnet und es setzte Sie, die Auffindung eines Menschen wie Sie, als absolut un- möglich voraus weil man bei Berechnungen nach Möglichkeiten geht, nicht nach der Vorsehung wie also könnte ich Sie erwarten? Daher habe ich es immer abgelehnt, mich um meinen eigenen zukünftigen Weg in der Welt zu bekümmern jeder, der ein paar Jahre oder länger von Brot und Kartoffeln leben kann, wie ich es eine Zeit lang getan habe, und der eine Bluse und ein blaues Hemd (wie das, in dem ich jetzt schreibe) jeder Art Anzug und herrenmässigem Aufzug vorzieht, und der, wenn es nötig ist, ein Pferd nicht allzu schlecht ver- sorgen kann, ... . so einer braucht sich nicht viel zu sorgen und mag zusehen, wie die Lilien wachsen. Aber jetzt, wo ich Sie diesem Leben nahe sehe, wird alles anders _ und auf ein Wort will ich alles tun, was getan werden sollte,..... um zu erwerben, was ich erwerben kann nicht sehr viel, freilich. Ich würde diese Sachen drucken, sie bei Seite schaffen, dies jetzt tun, und in Pisa mit der Nachricht zu Ihnen kommen in Pisa, wo man mit einigen £ 100 im Jahr leben kann während mir holla! einfällt, dass Charles Kean mir für jedes Stück,

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das ihm passen würde, 500 von diesen Pfunden geben woilte um nichts davon zu sagen, dass Mr. Colburn mir im Vertrauen sagte, er brauche nötiger als sein Mittag- brot »einen Roman über Napoleon«! So kann man Geld machen, wenn man nicht in einem Haus, in einer Gasse wohnt, und sich gedrungen fühlen, dass „Princess's Theatre“ als löbliche Stätte zur Entfaltung und Ent- wicklung seines Talentes anzunehmen.

Nehmen Sie von alldem den Sinn, Liebste, ich flehe Sie an was Sie auch sagen werden, wird das richtigste sein ich bin der Ihre.

Ja, auf immer der Ihre. Gott segne Sie für alles, was Sie mir gewesen sind und sind und sicherlich sein werden, komme, was Ihm gefällt!

ROBERT BROWNING.

EZB: Bons RB:

(Poststempel: 16. September 1845.)

Ich weiss kaum, wie ich schreiben soll, waszuschreiben ist, noch auch warum es zu schreiben ist und zu weichem Zweck. Ich habe es vergebens versucht und Sie warten, von mir zu hören. Ich bin noch unglücklich genug, selbst, wo ich glücklich bin aber undankbar nirgends und ich danke Ihnen von Herzen tiet aus den Tiefen meines Herzens... und das ist beinahe alles, was ich tun kann.

Einen Brief fing ich zu schreiben an und fragte in ihm, wie es mir überhaupt zu reden ziemen könnte, wenn »Sie von Anfang an und auch in diesem Moment sich nie haben träumen lassen« .. und da machte ich Halt und zerriss das Papier; denn ich fühlte, Sie waren viel zu grossmütig und gradherzig, als dass ich es hätte ertragen können, den Vorteil eines Momentes zu er-

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greifen, und eben diesen blühenden Zweig Ihrer Gross- mut (gleichsam) herniederzubiegen, damit er den Zaun der Vorsicht und Reserve einer Frau ein wenig ver- stärke. Sie werden nicht sagen, dass Sie nicht ge- handelt haben, als ob Sie davon »träumten«e und ich will also auf den allgemeinen Sinn Ihres Briefes und Ihrer früheren Briefe antworten, und sofort zugeben, dass ich Ihnen wirklich die für mich schwierigsten Schwierig- keiten genannt habe... wenn auch nicht alle. . und dass, wäre ich Ihrer würdiger gewesen, ich es im Verhältnis weniger eilig damit gehabt hätte, Sie zu bitten, dass Sie ‚den Gegenstand verlassen« möchten. Ich verstehe nicht, wie Sie zu gleicher Zeit an meine Offenheit zu glauben meinen können und zweifeln, ob ich nicht dıe ganze Zeit her vielleicht eine Vorliebe für einen anderen empfunden haben mag . . der Sie »zu dienen« bereit wären, wie Sie sagen. Das ist grossmütig von Ihnen aber bei mir, wo bliebe die Offenheit? Könnten Sie mich wirk.ich für frei von Tadel halten, und meinen Sie, wahr- haftige Frauen handeln in der Regel so? Kann es nötig sein, dass ich Ihnen sage, ich hätte nicht so handeln können und tat es nicht? Und soll ich davor zurück- schrecken, Ihnen ausserdem noch zu sagen .. Ihnen, der vrossmütig gegen mich gewesen ist und ein Recht hat, vs zu hören ... und der in eben demselben Brief im Namen einer Liebe und eines Gedächtnisses zu mir gesprochen hat. die mir das wertvollste und heiligste sind . ., dass weder jetzt noch jemals früher irgend ein Mann für meine Gefühle gewesen ist, was Sie für sie sind... und dass, wäre ich durch die Vorsehung Gottes in mancher Hinsicht ınders und in anderer Hinsicht frei dass ich dann das orosse Pfand Ihres Glückes freudig und stolz und dankbar annehmen, und zu dem Ende mein eigenes Leber und meine Seele hingeben würde! Ich würde es tun... nicht: ich tue es... beachten Sie das! es ist eine Wahr-

Briefe Browning-Barteti, &

mans Sehe

82 - heit ohne Folgen die nichts bedeutet, als dass ich nicht ganz aus Stein bestehe die nur beweist, dass ich

mich kauın bereit finden werde, Ihnen in «inem Unrecht gegen sich selber zu helfen. Sie sehen in mir, was nicht vorhanden ist: das weiss ich: und Sie übersehen in mir, was nicht zu Ihnen passt... das weiss ich, und ich habe es Ihnen bisweilen gesagt. Und trotzdem da ein starkes Gefühl aus einigen Quellen sich selbst rechtfertigt und seinen Gegenstand veredelt, so will ich nicht sagen, wenn mir bewiesen wäre, dass Sie dies für mich fühlen, würde ich darauf bestehen, die Empfindung meiner eigenen Unwürdigkeit zwischen Sie und mich zu stellen denn ich bin nicht heroisch, wissen Sie, noch posiere ich auf Heroismus. Aber etwas Schlimmeres als selbst die Em- pfindung der Unwürdigkeit hat Gott zwischen uns gestellt! und urteilen Sie selbst, ob es irgend etwas anderes als Schmerz und Geistesqual, Verschwendung und Ermüdung des Geistes für Sie sein kann, wenn Sie Ihre Gedanken gegen seinen unbeweglichen Marmor schlagen . . urteilen Sie! Die Gegenwart ist hier, sichtbar .. spricht für sich selber! und die beste Zukunft, die Sie sich für mich vor- stellen können, was für eine unsichere Sache muss sie sein... etwas, um Bürden draus zu machen, nur nicht für Ihre Schultern, wie ich meiner Seele gelobt habe. Wie mir heute der gute Mr. Kenyon in seiner lächelnden Güte sagte... »In zehn Jahren können Sie vielleicht wieder stark seine oder »beinahe stark«! und das ist die Er- mutigung meiner besten Freunde! Was meinen Sie, würde er sagen, wenn er wüsste oder erraten könnte ..! was könnte er sagen als dass Sie ein .. Dichter sind! und ich .. noch Schlimmeres! Lassen Sie es ihn nie erfahren oder erraten!

Und wenn Sie also klug sind und glücklich sein wollen (und Sie haben im Grunde einen ausgezeichnet praktischen Sinn und sollten ihn üben), so müssen Sie

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mich verlassen solche Gedanken an mich, meine ich .. denn wenn wir nicht für immer wahre Freunde bleiben könnten, würde ich weniger Mut haben, die andere Wahrheit zu sagen. Aber wir können immer Freunde sein... und können nicht so getrennt werden, dass Ihr Glück nicht meins erhöhte, wenn ich von ihm weiss. Und wenn Sie sich, wie Sie sagen, von mir überreden lassen, so werden Sie sich so überreden lassen ... und bereitwillig einen Entschluss fassen und Ihre Gedanken sofort in einen anderen Kanal leiten. Vielleicht könnte ich Ihnen Gründe von der Art anführen, von der Sie sagen, sie würden Ihnen für immer Schweigen auferlegen. Wenigstens könnte ich Ihnen sagen, dass mein eigener Vater, wüsste er, dass Sie mir so geschrieben haben und dass ich Ihnen antworte dass er mir nach zehn Jahren noch nicht verzeihen würde und zwar aus keinen der von mir hier erwähnten Gründe und aus keiner Missachtung Ihres Namens und Ihrer Stellung . . obgleich er die Poesie nicht einmal bei seiner Tochter überschätzt und dazu neigt, die Masse der Welt an die Mittel des Lebens zu legen... sondern aus dem merkwürdigen Grunde, dass er in seiner Familie (bei Söhnen wie bei Töchtern) die Entwicklung einer Klasse von Gefühlen niemals duldet. Einen solchen Einwand konnte ich Ihnen nicht aus eigenem Willen bringen er klang mir hohl in den Ohren vielleicht dachte ich sogar zu gering davon: und ich brachte Ihnen die, von denen ich gross dachte und auch nicht gross zu denken aufhören kann. Weltliche Gedanken sind das durchaus nicht, und sind es nie gewesen: mit solchen braucht man sein Herz nicht zu beschmutzen: und lassen Sie mich als Antwort auf einige Ihrer Worte sagen, dass Sie das Gold und den Tand der Welt nicht mehr ver- achten können, als ich es tue und selbst dann täte, wenn ich Verwendung für sie finde. Und wenn ich sehr arm

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sein wollte, im Sinne der Welt arm, ich könnte es nicht mit meinen 6 bis 8000 Mark im Jahr, deren mich kein lebender Wille berauben kann. Und ist es nicht der Hauptnutzen des Geldes, dass man von dem Zwange frei ist, daran zu denken? Mir scheint es so.

Die Hindernisse sind anderer Art und darum nur um so stärker. Glauben Sie mir, dass ich Ihnen dankbar bin wie dankbaı kann ich nicht in Worten noch Tränen zeigen .. dankbar genug, um allerwege wahr zu sein. Sie wissen, ich hätte mich vor Ihnen verbergen können aber ich wollte nicht: und nach der Wahrheit, die ich von mir erzähle, können Sie an den Ernst glauben, mit dem ich die anderen Wahrheiten sage über Sie... und über diesen Gegenstand. Der Gegenstand erträgt keine Erwägung er zerbricht uns in den Händen. Dass aber Gott stärker ist als wir, kann Ihnen kein bitterer Gedanke sein, sondern ein heiliger Gedanke .. indessen lässt er mich, soweit ich irgend jemandes sein kann, einzig die Ihre sein

ELIZABETH B. BARRETT.

R.B. an E2.2,.

(Poststempel: ı7. September 1845.)

Ich weiss nicht, ob Sie sich die genaue Wirkung Ihres Briefes auf mich vorstellen sehr wahrscheinlich tun Sie es und schrieben ihn eben deshalb denn ich denke mir alles von Ihrer Güte. Aber ehe ich Ihnen sage, welches Jiese Wirkung ist, lassen Sie mich in so wenig Worten als möglich sagen, was jede Furcht beseitigen soll obgleich sie nur auf einen Moment und im Beginn möglich ist dass Sie missverstanden worden sind, dass die äussere Güte ringsum und über allem alles und jedes verbirgt. Ich verstehe, dass Sie mir erklären, Sie sehen

gegenwärtig unübersteigbare Hindernisse für jene kann ich sie nennen ganze Gabe, die, ich muss es gestehn, als ich um sie zu bitten wagte, weit über meine Hoffnungen ging und über meine Wünsche selbst, so scheint es mir... und die ich doch nicht, nicht erbitten konnte, so klar wurde es mir durch etwas ganz ausserhalbdieser Hoffnungen und Wünsche Liegendes diktiert. Wird es mir helfen, wenn ich sage, als ich einmal in dieser Aladdin-Höhle war, wusste ich, ich dürfe von allem Anfang an um keine Schätze der Edelsteinfrüchte auf den Bäumen stehen bleiben, sondern müsse sofort zur Lampe gehn, dem Preis, dem letzten und besten von allem? Nun, ich verstehe Sie dahin, dass Sie sagen, Sie halten diese Gabe für gegenwärtig unmöglich und ich gebe mich völlig zufrieden ich unterwerfe mich Ihnen ganz, stütze mich auf Sie mit allem Glauben, dessen ich fähig bin. Diese Hindernisse brauchen einzig Sie zu sehen und zu erklären .. hätte ich sie gesehen, glauben Sie mir, ich hätte weder Sie noch mich jemals genarrt,indemichtai,alsübergingeichsie.. was Hindernisse wären, meine ich: aber Sie sehen sie, muss ich glauben und vielleicht wirken sie auf mich um so stärker, weil ich wahrhaft, ehrlich, ungeheuchelt nicht imstande bin, mir vorzustellen, worin sie bestehen nicht dass ich mich bemühen werde. Nach dem, was Sie mir ausserdem mitteilen, weiss ich und vertraue ich freudig, dass wenn sie jemals aufhören werder., zu sein, wofür Sie sie jetzt halten, dass dann Sie, die Sie jetzt für mich sehen, der ich unbedingt vertraue, dass Sie für mich sehen; dass Sie dann auch mich sehen und sich meirer erinnern werden, und wie ich vertraute und auch dann noch vertrauen werde. Und bis Sie so schen und mich davon unterrichten, werde ich kein Wort mehr äussern denn das würde die niedrigste Folgerung ein- schliessen. Ich danke Gott ich danke ihm wirklich, dass ich in dieser gasızen Sache in einer Hinsicht bis zum

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Äussersten meiner Macht dessen nicht un . 'rdig war, dass er Sie mir zuführte in der Hinsicht Äämlich, dass ich, der ich nich: mehr in der ersten Frische des Lebens stehe, und mich jetzt schon seit vielen Jahren mit der Un- möglichkeit, irgend eine Frau zu lieben, abgefunden hatte .. und ich habe mich im Anfang darüber gewundert, und nicht wenig dagegen angekämpft, und mich schliesslich dabei beruhigt, und alles für mich selbst erklärt, und bin zuletzt sogar, wenn irgend etwas, eher stolz darauf gewesen als traurig .. ich sage, als sich mir dann schliesslich die wirkliche Liebe, die sich sofort als solche zu erkennen gab, offenbarte, da öffnete ich ihr mit einem Schrei mein Herz und kümmerte mich nicht darum, dass sie meine ganze i'heorie umwarf und misstraute nicht ihrer Wirkung auf einen für die wenigen noch kommenden Jahre in endgültige (so bildete ich mir ein) Ordnung ge- brachten Geist und fürchtete nicht im geringsten, dass das neue Element dem schaden würde, was schon ohne seine Hülfe organisiert war. Und auch der verzeihlicheren Narrheit, das neue Gefühl nach den pedantischen Sitten und Beispielen der Welt zu behandeln, habe ich mich nicht schuidig gemacht, Ich habe nicht gesprochen, wenn es nicht sprach, weil »man« sprechen könnte oder ge- sprochen hat oder sprechen sollte, und »verhandeln«, und all jenen elenden Kram, den ich schliesslich nicht versucht zu haben, auch weiter stolz sein kann. Hier zum Beispiel, jetzt... sollte »man« verzweifeln; aber erst »noch einmal versuchen« und blind darauf los arbeiten, um diese Hindernisse zu »eseitigen (wenn ich sie sähe, würde ich schweigen und erst wieder reden, wenn ich Sie nach einem Monat oder nach zehn Jahren könnte hinblicken heissen, wo sie waren) und »man täte all das nicht um des Schauspiels willen, oder um »den Charakter zu spielen« .. (das wäre etwas ganz anderes als Narrheit. .) sondern aus eineı nicht unvernünftigen Ängst, durch ein

jeren itten mich venn r ge- und sucht zum noch diese zürde nach icken nicht er zu Bi h ein

zu plötzliches Schweigen, ein zu vollkommenes Hinnehmen Ihres Willens könne es geschehen, dass man den Ernst und die Ausdauer und die ungeschwächte Kraft .. die Wahrheit, kurz, dessen, was man schon bekannt hat, in Frage zöge. Ich aber glaube, dass Sie mir glauben. Und jetzt, wo alles zwischen uns klar ist, will ich sagen, was Sie ohne Furcht für mich oder sich hören werden, dass ich im höchsten Grade zufrieden bin .. (mit »dankbar« bin ich fertig... das muss fort) ich nehme an, was Sie mir geben, was diese Worte mir bringen nicht als alles, um was ich bat wie ich sagte aber als mehr, als ich je erhoffte als alles, im besten Sinne, was ich verdiene. Jene Phrase in meinem Brief, gegen die Sie Einspruch erhoben, und die andere mögen auch stehen bleiben ich habe nie versucht, mein Gefühl für Sie zu erklären, zu schildern ein Wort natürlich stand für alles . . aber da ich sozusagen einen Punkt davon festzulegen hatte so konnten Sie sich nicht wundern, wenn ich zunächst einen extremen nahm .. und mich um all die ungenannten Teile nicht kümmerte, die zu ihm führten, ihn möglich und natürlich machten —_ es ist wahr, dass ich mir das nicht träumen lassen konnte dass ich begierig war, zu hindern, dass Sie der furchtbare Gedanke, wenn auch noch so flüchtig heimsuchte, Sie wären mir das und das unter der Be- dingung, dass ich Ihnen das gleiche wäre gerade als hätten wir damit gewartet, anzuerkennen, dass der Mond uns beleuchtet, bis wir innerhalb der letzten zwei- oder dreihundert Jahre festgestellt hatten, dass die Erde genau so gut auch den Mond beleuchtet! Aber ich fühlte das, und darum sagte ich es: jetzt haben Sie mir erklärt was ich mir nie angemasst hätte zu hoffen und ich wiederhole Ihnen, für soviel ich Gott auch zu danken habe, am dankbarsten von allem bin ich ihm für diese letste seiner Vorsehungen .. und das ıst ohne Zweifel

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das natürliche und unvermeidliche Gefühl, wenn man nur allerwege klar sehen könnte. Ihre Freundschaft für mich ist voller Erfolg ob das übrige komme oder nicht. In meines Herzens Dankbarkeit würde ich.. ich bin gewiss, ich würde alles versprechen, um Ihnen zu gefallen .. aber dazu würde nicht genügen, wenn ich in Worten mich einverstanden erklärte, meine Neigung zu ändern, sie anderswohin zu übertragen u. s. w. Das wäre nichts als törichtes Gerede, und den praktischen Resultaten gänzlich fremd, die Sie auf besserem Wege aus einem höheren Motiv erreichen wollen. Ic will Ihnen aber freudig versprechen, mich durch kein Wort als gebunden zu betrachten, gegen kein Wunder blind zu sein; in nüchternem Ernst, weil ich ein für alle Mal auf Ochsen verzichtet habe, auf ihren Besitz und darauf, mit ihnen zu tun zu haben, will ich mich nicht hartnäckig von jedem Einhorn abwenden, wenn eine solche Erscheinung mich sezuet.. aber inzwischen werde ich friedlich auf unseren Hügeln hier wandern, und nicht herumziehn und wegen des strahlenden gebogenen Horns in jeden Winkel blicken! Und Sie.. wenn ich nicht wagte, »davon zu triumen« —- so hindern mich jetzt, da es mein ist, mein Stolz und meine Freude keineswegs, gleich den ganzen Trost davon zu mir zu nehmen, jetzt ich will darauf bauen, dass, wenn ich Ihnen gehorche, ich kein Unrecht dafür empfange -—— wenn ich in dem Bemühen, Ihnen fruchtiosen Schmerz zu sparen, nicht ewig wieder auf diesen Gegenstand zurückkomme, ja, ihn gerade jetzt »verlasse«, wo doch kein Gut davon kommen kann, wenn

ich Ihnen gegenüber darauf verweile dass dann auch Sie sich niemals sagen werden so sagte ich »die

grossmütige Aufwallung hat sich gelegt«.. die Zeit verrichiet ihr gewohntes Werk dies war zu erwarten, und dergleichen mehr. Sie werden die erste sein, welche mir sagt, »dieses Hindernis hat aufgehört zu existieren ..

oder es ist jetzt Ihnen greifbar geworden, eines, das zu überwinden Sie versuchen können« und ich werde da sein, bereit sein -— nach zehn Jahren wie heute wenn ich lebe.

Ein letztes Wort über die anderen Dinge die »weltlichen Dinge«e ich will zugeben, ich habe sie ziemlich ostentativ angeführt, weil weil das das einzige arme Opfer wäre, das ich Ihnen bringen könnte eins, das ich mit Freuden brächte, aber doch ein Opfer, und das einzige: diese sorglose süsse Gewohnheit zu leben diese meine absolute Unabhängigk.it, nach der, wenn ich sie nicht hätte, mein Herz hungern, für die es sterben würde, das fühle ich, und die zu bewahren, ich so manche gute Schlacht gekämpft habe denn auch das ist da- gewesen dieses leichte, rationelle Leben, das ich führe (und ich weiss so gut, dass ich es führe) das könnte ich für nichts geringeres aufgeben, als für was Sie wissen aber ich würde es aufgeben, und nicht nur für Sie, sondern für die, deren Enttäuschung auf Sie zurückwirken könnte und ich würde mir doch kein Versprechen brechen der Gelderwerb geschähe nicht um seiner selber willen; die Mühe wäre nicht um das, was nichtig ist ja, der Zwang, es, wenn überhaupt, dann jetzt zu tun, war einer der Gründe, die mich sofort auf jene letzte Frage von allen kommen liessen; man darf nicht .u alt sein, sagen die Menschen, um ihre Wege eirzuschlagen. Doch trotz all des Schwätzens bin ich sich:r, sobald ich mich einmal dazu entschliesse, kann ich reich genug und übergenug sein weil mit dem, was Sie in mir für Genie gehalten haben, sicherlich Talent verbunden ist was die Welt als solches an- erkennt; und ich habe es auf verschiedene Arten versucht, nur um mich zu versichern, dass ich ein wenig gross- herzig waı, wenn ich nie die Absicht hatte, es zu benutzen. So folgte in mehr als einer der Revüen und Zeitungen,

oo

die vor zehn Jahren meinen Paracelsus auslachten oft in derselben Spalte dieser Revüen eine höchst lobende Anzeige eines französischen Elementarbuchs, das ich für meinen alten französischen Lehrer gemacht habe »das war wirklich eine nützliche Arbeit«! Wenn also das einzige Hindernis ist, dass sich nicht so und soviel der annum beschaffen lässt, so werden Sie es mir sagen. Schliesslich wäre es nicht ungerecht von mir, v..n ich

gestände, dass ich immer vorhatte, dies als mei’ - : .nzige Bedingung auszumachen »ein Einwand« uen ich sicherlich sehen konnte den ich aber, als etwas zu

beseitigendes, ein wenig als Luxus zu behandeln gedachte.

So, jetzt, Liebste, lassen Sie mich nur einmal daran, und an Sie, als mein eigen, denken, meine Liebste dies eine Mal! und, Liebste, ich bin vorläufig mit meinen Worten fertig. Ich will warten. Gott behüte Sie und lohne Ihnen ich küsse Ihnen jetzt die Hände. Dies ist mein Trost, dass, wenn Sie jetzt mein Gefühl als ein beinahe unausgesprochenes annehmen mehr und mehr wird gesprochen werden oder verstanden, heisst das wir beide leben weiter Sie werden besser erfahren, was es war, wie viel und mannigfach, wofür ein kleines Wort zu stehen hatte.

Gott behüte Sie

Ihr ROBERT BROWNING.

E.B.B. an R.B.

Mittwoch Morgen. (Poststempel: 17. September 1845.)

Ich schreibe nur gerade ein Wort, um zu sagen, dass mit Pisa alles aus ist; es war schon ein wahrschein- liches Übel, als ich zuletzt schrieb, und eins, das ich von Anfang an voraussah denn Sie wissen, ich bin eine

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Prophetin. Ich kann Ihnen jetzt nicht erzählen, wie alles gekommen ist nur tadeln Sie mich nicht, denn ich habe bis zum letzten stand gehalten und gebe erst nach, da Mr. Kenyon und alle Welt sieht, dass kein Standhalten mehr möglich ist. Ich schäme mich fast, so viel Ernst auf etwas Persönliches verwandt zu haben und ich sprach von Angesicht zu Angesicht und voll- kommen fest sodass ich bei meinen Schwestern als die unbestritten tapferste Person im Hause gelte.

Bisweilen scheint es mir, als könnte es so nicht enden ich meine die Verantwortlichkeit einer solchen Ablehnung müsste erwogen werden... und Sie sehen, wie mir Mr. Kenyon schreibt. Aber, wie die Sache liegt... kein Pisa! und wie ich schon sagte, meine prophetischen Instinkte, wie sie von Anfang an gewesen sind, gehen selten fehl....

E.B.B. an R.B.

Mittwoch Abend. (Poststempel: ı8. September 1845.)

Nur ei och, ehe wir den Gegenstand ver- lassen, um .... u, . endgültig zu verlassen; aber ich kann nicht dulden, ass Sie zu glauben fortfahren, es gäbe irgendwo, in den Hindernissen oder dergleichen, ein Ge- heimnis. Sie verdienen wenigstens volle Offenheit; und in meinem Brief wollte ich voli' uu.men offen sein. Ich habe Ihnen sogar gesagt, was eine Absurdität war, und zwar so absurd, dass ich es Ihnen weit besser garnicht gesagt hätte, nur dass ich das Bedürfnis fühlte, alles zu sagen: und darin steckt kein Geheimnis, ausgenommen, soweit eine »Idiosynkrasie« ein Geheimnis ist. Aber das »unüberwindliche« Hindernis können Sie und kann jeder- mann sehen; und ich kann es fühlen, denn ich bin seit

Monaten und Jahren im Gespräch als absolute Invalidin sprichwörtlich gewesen, und ich würde, selbst wenn ich nach Pisa ginge und die besten Aussichten für mich hätte, doch immer Rückfällen ausgesetzt bleiben und bis zum Ende meines Lebens auf unsicherem Grunde stehen. Und das ist doch kein Geheimnis, um den »Glauben« auf die Probe zu stellen, sondern eine einfache Tatsache, die weder durch Denken noch Reden weniger eine Tatsache wird. Aber lassen Sie uns nicht mehr davon reden.

Ich muss aber (vor dem Schweigen) von dem reden, was sie gesagt und in Worten wiederholt haben, für die ich Ihnen dankbar danke und die keine »ostentativen«, wenn auch unnötigen Worte sind denn wenn ich in der Lage wäre, Opfer von Ihnen anzunehmen, so würde ich ein solches Opfer nicht annehmen ... denn das wäre ein Opfer sowohl der Pflicht und Würde, wie des Be- hagens und der Befriedigung .. es wäre ein Austausch höheren Wirkens gegen niedrigeres, und des besonderen Wirkens, zu dem Sie berufen sind gegen eins, das jedermanns Arbeit is. Dazu kenne ich den rechter Gebrauch und die rechte Bestimmung dessen zu gut, was Sie haben und sind....

Und für alles andere danke ich Ihnen glauben Sie mir, dass ich Ihnen danke .. und dass die Empfindung nicht so schwach ist wie das Wort. Dass Ihnen an mir liegen konnte, das ist von der ersten Stunde bis jetzt mein Staunen gewesen und ich kann nichts dagegen tun, dass ich bisweilen mit Schmerzen denke, es wäre für Sie besser gewesen, wenn Sie mich niemals gekannt hätten. Möge Gott das Übel von mir wenden! Jedenfalls gebe ich zu, dass ich von Ihnen ... gerade in diesem Moment .. nicht erwarten kann, d- Sie mehr sagen als Sie sagen... und ich werde versuchen, mich mit der Erwägung zu trösten, dass Sie jetzt dem »Einhorn« nicht weniger zu- gänglich sind, als Sie jemals zu irgend einer früheren Zeit

Ihres Lebens sein konnten. Und damit bin ich fertig, Ich glaubte, ich sei mit dem Leben fertig, als Sie kamen und mich hervorsuchten! und warum? zu welchem Ende? Das kann ich nicht umhin, jetztzudenken. Vielleicht gerade nur, damit ich für Sie beten könnte und das wäre ein genü;snder Grund. Wenn Sie am Samstag kommen, so vertraue ich Ihnen, dass Sie dieses Thema unberührt lassen wie es hinfort wirklich bleiben muss. Ich bin die Ihre

ELIZABETH B. BARRETT.

E.B.B. an R.B.

Mittwoch. (Poststempel: 18. September 1845.)

... Papa ist in seinem Zimmer auf und ab gegangen

und sah gedankenvoll aus und sprach langsam und jeden Moment, gestehe ich, habe ich ein Wort (das nicht kam) über Pisa erwartet. Mr. Kenyon meint, es könne nicht so enden und ich meine es auch bisweilen und inzwischen gebe ich zu, dass ich auch ein wenig wilde bin im Herzen! Alles, was ich ihn neulich zu sagen bat, war, dass er nicht mit mir unzufrieden sei und er wollte es nicht; und wenn seine Unzu- friedenheit auf der Schwelle der Tür ausgebreitet liegt, wäre es mir ganz unmöglich, hinüber zu schreiten und obendrein eine Schwester und einen Bruder mit mir zu nehmen, und das zu tun, nur um nach Italien gehen zu können und mir einen persönlichen Vorteil zu sichern: es wäre mir gänzlich, handgreiflich unmöglich! Daher steht de‘ arme Papa jetzt ganz in Ungnade bei mir -—— venn ihm nur daran läge!

Gott behüte Sie. Amüsieren Sie sich Samstag gut. Ich könnte Sie Donnerstag auf keinen Fall sehen, denn

Mr. Kenyon ist täglich hier ... er bleibt in seiner über- fliessenden Güte einzig um dieser Pisa-Sache willen in der Stadt... Montag also.

Stets die Ihre

ELIZABETH B. BARRETT.

R.B.an E.B.B.

Donnerstag Morgen. (Poststempel: 18. September 1845.)

Aber auch Sie werden sicherlich, wenn Sie mich für ein vernünftiges Wesen halten, meine Erklärung nötig haben ohne die alles, was ich gesagt und getan habe, reiner Wahnsinn wäre, denke ich. Was ich sehe, ist gerade, dass ich sehe oder vielmehr, es hat sich seit meinem ersten Besuch bei Ihnen herausgestellt, dass ich Ihr Leiden für viel schlinmmer hielt, als ich es jetzt kenne ... denn als ich jenen ersten Brief!) nach meinem ersten Besuch schrieb, und nachher, glaubte ich auf Grund eines törichten oder missverstandenen Geschwätzes, das obendrein aus zweiiır Hand stammte Ihr Leiden sei ganz anderer Natur eine Verletzung des Rücken- marks, die ihrem Wesen nach unheilbar war. Wäre es so gewesen nun reden Sie für mich, für das, was Sie hoffen, dass ich es bin, und sagen Sie, wie das be- einfussen oder neutralisieren würde, was Sie en, womit in Ihnen ich mich zu verbinden wünschte, Aber wie es jetzt mit Ihnen steht: wenn ich Sie also vor sieben Jahren geheiratet hätte, und diese Heimsuchung käme erst jetzt, so »erfüllte ich« wohl »eine fromme Pflicht«, indem ich ertrüge, was sich nicht ändern liesse _—_ ein Muster für die guten Leute, weil ich nicht weg-

1) Siehe die Anmerkung zu dem Brief vom 24. Mai 184;.

liefe... denn wo wäre jetzt der Nutzen und das Lute und der Gewinn und

Ich möchte in diesem Leben (mit sehr wenig Schwanken für einen Mann, und einem nur zu schwachen) gerade nur ein paar Dinge leben und schreiben, die in mir sind, und so meine Seele retten. Ich würde mich bemühen, das zu tun, wenn ich auch gezwungen wär »unter Löwen zu leben«, wie Sie einmal sagten aber ich würde es am besten können, wenn ich ruhig mit mir und Ihnen lebte. Dass Sie nicht wie Cerito tanzen können, schadet diesem Plan nicht wesentlich auch der Umstand nicht, dass ich (aus.’r dem beständigen Antrieb und Trost und der Stütze) och über den Haupt- gewinn hinaus nebenher das bes« ıdere und unerwartete Glück geniessen könnte, dass mir, wenn ich nicht arbeitete, erlaubt würde, mich statt mit bestimmten anderen Be- schäftigungen, auf die ich sonst angewiesen wäre, mit Ihrer Pflege zu befassen auch dies macht kein Hindernis aus, wie ich Hindernisse sehe.

Aber Sie sehen sie und ich sehe Sie, und kenne meine erste Pflicht, und tue sie, wenn nicht freudig, so entschlossen.

Und was das angeht, dass ich darauf nicht zurück- komme, bis Brief oder Wort es erlauben so werder: Sie sehen

Und höchst wahrscheinlich wird selbst der ”'on diese. Briefes missverstanden werden weil ich sc *.ltig alle eitlen Worte, Beteuerungen etc. ausschneide: Nein doch nicht? .....

E.B.B. an R.B.

Freitag Morgen. (Poststempel: 19. September 1845.)

Es heisst nicht, Sie »missverstehen«, wenn man weiss, dass Sie der grossmütigste und hochherzigste von

allen Menschen in der Welt sind Sie überwältigen mich mit Ihrer Grossmut nur können wir, solange Sie von oben und ich von unten sehen, das gleiche Ding nicht im gleichen Licht erblicken. Und wenn wir es täten, so stände ich in einem Sinne noch tiefer unter Ihnen als jetz. Tun Sie mir die Gerechtigkeit an, und vergessen Sie das nicht, so oft Sie in Gedanken auf den Gegenstand zurückkommen, der hier in seinen Worten endet....

E.B.B. an R.B.

(Poststempel: 25. September 1845.)

Ich habe noch einmal gesprochen, und das Ergebnis ist, dass wir in genau der gleichen Stellung sind, nur mit bittereren Gefühlen auf einer Seite. Ob ich gehe oder bleibe, sie müssen bitter sein: es sind Worte gesagt, die ich nicht leicht vergessen und an die ich nicht ohne Schmerz denken kann; und doch lächle ich beinahe mitten in dem allen, wenn ich daran denke, wie ich heute Morgen als eine pflichtvergessene Tochter behandelt wurde, weil ich meine Handschuhe anzuziehen versuchte... denn es lag keine schlimmere Provokation vor. Wenigstens beklagte er sich über Pflichtvergessenheit und Rebellion (!!) bei allen im Hause und als ich fragte, ob er den Vorwurf für mich meine, war die Antwort, er meine ihn für uns alle zusammen. Und ich konnte keine Antwort bekommen. Er wollte mir nicht einmal den Trost gewährer, dass ich ihm opferte, was ich für gut hielt. Ich sagte ihm, mir schiene, meine Aussichten auf Gesundheit hingen von diesem Schritt ab, aber aus Liebe zu ihm sei ich bereit, sie seinem Willen zu opfern, wenn er es verlangte nur sei es für meine Beruhigung in künftigen Jahren notwendig, dass ich deutlich ver-

stände, dass das Opfer von ihm gefordert und ihm gebracht sei.. und nicht blind und aus einem Miss- verständnis fortgeworfen. Und darauf wollte er nicht antworten. Ich könnte tun, was ich wollte, sagte er er wolle nicht reden er wolle nicht sagen, ob er mit mir unzufrieden sei, oder nicht: ich täte besser, was ich wollte: er seinesteils wasche sich gänzlich die Hände bei allem, was ich täte....

Nun! und was meinen Sie® Könnte es zu wünschen sein, dass ich das ganze aufgebe? Sagen Sie es mir. Ich fühle mich natürlich bekümmert und ver- wundet und ob ich gehe oder nicht, das Gefühl wird bleiben ich kann es nicht ändern...

RB an EBD:

(Poststempel: 25. September 1845.)

Sie haben mir mehr als einmal gesagt, Sie wünschten, ich möchte gewisse Gefühle, die Sie durchzumachen gezwungen gewesen seien, nie kennen lernen. Ich glaube, wir alle haben einen bestimmten Fleck, wohin ein Schlag treffen muss, um am stärksten empfunden zu werden und ich wünsche wahrlich, Sie mögen nie empfinden, was ich zu ertragen habe, wenn ich so ganz machtlos und schweigend zusehen muss, während Sie dieser Be- handlung unterworfen werden, die zu charakterisieren ich ablehne so blind ist sie vor Blindheit. Ich meine, ich sollte verstehen, was ein Vater fordern könnte, und worein das Kind willigen; und ich achte noch die zweifel- haftesten der Launen der Liebe, wenn sie nur das geringste Stichwort für die alles rechtfertigende Quelle geben. Als Sie mir die wahrscheinlichen Einwände andeuteten Sie wissen, welche Einwände gegen mich, mein eigenes Glück habe ich da ein einziges Mai auf diese

Briefe Browning-Barrett, 7

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Einwendungen angespielt, viel weniger mit ihnen gerechtet oder mich geweigert, sie anzuerkennen? Denn ich fühle vollkommen mit, so sehr es auch gegen mich gehe, mit dem höchsten, wachsten Stolz auf Sie und der Liebe für Sie, und mit der gebührenden Eifersucht und Wachsamkeit, die daraus folgen aber jetzt und hier wird das Juwel nicht übermässig bewacht, sondern ruiniert und fort- geworfen. Und wer auch immer das Recht hat, da- zwischen zu treten, sollte es in des Eigentümers eigenem Interesse tun jeder gesunde Verstand wehrt sich da- gegen jede Vernunft spricht gegen die absolute Un- vernunft. Und Sie fragen, ob Sie dieser Unvernunft gehorchen sollen? Ich will Ihnen etwas sagen: Aller passive Gehorsam und alle unbedingte Unterwerfung des Willens und Intellektes ist viel zu leicht, als dass er der in diesem Leben der Prüfung den Menschen von Gott vorgeschriebene Weg sein könnte denn sie weichen gerade der Prüfung aus, obgleich törichte Leute anders denken. Hauen Sie sich die Beine ab, und Sie werden niemals in die Irre gehn; ersticken Sie Ihre Vernunft ganz und gar und Sie werden es schwer finden, falsch zu wählen. »Es ist schwer, diese Opfer zu bringen!« nicht so schwer, wie den Lohn der kommenden Ewigkeit zu verlieren, oder ihre Strafe auf sich zu laden; »schwer, sie auszuführen und durchzuführene nicht so schwer, wenn das Bein abgeschnitten werden soll dass es eher schwerer ist, es ruhig auf einem Stuhl zu halten, das weiss ich recht gut. Das teilweise Nach- geben, die richtige Übung unserer Kräfte da liegt die Schwierigkeit und das zu lösende Problem, das jene Vor- sehung gestellt hat, welche die Gesetze der Religion ebenso unzweifelhaft hätte machen können, wie die Gesetze des Lebens, und die Glaubensartikel ebenso sicher offen- baren, wie etwa das Gesetz, nach dem wir so und so oft in der Minute atmen, um unser Leben zu erhalten.

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Aber für die Kunst des Atmens ist kei Lohn ausgesetzt, und ein grosser für die des Glaubens infolgedessen fordert dieses ein gut Teil mehr freiwilliger Benützung als damit gegeben ist, dass man es sofort abtut, indem man sich der Leitung einer unfehlbaren Kirche oder dem privaten Urteil eines anderen fügt denn unser ganzes Leben ist eine Form der Religion und all unser Handeln ein Glaube, und es gibt nur ein Gesetz für die grösseren und geringeren, so vielfach es auch gewandelt ist. In Ihrem Falle meine ich wirklich, dass Sie Ihre Pflicht gegen sich selber erfüllen müssen; das heisst ja schliesslich, gegen Gott, Ihre eigene Vernunft sollte die Sache bei jedem Lichte, das Sie beschaffen können, betrachten und prüfen; und jedes Interesse, das durch Ihr Benehmen berührt wird, sollte all seine äussersten Ansprüche erwägt bekommen an erster Stelle das Ihres Vaters; und zwar das Interesse nicht in den elenden Grenzen der Grille oder Laune weniger Tage, in denen es sich scheinbar aussprechen würde, sondern in seiner volien Ausdehnung... dem später, das jede momentane Leidenschaft ihn zu sehen hindert..ja schon der Gegenwart auf beiden Seiten, die jeder sonst sehen muss. Und wenn Sie diese Prüfung mit allem Ernst, den Sie wollen, angestellt haben, glaube und weiss ich, dass Sie am Schluss in der Zu- versicht handeln würden, dass Sie eine Pflicht erfüllt haben... eine schwere, aber wie sonst wäre es eine Pflicht? Wird es nicht so unendlich viel schwerer sein zu handeln, als blind sich seinem Willen zu fügen und unte: ıhm zu sterben? Wer könnte das nicht?

Ich werfe diese eiligen rohen Worte auf das Papier, so schnell sie fallen wollen denn ich weiss, wem ich sie zuwerfe, und jeder Sinn, den sie enthalten oder auf den sie hindeuten mögen, wird aufgefasst und verstanden und in besserem Licht gezeigt werden. Das Schwere .. weiter wollte ich nichts sagen ... ist, nach seiner eigenen

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besten Überzeugung zu handeln sie nicht aufzugebe4 noch einen anderen Willen anzunehmen und zu sagen: »da liegt meine offenbare Pflicht« leicht ist sie, ob offenbar oder nicht!

Wie »alles sıch ändert«! Als ich Sie zuerst kennen lernte Sie wissen, was folgte. Ich glaubte, Sie litten unter unheilbarer Krankheit und hingen natürlich in ihren gewöhnlichsten Erleichterungen völlig von Ihrem Vater ab; in dem Moment nach jenem unbedachten Brief machte ich, ich mir bittere Vorwürfe wegen der Selbstsucht, die offenbar in jedem Vorschlag lag, den ich damals hätte machen können denn obgleich ich mich nie vor der Welt gefürchtet habe, noch meinen Kräften im Umgang mit ihr misstraut, und meine Absicht mit ihr erreiche, wenn ich es einmal als der Mühe wert empfunden habe, so konnte ich doch nicht vermeiden, dass die Erwägung, was jetzt ein Misserfolg wäre, jede Anstrengung für mein Gefühl schon in Gedank 'n lähmte. Als Sie mir kürzlich sagten, »Sie könnten niemals arm sein« war all meine Sorge zu Ende ich brauchte mich nur um mich zu kümmern, und ich sagte Ihnen, was ich glaubte und glaube, dass ich dafür jederzeit reichlich sorgen kann und dass ich freudig und zuversichtlich dies Hindernis zu beseitigen unternehmen könnte. Jetzt ändern sich die

Umstände von neuem Sie sind in Verhältnissen, über die ich mich als die schlimmste Sklaverei wundern würde und ich, der Sie daraus befreien könnte, ich

sitze hier und wage kaum zu schreiben .. obgleich ich weiss, Sie müssen für mich fühlen und verzeihen, was sich mir abzwingt... was bei Ihrem geringsten Wort so stumm in mein Herz zurückweicht... was nie wieder geschrieben oder gesprochen werden soll, wenn Sie es so wollen... wodurch ich so glücklich würde, dass ich nie hoffen könnte, es auszudrücken. Doch wenn ich träume, lassen Sie mich einmal träumen! Ich würde

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Sie jetzt und so heiraten: ich wollte kommen, wenn Sie mich kommen lassen, und gehn, wenn Sie befehlen ich wollte nicht mehr sein als einer Ihrer Brüder »nicht mehr« das heisst, statt morgen für Samstag zu bekommen, würde ich auch Samstag noch bekommen zwei Stunden statt einer wenn Sie der Kopf schmerzt, wäre ich da. Ich ziehe mit voller Überlegung die Verwirslichung dieses Traumes (— einfach ;sden Tag eine Stunde lang bei Ihnen zu sitzen) jedem anderen vor, den ich für diese Welt oder irgend eine Welt, die ich kenne, entwerfen kann, wenn er Sie ausschliesst Und es wird doch nur ein Traum bleiben. Gott behüte meine teuerste E. B. B.

ROBERT BROWNING.

EEBEBEANERER:

Freitag Abend. (Poststempel: 27. September 1845.)

Ich erhielt Ihren Brief gestern Abend erst spät, da zufällig alle aus dem Hause fort waren, sodass er im Briefkasten blieb, und wenn ich ihn hätte beantworten wollen, ehe ich Sie sähe, es wäre kaum möglich ge- wesen,

Aber es kommt auf dasselbe heraus denn Sie wissen so gut, als hätten Sie meine Antwort gesehen, wie sie lauten muss, wie sie unweigerlich lauter muss, wenn sie mich nicht nur so unendlich unter Ihr Niveau, sondern unter mein eigenes sinken lassen soll, dass man keinen Blick mehr in die Tiefe werfen kann. Aber wenn ich auch nicht aus solchem Stoff bin, dass ich aus be- stimmten edlen Überschwänglichkeiten niedrigen Nutzen ziehe (und das bin ich nicht, dafür danke ich Goit um Ihretwillen), so will ich, muss ich doch sagen, dass Ihre

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Worte in diesem Brief mir wohlgetan, mich glücklich gemacht haben .. dass ich Ihnen dafür danke und Sie segne... und das, einen solchen Beweis der Zuneigung von Ihnen empfangen zu haben, nicht nur jedes gegen- wärtige Übel überwältigt, sondern mir als eine volle und reichliche Entschädigung für die nur persönlichen Leiden meines ganzen Lebens erscheint. Als ich den Brief gestern Abend gelesen hatte, dachte ich das. Ich sah mich rings nach den kleinen Bitternissen um, die mir mehrere Tage lang bitter gewesen waren, und ich konnte nicht eine von ihnen finden. Die Tränenspuren verschwanden in der Feuchtigkeit neuer, glücklicher Tränen. Wie sonst hätte ich empfinden sollen? wie sonst, meinen Sie, hätte ich können? Wie hätte irgend eine Frau empfunden .. die überhaupt empfinden konnte... wenn sie sciche Worte (wenn auch »im Traum«) aus solchem Munde hörte.

Und jetzt hören Sie mich dagegen. Sie haben mich tiefer gerührt, als ich glaubte, dass selbst Sie mich rühren können mir war das Herz voll, als Sie heute hierher kamen. Von nun an gehöre ich Ihnen zu allem, ausser zu Ihrem Schaden und ich gehöre Ihnen im Herzen viel zu sehr, um Ihnen je freiwillig in dieser Richtung Schaden zu tun. Wenn ich es könnte, so wäre ich nur weniger treu gesinnt... wäre, ausser in einem Sinne, weniger die Ihre. Ich sage Ihnen dies ohne Rückhalt und Reserve, weil es alles ist, was ich werde sagen können. Wie aber das auch sein mag, ich verspreche Ihnen damit, dass nichts ausser Gott und Ihrem Willen zwischen Sie und mich treten soll... ich meine, dass, wenn er mich in absehbarer Zeit von der schleppenden Kette dieser Schwäche befreien sollte, ich Ihnen dann sein will, was Sie in der Stunde wollen... ob Freundin oder mehr als Freundin .. Freundin in jedem Falle bis zum letzten. So steht es bei Gott und bei Ihnen nur

sind Sie unterdessen absolut frei... selbst von keines Fadens Breite »gefesselt« (wie man es nennt) und wüsste ich nicht, dass Sie sich so ansehen, dann würde ich Sie nicht mehr empfangen, ag die Anstrengung kosten was sie will. Sie können mich zwingen, meinem ersten Gedanken entgegen zu fühlen .. aber nicht zu denken .. dem Gedanken, dass es für Sie besser wäre, in .iner Beziehung vergässen Sie mich sofort. Und wenn für Sie besser, kann es für mich schlecht sein? und das wirft mich auf das Steinpflaster der Logiker.

Und wenn ich Sie jetzt um etwas bitte, woilen Sie nachher vergessen, dass je darum gebeten wurde? Ich habe lange gezögert; aber mein Gesicht liegt auf dem Steinpflaster nein ich will Sie heute nicht darum bitten es soll für einen anderen Tag bleiben und möge Gott Sie an diesem und an denen, die nachher kommen, behüten, mein teuerster Freund.

RB an: EB B.B.

(Poststempel: 27. September 1845.)

Denken Sie für mich, sprechen Sie für mich, meine Liebste, mein Eigentum! Sie, die ganz Grossherzigkeit und Grossmut sind, wollen Sie auch das noch gross- mütig tun?

Gott behüte Sie für

ROBERT BROWNING.

... 0, fürchten Sie nicht, ich fühle mich »gefesselt« meine Krone liegt lose auf meinem Haupt ist nicht dort befestigt meine Perle liegt in meiner Hand ich kann sie ins Meer zurückwerfen, wenn ich will! ....

E.B.B. an R.B.

(Poststempel: 29. September 1845.)

... Kabinen und Kojen alle besetzt in dem Malta- dampfer, sowohl am dritten wie am zwanzigsten Oktober! sehen Sie, was für dunkle Laternen die Sterne hinaus- halten und wie ich nach allem, glaube ich, doch in England bleiben werde. ...

Denken Sie nicht zu hart von dem armen Papa. Sie sehen gerade jetzt seine unrechte Seite, die Seite seines besonderen Unrechts. Wenn Sie um ihn herumgekommen sind, werden Sie anders von ihm denken. ...

E.B.B. an R.B.

(Poststempel: ıı. Oktober 1845.)

Der gute Mr. Kenyon war wieder hier und hat (in seiner Güte) von den Wahrscheinlichkeiten gesprochen, dass Papa gegen mich sei... dass alles »von einem Wurf« abhänge .. dass die »Würfel falsch« seien etc... sodass ich ihn entsetzt ansah, als sähe er durch den faltigen Vorhang in die Zukunft und habe das Vorrecht, Orakel zu reden: und seitdem bin ich ganz mutlos gewesen .. o, mutlos und ich muss mich wieder mutig schreiben oder doch es versuchen. Schliesslich kann er ja Unrecht haben wie jeder andere und ich sollte Ihnen sagen, dass er es nur aus der Verzögerung schliesst... und dass also »alle Kabinen besetzt sein werden« und »Rundreise- karten« nicht mehr zu haben! Er sagte, einer seiner Zwecke, wenn er in der Stadt bliebe, sei, mich jeden Tag zu »knuten«, nicht wahr?

Nun George wird wahrscheinlich sprechen, ehe er die Stadt verlässt, das wäre Montag! und jetzt, da die Stunde näher kommt, habe ich eine Empfindung, als

stinde das Haus auf Schiesspulver und als hielte ich Guy Fawkes’ Laterne in meiner Rechten. Und nein: ich werde nicht gehen. Die Hindernisse werden nicht die sein, die Mr. Kenyon findet und wie sie genauer beschaffen sein werden, das sehe auch ich noch nicht deutlich. Nur, dass sie hinreichen werden, und dass eine Hand sie genau dahin werfen wird, wo das Rad wenden sollte... das sehe ich und werden Sie in wenigen Tagen sehen ..

Um Ihnen zu zeigen, was die Unterlassung der abendlichen oder vielmehr nächtlichen Besuche Papas _— denn sie kamen bisweilen um elf und bisweilen um zwölf bedeuten, will ich Ihnen sagen, dass er sich dann hinzusetzen und mit mir zu plaudern pflegte, und dass er dann immer mit mir kniete und mit mir und für mich betete und ich empfand das natürlich als einen Beweis sehr freundlicher und liebevoller Sympathie von seiner Seite, und sein Ausbleiben hat mich demgemäss geschmerzt. Es waren keine gewöhnlichen Besuche, sehen Sie.. und er konnce mich kaum weiter von sich weisen, als indem er mit Ihnen aufhörte es ist im höchsten Grade bezeichnend. Nicht, als ob ich mich beklagen wollte, oder Grund hätte, mich zu beklagen. Man sollte für Güte nicht nur dankbar sein, solange sie dauert: das wäre eine kurzatmige Dankbarkeit. Ich gebe Ihnen nur gerade die Tatsache, und zeige, dass sie kein Zufall sein Kane,»

Und jetzt, seit ich dies zu schreiben begonnen habe, ist ein neues Übel und eine neue Angst entstanden eine schlimmere als alles andere denn einer meiner Brüder ist krank; war seit einigen Tagen unwohl und wir achteten nicht darauf bis heute, Samstag: und die Ärzte nennen es ein typhoides Fieber.. noch nicht Typhus.. aber wir sind sehr unruhig. Sie dürfen am Mittwoch nicht kommen, wenn ein ansteckendes Fieber

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im Hause ist das ist ausser Frage. Gott behüte Sie mir ist das Herz ganz schwer heute, doch ich bin nicht weniger die Ihre,

ELIZABETH B. BARRETT.

R.B.an E.B.B.

Sonntag. (Poststempel: 13. Oktober 1845.)

Das sind schlechte Nachrichten, Teuerste alle schlecht, ausser dem dauernden Trost Ihrer Freundschaft; die Krankheit Ihres Bruders ist das Schlimmste ... die würde Sie halten und ist das erste wirkliche Hindernis. Ich werde nicht versuchen, meine Gefühle auszusprechen Sie wissen, was selbst Flush!) mir durch Sie ist: ich warte in Ängsten auf den nächsten Bericht.

Wenn Sie schliesslich doch nicht nach Pisa gehen, ja, dann müssen wir freudig und klug sein und Mut und Hoffnung fassen. Ich kann nicht anders, als mit Ihren Augen und von Ihrem Standpunkt aus sehen, das wissen Sie und will dies alles einen erstaunlichen und be- klagenswerten Irzzum blosser Liebe und S- ‘ge sein lassen .. aber kein zweiter solcher Irrtum sollte geduldet werden, wenn Sie aus den Folgen dieses daven kommen. Ich will jedoch nicht aufhören, bis zum letzten auf einen besseren Ausgang zu hoffen, und es ist eine tiefe Be- friedigung, dass alles klar und wegsam gemacht war, bis sich diese seltsame und traurige Schranke dazwischen legte. Sie haben wenigstens Ihr Teil gean und zwar mit allem Vorbedacht und Rat von Freunden und kompetenten Richtern des Falles und wenn also die Schranke nicht weichen will, so werden Sie nicht

!) Miss Barretts Pudel.

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wahr, Teuerste? erwägen, wo man am besten im un- verboteten Lande sein Lager schlägt und den Frühling und das schöne Wetter erwartet. Wäre es rätlich zu gehn, wohin Mr. Kenyon vorschlug, oder anderswohin ? O, diese vergeblichen Wünsche . . der Wille da, und keine Mittel!

Mein Leben ist ınit dem Ihren verschlungen mein Eigen, meine erste und letzte Liebe. Was Wunder, wenn ich Sie zu ermüden fürchtete ich, der ich Sie kenne, wie ich Sie kenne, bewundere, was so bewunderns- wert ist (lassen Sie mich reden), der ich liebe, was man notwendig lieben muss, der lernen möchte, was nur Sie lehren können, der auf so vieles stolz, in so vielem von Ihnen glücklich ist; ich, der ich trotz all dem weder komme, um zu bewundern, noch um stolz zu sein, noch um mich lehren zu lassen sondern nur, nur, um bei Ihnen zu leben; und bei Ihnen zu sein das ist Liebe! denn ich kenne das übrige, wie ich sage. Ich weiss, jene Eigenschaften sind in Ihnen .. aber an sie könnte ich auf so vielen Wegen gelangen . . ich habe Ihre Bücher, hier sind meine Briefe, die Sie mir geben .. Sie würden meine Fragen beantworten, auch wenn ich in Pisa wäre ja, und das alles wäre so viel wie nichts, so unendlich viel es auch wäre, wie ich weiss; so viel wie nichts, wenn ich nicht bei Ihnen sitzen und Sie sehen könnte... dabei kann ich halt machen, aber vorher nicht! Und es scheint mir so seltsam, wie wenig... weniger als wenig ich Ihnen von meinen Gefühlen, von ihrer Natur auf- gedeckt habe ich lächle, wenn ich daran denke, wie, wenn ich die ganze Zeit her mit tiefster Politik der Absicht gehandelt hätte, um mich zu nichts zu verpflichten, was ich nicht nachher mit grösster Leichtigkeit und Sicherheit erfüllen könnte, wie ich dann nicht viel anders hätte handein können, als ich gehandelt habe freilich, ein Wort schliesst viele oder alle ein... aber ich habe

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nicht gesagt .. was ich auch jetzt nicht sagen will . . Sie werden es erfahren . , zu Gottes Zeit, dem ich vertraue...

E.B.B.an RB.

(Poststempel: 14. Oktober 1845.)

... sonntag. Der Herzog von Palmella nimmt das ganze Schiff für den .., und wenn ich also gehe, muss es am 17. sein. Und weil George ausserdem morgen auf dem Gericht seir muss, will er die Frage heut Abend mit Papa erledigen. Inzwischen ist unser armer Occy!) nicht viel besser, wenn auch ein wenig; ihm sind Blutegel am Kopf verordnet, und er muss im Bett bleiben, unter Aufsicht des Arztes und des Chirurgen. Es ist kein entschiedener Typhus, aber sie garantieren nicht, dass es nicht ansteckend sei; und obgleich er ganz oben im Hause liegt, noch zwei Stockwerke über mir, so möchte ich doch wirklich nicht, dass Sie kommen. Und dann wird auch nur für ein Lebewohl Zeit sein, und da ich ein Feigling bin, so schrecke ich davor zurück, es auszusprechen. Nein da ich Sie morgen nicht sehen kann (Mr. Kenyon soll morgen kommen, sagt er), so lassen Sie uns Mittwoch ansfallen lassen. Ich werde schreiben Sie werden vielleicht schreiben und vor allen Dingen werden Sie versprechen, am Montag mit dem »Star« zu schreiben. damit mir der Kapitän Ihren Brief in Gibraltar geben kann. Sie versprechen? Aber ich werde noch vorher von Ihnen hören, und mehr als einmal, und Sie werden mir wegen Mittwoch beistimmen und gleich zugeben, dass Sie durch das elende Adieu- sagen weder Gut noch Gewinn haben könnten, Ich möchte mich Ihrer nicht durch einen Schmerz erinnern

!) Octavius, der achte, jüngste Bruder Miss Barretts.

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müssen ich werde Ihrer ganz gut ohne das gedenken, glauben Sie mir! Aber es soll sein, wie Sie wollen, wie Sie entscheilen werden und wenn Sie wegen Mittwoch enttäuscht sind (wenn es nicht eitel von mir ist, von Enttäuschun, 'n zu reden), so machen Sie es mit Mittwoch, wie Sie es für das beste halten ... immer wohlverstanden, dass keine Ansteckungsgefahr vorhanden ist.

Montag. All das hatte ich gestern geschrieben und heute ist alles schlimmer als vergebens. Seien Sie mir nicht böse glauben Sie nicht, es sei meine Schuld aber ich gehe nicht nach Italien... es hat geendet, wie ich fürchtete. Was zwischen George und Papa vor- gegangen ist, brauche ich nicht erzählen: nur sagte der letztere: »ich könne gehen, wenn ich wollte, aber wenn ich ginge, so geschehe es unter seinem schwersten Miss- fallen«. George machte in grosser Entrüstung alles geltend: alles war vergeblich... und man lässt mich in dieser Lage... zu gehen, wenn ich will, und mir sein Missfallen zuzuziehen (was ich nach dem, was Sie gesagt haben und was Mr. Kenyon gesagt hat, und was mein eigenes Ge- wissen und meine tiefsten moralischen Überzeugungen sesagt haben, ohne Zögern zu dieser Stunde täte!) nnd notwendigerweise Gefahr zu laufen, dass ich meine Schwester und meinen Bruder dem gleichen Missfallen aussetzte .. wovor ich bange und z ‘rückschrecke, und ich fühle, es auf mich zu nehmen, ist unmöglich Die bitterste »Tatsache« von allem ist die, dass ich geglaubt habe, Pıpa liebe mich mehr, als er es offent:- tut: doch ich hedaure nie, zu wissen... ich meine, ich möchte nie mei» Wi’sen von etwas ungeschehen machen ... wäre es auch der Geschmack der Äpfel am See des Todes und icn 'nuss dies hinnehmen, wie alles andere. Inzwischen kommt Ihr Brief und wenn ich mir sehr unglücklich erscheinen könnte, nachdem ich ihn gelesen habe. nun, glauben Sie, es wäre alles Anmassung auf meiner Seite.

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Kann Ihnen soviel an mir liegen... Ihnen? So ist das Licht genug, um all die Schatten zu erklären und sie beinahe dem Blick entschwinden zu lassen die Schatten des Lebens hinter mir... Mut zu fassen und freudig zu sein, das bleibt, wie Sie sagen, als Alternative und (der Winter mag milde sein) lieber in Gottes Hände zu fallen, als in der Menschen: und ich werde also für Ihren November hier sein, vergessen Sie das nicht!!)...

RER EBD.

Dienstag Morgen. (Poststempel: 14. Oktober 1845.) Seien Sie sicher, meine eigene, liebste Geliebte, es ist zum besten so; wird sich schliesslich als das beste zeigen. Es ist jetzt schwer zu tragen aber Sie haben es zu tragen; kein anderer könnte es, und Sie, ich weiss, denn ich kenne Sie Sie werden diesen einen Winter gesund bleiben, wenn Sie können, und dann da ich in dieser Liebe zu Ihnen nicht selbstsüchtig bin, das sagt mir mein eigenes Gewissen dann wünsche ich, ernst- licuer als ich je wusste, dass man wünschen könne, Ihnen zu gehören und bei Ihnen zu sein, und, so weit es in diesem Leben und dieser Welt möglich ist, SIE zu sein und kein Hindernis macht mich einen Augenblick fürchten oder sorgen, ausser einem; aber das eine ist gerade Ihre kleine Haid, wie ich sie mir in Ihrem kleinsten Interesse erhoben denken könnte und ehe das geschieht, schweige ich und würde ich immer schweigen. Aber

jetzt was soll Sie diese Hand erheben lassen? Ich will jetzt nicht reden; es soll nicht scheinen, als wolle ich Ihre gegenwärtigen Gefühle ausnutzen wir wollen ver-

Im November 1845 erschienen Brownings „Dramalfic Romances and Lyries“ als No. VII der »Bells and Pomegranates«.

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nünftig sein und alles erwägen und die Folgen bedenken und sie voraussehn aber zuvor will ich zeigen... wenn das nötig ist, warum doch ich fange zu reden an und sollte es nicht, ich weiss!

Gott schütze Sie, Liebe!

ROBERT BROWNING.

E.B.B. an R.B.

Mittwoch. (Poststempel: 16. Oktober 1845.)

Ihren Brief, der mich gestern Morgen hätte erreichen sollen, erhielt ich erst fast um Mitternacht zum Teil durch die Exzentrizität unseres neuen Briefträgers, der sich ein Vergnügen daraus macht, den Briefkasten zu benutzen, ohne dass er klopft; und zum Teil durch die Verwirrung des Hauses, durch allerlei Krankheit . . selbst die Dienstboten sind krank .. einem von ihnen ist ein Blutgefäss gesprungen denn neue Fieberfälle haben wir nicht; ... und der liebe Occy wird Tag für Tag langsam besser. Und ganz spät gestern Nacht wurden im Briefkasten fünf Briefe gefunden, und meiner .. Ihrer... darunter was erklärt, dass ich ihn erst jetzt zu beant- worten beginne. Was soll ich sagen als dieses . . dass ich weiss, was Sie sind... und dass ich auch weiss, was Sie mir sind und dass ich dieses Wissen als mehr als genügende Entschädigung für schlimmeren Verdruss als diesen kürz- lichen annehmen würde. Also lassen Sie uns nicht mehr davon reden: und man braucht auch nichts mehr darüber zu sagen, selbst wenn er nicht, wie ich mit Ihnen glaube, ein gutes Ende haben sollte. Sie können ganz sicher sein, dass ich diesen Winter gesund bleibe, wenn es auf irgend eine Art möglich ist, und dass ich mich nicht niederwerfen lassen will, wenn der Wille etwas tun kann.

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Ich staune darüber, wie ich, wäre alles so nur ein Jahr früher geschehen (aber dann hätte es nicht ganz so ge- schehen können), wie ich dann sicherlich wäre nieder- geworfen worden und wie es jetzt anders ist... und wie es nur Dankbarkeit c gen Sie ist, wenn ich sage, dass es jetzt anders ist. Mein Käfig ist nicht schlechter, sondern besser, seitdem Sie das grüne Fleckchen dazu brachten und gegen die Drähte schlagen, das öffnet keine Tür. Wir werden sehen... und Gott wird alles übersehen. Und inzwischen werden Sie keine Über- schwänglichkeiten reden; und niemand braucht die Hand hochzuhalten denn, wie ich sagte und sage, ich gehöre Ihnen, bin Ihr eigen nur nicht zu Ihrem Schaden. Also lassen Sie uns vom ı. November reden und von den Gedichten, die dann kommen sollen —.... Und Sie werden den ganzen Winter über kommen und mich besuchen ... wenn Sie sich nicht lieber entschliessen, ins Ausland zu gehen, was vielleicht besser ist... besser für Ihre Gesundheit? und in dem Fall habe ich Ihre Briefe...

Fast zwangen Sie mich zu einem Lächeln, dass Sie es zu sagen für nötig hielten, Sie seien nicht »selbst- süchtig«. Hat Sir Perciv ! das über den runden Tisch hin zu Sir Gawaine gesagt, in jenen Zeiten des Rittertums, zu denen Sie der Seele nach gehören? Gewiss sind Sie nicht selbstsüchtig! Gott behüte Sie.

Stets die Ihre

ELIZABETH B. BARRETT.

EB,B.ARD. Freitag. (Poststempel: 17. Oktober 1845.) ... Ihre wundervollen Blumen! nicht weniger wundervoll, weil sie gestern haben auf Wasser warten

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müssen. So frisch wie je waren sie; und während ich sie ins Wasser stellte, meinte ich, Ihr Besuch dauerte all die Zeit fort. Auch noch andere Gedanken hatte ich, die mich blind, ganz blind auf die kleinen blauen Blumen niederzublicken zwangen ... während ich dachte, was ich eine Stunde vorher nicht hätte sagen können, ohne in Tränen auszubrechen, die dann schneller geronnen wären. Wenn ich jetzt sage, dass ich nie vergessen kann; dass ich mich an Sie gebunden fühle, wie ein menschliches Wesen mit einem anderen nicht enger verbunden sein kann; und dass Sie mir in diesem Moment mehr sind, als die ganze übr'ge Welt, so heisst das nur, dass ich in neuen Worten sage, es wäre ein Unrecht gegen mich selber, wenn ich Ihr Glück in Gefahr brächte und Ihre Grossmut zu missbrauchen schiene. Was mich angeht... obgleich Sie gestern Worte vom Zeugnis eines »Dritten« fıllen liessen ... es wäre ungeheuerlich, wollte man es für nötig halten, mein Vertrauen zu Ihnen zu rechtfertigen ich traue Ihnen unbedingt und bin nicht zu stolz, Ihnen alles zu verdanken. Aber jetzt lassen Sie uns abwarten, was dieser Winter tut oder vernichtet während Gott sein Teil zum Guten tut, wie wir wissen. Ich werde Ihnen niemals, irgend einem menschlichen Einfluss gehorchend, fehlen das habe ich versprochen - aber Sie müssen dies Versprechen von jenem anderen unterscheiden, das zu geben ein Unrecht wäre. Möge Gott Sie behüten Sie, dessen Fehler ist, zu grossmütig yu sein. Sie sind nicht wie andere Menschen, wie ich von Anfang an sehen konnte nein ....

Und wenn Sie statt Dienstag lieber Montag kommen, so sehe ich nicht, warum darauf ein »nein« erfolgen sollte, Urteilen Sie ganz, wie es Ihnen passt. Nur müssen wir in der allgemeinen Praxis klug sein und zu häufige Besuche aus Furcht vor Schwierigkeiten ver- meiden. Ich bin Cassandra, wie Sie wissen, und rieche

Briefe Browning-Barrett. 8

Mord im Badezimmer. Es würde in den Tatsachen keinen Unterschied machen, grossen aber in der Behaglichkeit. Ewig die Ihre

E.B.B. an R.B,.

(Poststempel: 22. Oktober 1845.)

Selbst auf die Gefahr hin, Ihnen ein wenig lästig zu werden, muss ich ein paar Worte sagen, damit kein Miss- verständnis zwischen uns entstehe und zwar, bevor ich schlafe heut Abend. Heute und auch schon vor heute habe ich mich über die Art gewundert, in der Sie meine Bemerkungen über Ihre Besuche hinnahmen, denu ich glaubte, ich hätte Ihnen schon längst genügend klar ge- macht, wie gewisse Fragen in diesem Hause geordnet sind, und wie um meinetwillen, noch selbst um Ihret- willen, keine Ausnahme zu erwarten war. Sicherlich habe ich Ihnen das schon vor langem klar gesagt. Ich wollte auf derselben Spur in meinem letzten Brief nur sagen .. (aus Furcht, falls Sie wünschten, öfter zu kommen, könnten Sie es für unfreundlich von mir halten, wenn ich es nicht zu wünschen schiene) ... dass, wenn Sie zu oft kämen und es bemerkt würde, Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten ganz von selber folgen würden, und dass es also klug sei, sich keiner Gefahr auszusetzen. Das war Haupt und Stirn dessen, was ich sagen wollte. Der wöchentliche Besuch ist etwas Bestehendes und mag weiterrehen, so lange es Ihnen gefällt und auch da- gegen ist nichts einzuwenden, dass Sie hin und wieder zweimal die Woche kommen .. wenn es nur hin und wieder geschieht... wenn es nicht zur Gewohnheit wird... verstehen Sie? Ich bin vielleicht übertrieben vorsichtig, und sicher ist nicht jedermann im Hause gleich vorsichtig! aber ich schrak wirklich davor zurück, die Ruhe und

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Behaglichkeit des Winters, wie er zu kommen schien, in Gefahr zu bringen .... Und war es etwas Neues, etwas, was Sie beängstigte? Freilich sehe ich vollkommen ein, ob neu oder alt, was es in sich schliesst, mag Ihnen wohl unangenehm sein und es mag sich Ihrem Geist immer von neuem mit wachsendem Unbehagen aufdrängen. Wir sind vielleicht beide durch die vergangenen Ereignisse und Impulse zu weit fortgerissen worden aber es ist nie zu spät, auf seinen rechten Platz zurückzukehren, und ich meinesteils kehre auf meinen zurück und flehe Sie an, teurer Freund, erstens, antworten Sie nicht hierauf, und dann, erwägen und bedenken Sie gründlich »jenen beson.!=ren Fall«, den (das sage ich Ihnen offen, ich, die es weiss), den weder Menschen- noch Engelszungen so ändern könnten, dass er Ihnen weniger Unannehnilich- keiten bereiten würde. Möge Ihnen Pisa die vorzügliche Härte einiger Marmorblöcke beweisen! Urteilen Sie! Aus Motiven der Selbstachtung können Sie wohl einen ent- gegengesetzten Weg gehn... Sie!.. Als ich Ihnen ein- mal... oder zweimal ... sagte, »kein menschlicher Einfluss sollte« etc. etc... da sprach ich für mich urıd übersah Sie völlig und jetzt, da ich mich umdrehe und Sie sche, bin ich erstaunt, dass ich Sie nicht früher sah... da! Ich bitte Sie also, erwägen Sie jenen »Fall« wohl -— und vergessen Sie nicht die anderen handgreiflichen Übel, die die Entscheidung über Pisa über alle Berechnung hinaus verschlimmert hat.. denn wenn der Rauch ab- zieht, sehen wir, welchen Schaden das Feuer getan hat. Und so, und jetzt... ist es also nicht rätlich für Sie, sofort ins Ausland zu gehn... wie es immer Ihre Absicht war, das wissen Sie... jetzt, wo Ihr Buch durch die Presse ist? Wie, wenn Sie nächste Woche gehn? Ich überlasse es Ihnen. In jedem Falle bitte ich Sie inständig, antworten Sie nicht hierauf und seien Sie auch nicht zu hart gegen mich in Ihren Gedanken, wegen

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dessen, was Sie vielleicht Wankelmut nennen nur dass ich vor meinem eigenen moralischen Empfinden ent- schuldigt (ich sage nicht: gerechtfertigt) dastehe. Möge Gott Sie behüten. Wenn Sie gehn, so warte ich bis nach Ihrer Rückkehr damit, Sie zu sehen, und inzwischen habe ich Ihre Briefe. Ich schreibe all dies so schnell ich kann, um es abzutun. Um was ich Sie bitte, ist, allein zu erwägen und überlegt zu entscheiden ... für uns beide! Wenn Sie es vorziehn, jetzt kein Ende zu machen ... nun, das werde ich daran erkennen, dass Sie nicht gehen .. oder Sie können mit einem Wort »nein« sagen... denn ich möchte kein. »Beteuerungen« und Sie können mir vertrauen... es soll sein, wie Sie entscheiden. Sie werden mein Glück am meisten berücksichtigen, indem Sie Ihres berücksichtigen... und das ist mein letztes Wort....

R.B..an E-B.B:

(Poststempel: 23. Oktober 1845.)

Aber ich muss Ihnen antworten und Sie müssen mir auch verzeihen, Liebste. Ich war (um mit dem Anfang anzufangen) sicherlich nicht »geängstigt« ... nur mir gebührend der tiefen Segnung bewusst, die ich die Zeit her genoss, und nicht geneigt, Ihre Fortdauer als etwas Selbstverständliches anzusehen und also den ersten Schatten eines drohenden Fingerzeiges von aussen, die erste Andeutung einer Trennung von einem Ort, wohin in letzter Zeit so viel meines Hoffens und Fürchtens ge- wandert ist, mit Gleichgültigkeit zu behandeln. Da ich Sie kannte, war ich in diesemF:lle sicher, dass, wenn irgend eine nur denkbare Form von Unannehmlichkeiten Sie treffen sollte, ohne mich zu erreichen, dass ich dann nicht zu schnell davon hören konnte so sprach ich so haben Sie gesprochen und so sind Sie jetzt

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entschuldigt«? Nein angestaunt, mit all meiner Kraft des Staunens wegen der seltsam erhabenen Art, mit der Sie beharrlich an mich denken; nun will ich ein für alle Mal nicht für etwas gelten, woran ich nicht den geringsten Anspruch mache. Ich verstehe recht wohl die Würde Ihrer imaginären Selbstentsagung und die Treue an ein gegebenes Wort und die edle Beständigkeit; aber das alles geht nun einmal mich nichts an, nicht das geringste. Ich liebe Sie, weil ich Sie liebe; ich sehe Sie einmal die Woche, weil ich Sie nicht den ganzen Tag lang sehen kann, ich denke den ganzen Tag lang an Sie, weil ich ganz gewiss niemals eine Stunde weniger an Sie denken könnte, wenn ich es versuchte, oder nach Pisa ginge, oder »fort« (in jedem Sinne), um »glücklich zu werden« .. und das ist ein Abenteuer, dem, so scheint es, glauben Sie, Sie auf irgend eine Weise in den Weg getreten sind. Denken Sie doch dies eine Mal, und niemals wieder, darüber nach, wie unmöglich es ist, dass Sie irgend einen Plan von mir (Sie wissen, ich muss Ihre Sprache reden, also werde ich sagen:) hindern, irgend einen möglichen Fortschritt hemmen! Glauben Sie wirklich, ehe ich Sie fand, ging ich in der Welt umher und suchte, wen ich in der Gestalt eines Weibes verschlingen, das heisst, von wem ich mich verschlingen lassen könnte... glauben Sie, ich hätte je von Heiraten geträumt? Was hiesse das für mich, bei dem Leben, in dem ich fest geworden bin wenn man die rationellen Aussichten erwägt, wie das Land gewohnt ist, seine be- stimmte Anzahl Shakespearescher Frauen zu liefern: oder bei »Glück«, »Erfolg« etc. etc. können Sie doch nie auf einen Augenblick mit den Augen der Welt sehen und »reich werden« und all das meinen? Aber wenn Sie das streichen, was fangen Sie da bei jeder Wendung, wenn Sie im Dämmer jagen, um zu fassen, was an mir gut ist, was als sich selbst?

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Ich weiss wer es hat, gefangen hat und es an seinem Herzen zu bewahren gedenkt die am meisten betroffene Person: ich, Liebste, der nicht die uninteressierte Rolle spielen kann undSie Ihre »Beteuerung« vergessen heissen .. was könnte ich haben, um mich daran zu halten, komme, was da will, Jahre hindurch, dieses ganze Leben hindurch, wenn Gott es so entscheidet wenn ich nicht sicher wäre, sicher, dass im ersten Moment, Sie mich »in der Beziehung« bei sich dulden können, Sie sich erinnern und demgemäss handeln werden? Ich würde, wie Sie wissen, mein Leben jeder denkbaren Richtschnur an- passen, die es Ihrem Leben ermöglichte, mit ihm zu ziehen, und all das wenige, was es wert ist, zu besitzen.

Was Ihre Freunde angeht.. was man überwinden kann, jeder nur irgendwie vernünftige Widerstand wird, denke ich, leicht zu beseitigen sein. Sie wissen, als ich kürzlich von der »Selbstsucht« sprach, von der ich mich frei zu glauben wagte, da meinte ich kaum die niedrigen Fehler einer... ich werde sagen, anderen Organisation als meiner die Fehler in Menge hat, aber diese uicht.... Die Selbstsucht, die ich von mir weiss, ist eine, die gar viele Frauen und auch Männer »wahre Leidenschaft« nennen unter deren Einfluss ich sagen müsste: »Seien Sie mein, was auch für Sie daraus entsteht« aber ich weiss es besser, und Sie wissen es am besten und Sie kennen mich, trotz dieses ganzen Briefs, der ohne Zweifel, das fühle ich, nichts ist als liebe, ganze Güte und Herzlichkeit, auf die Gott weiss, ob ich stolz bin oder nicht und jetzt werden Sie mich lassen, nicht wahr? Lassen Sie mich meinen Willen haben, mein Leben leben und meine Liebe lieben.

Unterdessen bin ich mit dem Gebet zu Gott, Sie immer zu behüten.

ROBERT BROWNING.

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E.B.B. an R.B.

Freitag.

(Poststempel: 25. Oktober 1845.)

Ich schrieb gestern kurz, um meinen Brief nicht dadurch länger zu machen, dass ich ihn behielt; und ein paar letzte Worte, die nach Recht zu ihm gehören, müssen ihm folgen .. müssen: denn ich möchte Ihnen sagen, dass Sie mir wirklich nicht zu versichern brauchen, Vierecke seien nicht rund, und Sie wicht »selbstsüchtig« ! Sie wissen, es ist Torheit, solche Überflüssigkeiten zu reden, und kein Kompliment .. ich will nicht sagen für mein Wisse von Ihnen und meinen Glauben an Sie... sondern für nıeinen Verstand im allgemeinen. Warum müssen Sie mir über- haupt sagen .. viel weniger zum dritten oder vierten Mal... »ich bin nicht selbstsüchtig«? mir, die nie... wenn ich im tiefsten Schlaf und träumend lag.. nie im ‘Traum Ihnen einen solchen Fehler in irgend einer Form zugesprochen hat. Versprechen Sie, es nicht wieder zu sagen nun, versprechen Sie! Denken Sie, wie das meinen Ohren klingen muss, wenn ich wirklich und wahr- haftig bisweilen Eifersucht auf mich selber empfunden habe . . auf meine eigene Gebrechlichkeit .. und gedacht, Sie kümmerten sich nur deshalb um mich, weil Ihre Ritterlichkeit sie mit silbernem Ton berührte und ohne sie wurden Sie auf der anderen Seite vorübergehn: ja, wohl zwanzig Mai habe ich das gedacht und mich ge- quält undankbare Qual! Gegen dieses zu offene Be- kenntnis will ich um ein anderes schweigendes Ver- sprechen bitten .. ein schweigendes Versprechen nein, doch zuerst muss ich etwas anderes sagen. ....... Und das schweigende Versprechen, um das ich Sie bitten wollte, ist dies dass wenn Sie mich jemals verlassen sollten, so soll es (obgleich Sie nicht »selbstsüchtig« sind) um Ihret- und nicht um meinetwillen sein; zu Ihrem

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Guten und nicht zu meinem. Ich bitte darum - _ nicht weil ich uninteressiert bin, sondern weil eine Klasse von Motiven gültig wäre und die andere nicht einfach aus dem Grunde,

Dann meinte die Jeume qui Darle (bei einem Rück- blick über das Gesagte) auf der ersten Seite dieses Briefes nicht, es verletze sie auch nur einen Moment in ihrem Stolz, wenn sie ihrem Unglück irgend etwas verdankt. Es war nur, weil das Unglück etwas Äusserliches. nichts Wesentliches ist. Wäre es ein äusseres Glück gewesen, so wäre es ebenso nein, nicht ebenso! sondern weit schlimmer. .

R.B. an E.B.B.

(Poststempel: 27. Oktober 1845.) p

Wie gibt man »schweigende Versprechen« ... oder vielmehr, wie teilt der Versprecher die Tatsache denen mit, die es angeht? Ich weiss, auf den weissen Streifen am Kopf meiner Briefe wie dieses Briefes si: iele, sehr viele unaussprechbare Gelübde und Versprechen ge- geben das heisst, niedergedacht, und der Feder nicht anvertraut, die sich immer zu sehr schiämte sondern aufgegeben und durch die armen Formeln ersetzt, denen die Feder gewachsen ist; und das wäre mir eine frohe Minute, in der Sie diese Versprechen sammeln und an- nehmen wollten weil sie meiner nicht so ganz un- würdig wären viel weniger Ihrer! Ich würde es kraft ihrer dulden, wenn man mir je!.n Wert zuschriebe, der in tiefer, wahrster Liebe und Dankbarkeit liegen kann

Lesen Sie dort auch meine schweigende Antwort!

Ihr ganzer Brief ist ein Trost: wir wollen diesen Winter und nachher glücklich sein, fürchten Sie nicht...

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Mittwoch Abend. (Poststempel: 30. Oktober 1845.) »Ärgerlich« auf Sie! Oh, Klugheit ist ganz schön, und ohne Zweifel sollte man sagen: »Natürlich werden wir kein Leben erwarten, in dem der gewöhn- liche Teil etc. etc. fehlte«e aber die Wahrheit ist noch besser und schliesst ausserdem die höchste Klugheit ein, und ich glaube, dass wir glücklich sein werden, das heisst, dass Sie glücklich sein werden: Sie sehen, ich wage zuversichtlich das Ende von dem allen zu erwarten .. so ist es in meinem Leben der Wunder immer mit mir

gewesen in meinem Leben absoluter Wunder, mit Gottes Hand über allem... Und dieses letzte und beste

von allem hätte nie so begonnen, wäre nie so weiter gegangen, um hier, in dieser Welt, auf die kurze Zeit noch plötzlich abzubrechen.

Also versuchen, versuchen Sie, Liebste \:de Methode, ergreifen Sie jedes Mittel, um eine solche Erfüllung zu be.chlöunigen. ©, wir werden Italien zusammen sehen! Ich könnte, würde, will mich mit Ihnen in die vier Wände eines Zimmers einschliessen und Sie nie verlassen und am meisten dann »ein Herr des unendlichen Raumes« sein aber, um mit Ihnen nach Italien oder Griechen- land zu reisen. Sehr eitel! ich weiss, all solche Tages- träume! und undankbar auch, da ich hier das wirkliche genügende Glück besitze, dass ich der Ihre bin und weiss, dass Sie es wissen und mich sagen lassen, immer der Ihre.

Gott behüte Sie, meine Teuerste

E.B.B. an RB.

(Poststempel: ı. November 1845.) Den ganzen Tag heute, Freitag, war Miss Mitford hier! Sie kam um zwei und ging um sieben und

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mir ist, als hätte ich in Harriet Martineans Parlament eine Fünf-Stunden-Rede über die Korngesetze gehalten ; .. so müde bin ich. Nicht als ob die gute Miss Mitford nicht zugleich für sich und mich geredet hätte... natürlich hat sie das getan. Aber ich musste einmal wenigstens zehn Minuten lang antworten, und Flush, mein ge- wöhnlicher Gesellschafter, verlangt nicht soviel und so bin ich müde und ruhe mich nun über diesem Bogen aus. Ihr Name wurde heute nicht ein einziges Mal ge- nannt; ein wenig durch nein Geschick: wenn ich Sie am Ende einer Allee von Gedankenverbindungen erblickte, zog ich die Unterhaltung in eine andere Allee hinein denn ich fürchtete Fragen, wie ich sie jeden Moment erwartete, wo ein paar Frauenaugen dahinter standen, und die sind schlimmer als Mr. Kenyon, wenn er die Brille aufsetzt. So wurde Ihr Name nicht ausgesprochen ich sage nicht, dass er es nicht in Gedanken wurde vielleicht sind, als ich sie in Chevy Chase verlor und plötzlich bei Isidore, der Friseurin der Königin, wieder- fand, meine Gedanl:en zu Ihnen fortgewandert, und zu Ihrem unbeantworteten Brief, derweilen sie allmählich von jenem zu diesem überging des Gegenteils bin ich nicht sicher. Und Isidore, sagt man, liest Beranger und soll die literarischste Person bei Hofe sein und war, muss man wohl annehmen, nicht in Chevy Chase. Man muss wohl notwendig Unsinn schreiben denn ich habe ihn da geschrieben. Der Sinn und die Wahrheit ist, dass Ihr Br.:f auf den Grund meines Herzens ging, und dass meine Gedanken seither und während all des Redens heute unablässig um ihn herum gegangen sind. Ja, wirklich, Träume! Aber was kein Träumen ist, ist dies, und dies: dies Lesen dieser Worte dieser Beweis dieser Liebe alles dies, was Sie mir sind, und dessen volle Bedeutung Sie nicht erraten können, ob Sie auch dramatischer Dichter sind... nicht können .. weil

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Sie nicht wissen, was mein Leben bedeutei®, ehe Sie es berührten .. und mein Engel am Tor des Kerkers! Mein Wunder ist grösser als Ihre Wunder . . ich, die ich noch gestern allein hier sass, so meines eigenen Seins müde, dass ich, um selbst an meinen Gedichten Interesse zu nehmen, sie gewaltsam emporheben musste und von mir trennen, und sie von mir hinaus in den Sonnenschein werfen, wo ich nicht war und ich fühlte nicht einmal von dem Licht, das auf sie fiel und machte mir nur etwas wie eine Freude und ein Interesse an der mit ihnen verbundenen imaginären Persönlichkeit zurecht .. und wusste doch, dass all das mein Aussen war, das Aussen von mir selber.. und mir war, als berührte ich es nicht einmal mit dem Ende meines Fingers .. und ich nahm es als Spott und als eine Bitterkeit, wenn man darauf bestand, es mit mir zu verwechseln. Krankhaft war es, wenn Sie so wollen vielleicht sehr krankhaft

aber all diese Haufen von Briefen, die einer nach dem andern ins Feuer wandern, und die zu schreiben, weil ich eine Frau bin und Verse gemacht habe, den Briefschreibern Ihres Geschlechts so viel Vergrügen macht, um zu sehen, »was danach kommt« .. einige, ich weiss, aus freundlichen Motiven . . schön . . aber wie konnte das alles mir auch nur einen so schmalen Streif Sonnen- scheins geben, wie Flush ihn bisweilen am Boden findet, um grad seine Schnauze hineinzulegen, während beide Ohren draussen im Schatten sind? Er war nicht für mich .fürmich..auf irge eine Weise: er war nicht in meinem Bereich es schien, ich konnte ihn nicht berühren, wie ich sagte. Flush kam näher, und ich war ihm dankbar .. ja, dankbar .. weil er nicht müde wurde! Ich habe es dankbar empfunden und ihm geschmeichelt .. ja, geschmeichelt ... wenn er lieber den ganzen Tag lang bei mir blieb, als nach unten ging. Und dankbar war ich auch mit Grund und bin es meiner eigenen Familie,

weil sie mich nicht sehen liess, dass ich eine Bürde war. Das sind Tatsachen. Und wie soll ich nun empfinden, wenn Sie mir sagen, was Sie mir gesagt haben und was Sie »könnten und würden und wollen« und nicht sollen?,. aber wenn Sie es mir sagen?

Nur vergessen Sie nicht, dass solche Worte Sie

immer freier machen wenn Sie freier als frei sein können gerade wie jedes mich glücklicher und reicher macht durch Sie zu reich, um irgend eine Schuld zu

fordern. Möge Gott Sie immer behüten. Als ich jenen Brief schrieb, um Sie das erste Mal kommen zu lassen, wissen Sie, da liefen mir die Tränen die Backen her- unter... ich hätte nicht sagen können, warum: zum Teil mag es blosse Nervosität gewesen sein. Und dann war ich ärgerlich aufSie, dassSie kommen wollten, wie alle anderen, und ärgerlich auf mich, weil ich es Ihnen nicht abschlagen konnte wie den anderen. Wann kommt das Buch heraus? Nicht am ersten, darüber beginne ich mich zu freuen. Immer die Ihre

ELIZABETH B. BARRETT.

R.B.an E.B.B.

Sonntag Abend. (Poststempel: 10. November 1845.)

Wenn ich von meinem Besuch bei Ihnen zurück- komme und über das alles nachdenke, dann finde ich nie auch nur das geringste Wort von Ihnen, mit dem ich mich nicht beschäftigen könnte, und dann wünsche ich immer, mit einigen... um nicht zu sagen, allen .. Gedanken und Träumen, die es sicher aus mir heraus- lockt, zu Ihnen zurückzukehren. In Ihnen ist nichts, was nicht alles aus mir herauszieht. Sie besitzen mich,

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Teuerste... und nichts hilft mir, das alles auszudrücken, keine Stimme noch Hand, ausser die‘®r meiner, die vor dem Versuch zurückschreckt ur i sich avwendet. So müssen Sie geduldig weitergehen und mich mehr und mehr kennen lernen, und Ih:v sanze Gewalt über mich, und ich will mich völlh,, ir Threr Kenntnis trösten Ihrem Scharfsinn, Ihrer Intuition irgend- wie, muss ich glauben, können Sie zu dem gelangen, was hier, in mir, ist, ohne dass ich mir anmasse, es zu erzählen oder zu schreiben. Aber, wenn ich auf die grossen Aufgaben verzichte, so ist kein Grund, warum ich nicht jede Gelegenheit ergreifen sollte, um einen der weniger wichtigen Punkte, die sich in unserem Verkehr erheben, klarzustellen.. wenn ich denke, ich könne es mit dem geringsten Erfolge tun. Zum Beispiel liegt es mir auf der Seele, zu erklären, was ich gestern damit meinte, dass ich hoffte, das grosse Glück, das ich in den Briefen empfinde, und die Hülfe durch Ihre Kritik möchten nicht auch mir durch den Argwohn getrübt werden, dass jene Arbeiten, zu denen Sie geboren sind, durch solche Grossmut gegen mich im geringsten aufgehalten werden. Liebste, ich glaubte an Ihren glorreichen Genius und erkannte ihn als einen echten Stern in dem Moment, wo ich ihn sah, längst, ehe ich wusste, dass es MEIN Stern war, und dass er mein Schicksal und meine Zukunft enthielt. Und wenn ich von mir selber fort- trete und besser und klarer zusehe, dann fühle ich mit Ihnen, dass ein paar Briefe mehr oder weniger schreiben, viele oder wenige Reime eines anderen lesen, diese Ihre Kraft nicht wesentlich beeinflussen kann dass Sie einen leicht so